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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Junge. Du wirst ohne mich niemals zu deiner Mutter zurückfinden, auch wenn du das vielleicht hoffst. Niemals. Ist das klar?«
    »Genau deshalb bemühe ich mich ja, Sie zu ertragen«, gab Samuel zurück. »Und wenn es noch ein oder zwei Reisen dauert, glauben Sie mir, ich werde es überleben . . .«
    »Umso besser! Zumindest wissen wir beide, woran wir miteinander sind. Und jetzt stell dich vor die Mauer und rühr dich nicht.«
    Samuel gehorchte, während der Tätowierte die halb abgebrannte Fackel auf den Sockel des Sarkophags legte und einen der Goldreifen mit den Scheiben des Thot aus seiner Tasche zog. Er hantierte an den Münzen herum – leider konnte Sam nicht erkennen, was er machte -, dann trat er vor den Sonnenstein, der sie hierhergebracht hatte. Er platzierte den Goldreif auf der Sonnenscheibe und setzte so eine Kugel reiner Energie frei, die den Raum mit ihrem wohltuenden Licht erfüllte.
    »Gesicht zur Wand«, kommandierte der Tätowierte.
    Sam bemühte sich, die Stofffetzen einigermaßen zusammenzuhalten, drehte sich zu der großen Thot-Statue und hoffte, Rudolf würde nichts Verdächtiges auffallen. Wie würde er ihn diesmal bewusstlos schlagen? Mit einem Krug? Mit dem Revolvergriff?
    »Gut«, sagte der Tätowierte, während er hinter Sam trat. »Und jetzt zu uns beiden, kleiner Faulkner.«
    Er bohrte ihm seine Waffe in die Seite, legte ihm den anderen Arm um den Hals und drückte zu. Sam versuchte noch, sich zu wehren, doch es schnürte ihm schon die Luft ab. Schon einmal, im Museum von Saint Mary, hatte er mit Rudolfs erstaunlichen Kräften Bekanntschaft gemacht.
    »Ganz ruhig, kleiner Faulkner«, raunte er ihm ins Ohr. »Wir werden jetzt ein bisschen Karussell fahren.«

 
30.
     
    Der Hüter der Sonnensteine
    »Los, steh auf!«
    Samuel bekam einen heftigen Stoß in die Rippen und sackte auf dem Boden nur noch mehr in sich zusammen, immer noch vollkommen benebelt von den Auswirkungen des Zeitsprungs.
    »Steh auf!«, wiederholte Rudolf lauter.
    Ein zweiter Fußtritt traf seine Hüfte und Sam kam mühsam auf die Knie. Bilder und Eindrücke wirbelten in rasender Geschwindigkeit in seinem Kopf herum: Rudolf, der ihn brutal würgte und dann wie einen Sack über den Boden schleifte; der Energieball, der auf dem Sockel aufflammte; der Lavastrom, der ihn verschlang, obwohl er schon halb erstickt war . . .
    »Was hast du eingefädelt, he?«, schimpfte Rudolf. »Kein Armreif mehr auf der Sonne und auch keine Münze mehr . . .«
    Samuel blinzelte. Er sah nur einen sehwachen Lichtschein, dafür aber umso deutlicher den Lauf des Revolvers, fünf Zentimeter vor seiner Nase. Es sah sogar aus, als ob Rudolf zitterte.
    »Und diese Zeit, warum hast du mich in diese Zeit geschickt? Rede!«
    Der Tätowierte drückte ihm die Waffe an die Schläfe und zwang ihn aufzustehen. Samuel rappelte sich mühsam hoch, immer noch mit gefesselten Handgelenken, und warf einen Blick durch die Grabkammer. Dieses Mal waren sie neben der großen Thot-Statue angekommen und zu ihren Füßen zeigte sich der zweite Sonnenstein. Leer . . . Setnis Sarkophag ruhte auf dem Sockel und im hinteren Teil des Raumes erkannte man den von Chamberlains Ausgrabungstrupp angelegten Gang. Von dort kam auch der Lichtschimmer, der die Kammer schwach erhellte . . .
    Unter anderen Umständen hätte Sam sich gefreut. Er hatte seine Wette gewonnen. Dank Allans arabischer Münze war er in der gewünschten Zeit zu Setnis Grab zurückgekehrt, und wie es schien, nach dem Zusammentreffen mit seinem Vater. Denn kurz danach hatte Sam Chamberlains Revolver versteckt. Wenn er nur endlich diese Fesseln loswerden und an die Grabbeigaben herankommen könnte . . .
    »Wenn du mir nicht sofort sagst, wie man diesen Ring findet«, drohte der Tätowierte, »drücke ich ab, das schwöre ich dir!«
    Obwohl er im Halbdunkel nicht gut zu erkennen war, wirkte Rudolf seltsam blass und er schien zu frösteln. Ein Fieberschub, wie bei Lili und Alicia nach ihren Zeitreisen? Oder einfach die Angst, dass er dabei war, die Kontrolle zu verlieren?
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Sam, um Zeit zu gewinnen. »Ich habe nie behauptet, dass ich die genaue Gebrauchsanweisung habe! Alles, was ich weiß, ist, dass man irgendwie die beiden Sonnensteine und die beiden Armreife benutzen muss. Sind Sie sicher, dass der erste Goldreif nicht auf der anderen Seite ist, mit allen Münzen?«
    Zu seiner Überraschung blaffte Rudolf ihn diesmal nicht an oder drohte, ihm Blei ins Gehirn zu pusten,

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