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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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sondern machte sich selbst daran, den Sockel zu umrunden.
    »Nichts!«, schnaubte er von der anderen Seite. »Weder Armreif noch Münze!«
    »Und der zweite Goldreif?«, fragte Sam. »Ist er auch verschwunden?«
    Der Tätowierte fühlte in seine Tasche.
    »Das verstehe ich nicht«, maulte er und zog das Schmuckstück hervor. »Der andere Armreif lag doch zusammen mit dem Revolver in der Transportvertiefung, aber alles, was uns hierhergebracht hat, ist verschwunden! Also vielleicht erklärst du mir jetzt endlich mal, in was du uns hier hineingeritten hast?« Er zielte mit dem Revolver auf Sam. »Sonst wirst du deine Mutter nie wiedersehen, das kannst du mir glauben.«
    »Vielleicht muss man wieder die Sanduhren in Bewegung setzen?«, schlug Sam vor, während er hinter seinem Rücken an den Fesseln zerrte. »Eine andere Kombination einstellen, die den Ring erscheinen lässt?«
    »Indem man den Sarkophag anhebt, oder?«
    Der Tätowierte schien einen Augenblick nachzudenken, dann machte er sich daran, den Sarkophag des Hohepriesters von seinem Sockel zu hieven. Er hatte ihn vielleicht knapp dreißig Zentimeter beiseitegeschoben, als man aus dem Gang im Felsen knirschende Geräusche hörte. Rudolf wirbelte herum und richtete seine Waffe auf den Zugang.
    »Der Tunnel . . .«, keifte Rudolf. »Verfluchter Faulkner! Natürlich! Deshalb hast du mich hierhergebracht!«
    Wie rasend zuckte er hin und her, seine Waffe abwechselnd auf Sam und auf den Gang gerichtet.
    »Das Ausgrabungslager! Wie konnte ich nur so naiv sein! Du hast uns mit Absicht hierher gelotst . . . Mit Barnboim oder dem Ring der Ewigkeit hatte das gar nichts zu tun! Du hast einfach nur gehofft, Allan würde dir zu Hilfe kommen! Dein lieber Papa, was? Zwanzig Jahre früher!«
    Er atmete stoßweise und gestikulierte zuckend, als ob sein ganzer Körper von einem plötzlichen Juckreiz befallen war. Wurde er allmählich wahnsinnig?
    »Komm raus!«, rief er dem Eindringling zu, der sich seiner Meinung nach in dem Gang versteckte. »Komm raus oder ich mach ein Sieb aus dir!«
    Samuel kamen plötzlich Zweifel: Und wenn sein Vater noch einmal zurückgekommen war, nachdem sie miteinander gesprochen hatten? Um vielleicht noch mehr über ihn zu erfahren? Zuzutrauen wäre es ihm . . .
    »Du rührst dich nicht von der Stelle«, schnauzte der Tätowierte Sam an, der den Hals reckte, um besser sehen zu können. »Du bist noch früh genug an der Reihe.«
    Das Licht aus dem Gang schwankte jetzt von rechts nach links und verzerrte Schatten begannen über die Wände der Grabkammer zu tanzen: Es näherte sich jemand mit einer Fackel oder Ähnlichem.
    »Zwei Faulkners für den Preis von einem!«, jubelte Rudolf. »Das nenn ich eine fette Beute!«
    Die Gestalt eines hell gekleideten Mannes zeichnete sich im Eingang des Tunnels ab. Er streckte die Arme hoch und sein Gesicht wurde von der Sturmlaterne verdeckt, die er in der Hand hielt.
    »Stell das Ding ab, Allan, hab keine Angst«, höhnte Rudolf. »Es ist nur ein Treffen unter alten Freunden . . .«
    Der mysteriöse Besucher schien zu zögern, dann hob er die Laterne langsam zur Seite, als hätte er die Anweisung missverstanden. Samuel war wie erstarrt, als er die Gestalt erkannte. Der Tätowierte stieß einen entsetzten Schrei aus.
    »Neiiin! Das ist unmöglich!«
    Es war nicht Allan, der dort aus dem Tunnel kam, es war Rudolf! Der junge Rudolf! Der, den Samuel bewusstlos geschlagen hatte, als er sich mit seinem Vater geprügelt hatte! Und den er halb benommen am Boden zurückgelassen hatte, bevor er wieder aufgebrochen war!  Es standen sich jetzt zwei Rudolfe gegenüber!
    Sam blickte ungläubig von einem zum anderen. Der junge Rudolf starrte selbst wie paralysiert auf dieses alter ego mit den grauen Schläfen, das eine Waffe auf ihn gerichtet hielt. Sein älteres Gegenstück wirkte trotz des warmen Lichtscheins nicht mehr nur totenbleich, sondern im wahrsten Sinne des Wortes durchscheinend. Nervöse Zuckungen durchfuhren ihn wie elektrische Schläge von Kopf bis Fuß. Hilflos betrachtete er seinen jüngeren Zwillingsbruder und schien bereits zu ahnen, dass gleich etwas Furchtbares passieren würde: Dieses Zusammentreffen mit sich selbst war gegen die Natur . . .
    Eine halbe Minute lang herrschte Totenstille, dann schien der Tätowierte zur Besinnung zu kommen. Krummbeinig, am ganzen Körper zitternd und mit angespannten Gliedern, als wollte er verhindern, dass etwas aus ihm herausbrach, schwankte er auf Sam zu.
    »Du glaubst

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