Der magische Reif
Inneren versteckt ist«, versicherte Sam. »Ich nehme an, man muss sie nacheinander benutzen, um zu dem Ring zu gelangen.«
»Sie nacheinander benutzen . . .«, wiederholte Rudolf skeptisch. »Was ist denn das wieder für eine Geschichte?«
»Auf derselben Seite der Abhandlung waren auch eine Reihe seltsamer Zeichen auf den Sockel gemalt. Vielleicht versteckte Anweisungen . . . Sehen Sic doch selbst nach!« »Versteckte Anweisungen . . .«
Rudolf runzelte die Stirn und ging ein paar Schritte rückwärts, um sich hinter den Sockel des Sarkophags zu stellen. Im Vorbeigehen nahm er die Taschenlampe auf und ließ sie, den Revolver nach wie vor auf Sam gerichtet, über die Stelle wandern, wo bald Setnis Sarkophag stehen würde. Eine Weile starrte er verblüfft auf die Oberfläche des Steinblocks, dann brummte er:
»Und du meinst, du wüsstest, was das bedeuten soll?«
Sam interpretierte diese Frage als Aufforderung, zu ihm zu kommen. Er löste sich von der Wand und trat auf den Sockel zu. Vielleicht hatte er doch noch eine winzige Chance, das Heft wieder in die Hand zu nehmen . . . Im Licht der Fackel leuchteten die beiden Kreise weniger beeindruckend, als sie es vorhin getan hatten, aber sie waren immer noch klar als Gravuren im grauen Stein zu erkennen. Sie wurden zusätzlich von einer Sonne auf der einen und stilisierten Wellen auf der anderen Seite eingefasst.
»Also, ich höre?«, fragte Rudolf.
Samuel überlegte. Auf den Seiten der Abhandlung waren die doppelten Kreise und die Dreiecke in den unterschiedlichsten Anordnungen abgebildet gewesen. Bedeutete das vielleicht, dass man sie bewegen konnte . . .
»Wir sollten versuchen, sie zu drehen«, schlug Sam vor. Ohne seinen Revolver aus der Hand zu legen, drückte Rudolf mit seinem rechten Daumen auf einen der beiden Kreise, der langsam eine Vierteldrehung machte, wobei er knirschte wie eine alte Getreidemühle.
»Ein geheimer Mechanismus, du hattest recht! Unter dem Sarkophag versteckt . . . Dein Vater und ich hatten keine Chance, ihn zu finden! Und jetzt?«
»Jetzt muss man die richtige Kombination eingeben. Die, die direkt zum Ring führen wird.«
Rudolf hob drohend die Waffe.
»Du hast hoffentlich schon eine Idee . . .«
Die hatte Sam in der Tat . . . Eine Idee, die er in gewisser Weise direkt vom Hohepriester Setni bekommen hatte.
»Haben . . . haben Sie schon einmal Setnis Mumie gesehen?«, fragte er.
»Ich kenn sie in- und auswendig«, plusterte der Tätowierte sich auf. »Ich habe sogar schon Schritte unternommen, sie dem Museum von Theben abzukaufen!«
»Dann haben Sie sicher das Symbol auf seiner Brust bemerkt. Zwei Dreiecke übereinander, so wie diese hier . . . Mit den gleichen gelblichen Punkten im Inneren, halb verwischt. Als ich es zum ersten Mal sah, erinnerte mich die Form sofort an eine Sanduhr.«
»Eine Sanduhr!«, rief Rudolf. »Aber ja, natürlich, eine Sanduhr! Das würde die Punkte in den Dreiecken erklären: Sandkörner! In einer Sanduhr sind Sandkörner, nicht wahr? Sehr gut, mein Junge! Wenn du so weitermachst, haben wir Elisa zurückgeholt, bevor Martha überhaupt merkt, dass wir verschwunden sind!«
Samuel ließ sich von den ermutigenden Worten des Tätowierten nicht täuschen. Er wusste nur allzu gut, was dieser seinen Großeltern und seiner Mutter in einer noch nicht sehr alten Version der Vergangenheit angetan hatte. Rudolf kannte nur ein Ziel: alle Faulkners, die sich ihm in den Weg stellten, auszulöschen . . . Nein, bevor er auf diese Versprechungen hereinfiel, musste er ihn erst davon überzeugen zurückzukehren. An denselben Ort zurückzukehren, hieß das, aber zu einer anderen Zeit, nämlich um 1980. Denn in jener Zeit hatte Sam, als er das Ausgrabungslager verlassen hatte, die Waffe des Archäologen Chamberlain hinter einem der Tonkrüge versteckt. Wenn es ihm jetzt gelingen würde, sie wieder an sich zu bringen, hatte er eine gute Chance davonzukommen ... Allerdings unter der Bedingung, dass es ihm endlich gelänge, sich von diesen verdammten Fesseln zu befreien! Er hatte schon die ganze Zeit hinter seinem Rücken versucht, seine Hände herauszuwinden, doch bislang war nur ein Daumen frei geworden. Aber das reichte noch nicht. . .
»Was ist der nächste Schritt?«, wollte Rudolf wissen.
»Logischerweise, wenn man davon ausgeht, dass zwei Dreiecke eine Sanduhr bilden, muss man die richtigen Dreiecke kombinieren, um die richtige Sanduhr zu erhalten.«
»Die, die uns zu dem Ring bringen wird, meinst
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