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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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von Heilig-Geist«, verkündete sie mit kräftiger Stimme. »Ich bringe dem Papst das ausdrücklich bestellte Marco-Polo-Heilkraut.«
    Sie gab Samuel ein Zeichen, woraufhin er den Beutel öffnete und die seltsame Ginsengwurzel vorzeigte.
    »Ich bin mit Oberleutnant Maladetta, Eurem Vorgesetzten, gut bekannt«, fügte sie an den Älteren gewandt hinzu. »Außerdem komme ich seit vier Jahren regelmäßig zu unserem Heiligen Vater und Ihr müsstet mich eigentlich kennen.«
    Unter dem silberfarbenen Helm zuckte der rotblonde Schnurrbart des Soldaten zustimmend.
    »Perfekt!«, freute sich Mamina. »In diesem Fall und angesichts der besonderen Umstände versteht Ihr doch sicher, dass seine Heiligkeit nicht warten kann? Wenn ihm zu Ohren käme, dass seine Wache die Lieferung seines Heilmittels behindern wollte . . .«
    Der Soldat mit dem großen Schnurrbart warf seinen Kameraden einen fragenden Blick zu, doch sie schienen keinerlei Einwände zu haben.
    »Dieser junge Mann gehört zu mir.« Sie wies mit dem Finger auf Samuel. »Er hilft mir, meine Habe gegen die Diebe zu verteidigen, die sich in der Stadt herumtreiben, und ich brauche seine Hilfe, um die Arzneien des Papstes zuzubereiten.« Wieder ein fragender Blick des Schnurrbarts zu seinen Kollegen, gefolgt von deren Zustimmung. Daraufhin traten die Schweizergarden auseinander und hoben ihre Hellebarden, um den Weg frei zu machen. Schnell zog Mamina ihren Schützling durch das Tor, während sich auf der anderen Seite aufgebrachtes Gemurmel aus der Menge erhob.
    »Ich habe auch Medizin für Clemens VII.«, zeterte eine junge Frau in zerrissenem Mantel.
    »Man soll uns unter dem Schutz Seiner Heiligkeit zur Engelsburg geleiten!«, verlangte eine andere.
    Da jedoch niemand eine ausreichende Empfehlung vorzuweisen hatte, blieben die Wachen unbeugsam. Als das Tor sich hinter ihnen schloss, zupfte Mamma Sam am Ärmel und raunte ihm zu: »Tut mir leid, ragazzo, ich musste die Wahrheit ein wenig verdrehen, ich weiß . . . Aber was blieb mir anderes übrig? Sie hätten uns niemals durchgelassen!«
    Sie durchquerten einen ersten Innenhof, in dem ebenfalls hektisches Treiben herrschte: Soeben verschwand ein Bataillon der Schweizergarde im Sturmschritt durch eine verdeckte Tür; mehrere Gruppen ganz in Weiß oder Schwarz gekleideter Prälaten hatten sich unter den Portalen offenbar zu wichtigen geheimen Besprechungen zusammengefunden; Dutzende von Bediensteten schleppten geschäftig Truhen von teilweise gewaltigen Ausmaßen hin und her. Offensichtlich rechnete hier jeder mit einer bevorstehenden Niederlage und der Erstürmung des Papstpalastes und man beeilte sich, alles in Sicherheit zu bringen.
    »Siehst du die Säulenhalle dort hinten?«, fragte Mamina und zeigte auf einen überdachten Durchgang zwischen zwei Säulen. »Er führt in den Papageienhof. Von dort gelangt man in die Bibliothek des Pontifex. Ich weiß zwar nicht, welchen Empfang sie dir dort bereiten werden, aber wenn dein Herz so daran hängt . . .«
    Sie befreite ihn von den Taschen und Beuteln.
    »Ich für meinen Teil werde versuchen, es in die Engelsburg zu schaffen«, erklärte sie. »Falls du deine Meinung ändern solltest, musst du dort die Treppe hochgehen und der Terrasse folgen, dann holst du mich vielleicht noch ein. Selbst wenn es mir nicht gelingen sollte, zum Papst vorzustoßen, habe ich genügend Kardinäle unter meiner Kundschaft. Einer von ihnen wird mir bestimmt helfen, zur Festung zu gelangen . . .«
    Sie kramte in einem ihrer Beutel und gab Sam ein kleines Stoffsäckchen.
    »Hier, nimm das, falls wir uns doch verlieren sollten ... es ist aus Baldrian gewonnen. Lass es ein paar Stunden in lauwarmem Wasser einweichen und du erhältst einen köstliche Kräutertee, der beruhigend wirkt. Und wenn du unglücklicherweise verletzt werden solltest, musst du nur ein Tuch damit tränken und es auf die Wunde legen: Es ist ein sehr wirksames Mittel gegen Entzündungen. Ich hoffe, du wirst es nicht brauchen!«
    Sie schüttelte ihm herzlich die Hand und verschwand in ihrem typischen wiegenden Gang über die große Marmortreppe. Einen Augenblick war Samuel versucht, ihr zu folgen, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass Hauptmann Diavilo (Il Diavolo!) Alicia gegen ein paar schöne Worte und ein Säckchen Kräutertee freigeben würde. Er brauchte die Abhandlung . . . Also ging Sam Richtung Säulenhalle und gelangte in einen weiteren Innenhof, der von der mächtigen Kirche überragt wurde, die sich gerade im Bau

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