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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Papst Clemens VIL gestellt hat. Sie haben sich zu Beginn des Krieges auf die Seite Karls V. geschlagen und halten jetzt ihre Truppen etwas im Hintergrund, um abzuwarten, wie sich der Wind dreht. Aber glaub mir, ihre Soldaten sind noch übler als die meisten Söldner. Hinterhältiger als die Spanier, gieriger als die Deutschen und böser als alle anderen zusammen. Sollte jemand wie du ihnen in die Hände fallen, ist er verloren, wenn du mich fragst.«
    Samuel schnürte es die Kehle zusammen, als er sich eine gefesselte und in Tränen aufgelöste Alicia inmitten einer Horde hämisch grinsender, gewissenloser Schlächter vorstellte.
    Mit gesenkter Stimme fuhr die Kräuterfrau fort: »Allen voran dieser Hauptmann Diavilo, der sie befehligt. . . Nur damit du dir vorstellen kannst, wie grausam er ist – weißt du, wie seine Soldaten ihn nennen? Il Diavolo – der Teufel!«
    Sie bekreuzigte sich schnell, als könne allein schon die Erwähnung seines Namens den Dämon herbeirufen, und Sam sah ein, dass es vielleicht doch vernünftiger wäre, Helm und Lanze anzunehmen . . .

 
12.
    Die Belagerung von Rom
     
    Dieses Mal befand sich Rom wirklich im Krieg . . . Das Gewitter, das sich kurz zuvor bereits grollend angekündigt hatte, hatte sich wie mit einem Paukenschlag über den Stadtmauern entladen und der erbitterte Kampf, der überall auf den Anhöhen tobte, hatte etwas Irreales. Am Fuß der Mauer rannten die Männer aufgeregt zwischen Feuerstellen hin und her, über denen gigantische Kessel aufgehängt waren, und füllten ihre Eimer mit einer zähflüssigen, kochend heißen Masse, um gleich darauf die Angreifer damit zu übergießen. Ein Stück weiter bildeten andere eine menschliche Kette und versorgten die auf den Wehrgängen postierten Verteidiger mit dicken Steinen und diversen Wurfgeschossen. Ein feiner Regen hatte eingesetzt, ohne jedoch den Nebel aufzulösen, und das Kampfgeschrei, ein dröhnendes Gemenge aus Schmerzgeheul, metallischen Explosionen und verängstigtem Wichern, schien direkt vom Himmel herunterzukommen, als ob sich unsichtbare Götter über den Wolken bekämpften. Von Zeit zu Zeit zerrissen deutlichere Schreie die watteartige Luft und gaben dieser scheinbar überirdischen Gewalt ihre menschliche Dimension zurück: »Die Leiiiter! Schiebt die Leiiiiter weiter nach rechts!« »Pech! Wir brauchen mehr Pech! Schnell!« »Ich sterbe im Namen meines siegreichen Herrn ... Ahhh!« Inmitten dieses Weltuntergangsszenarios bahnte Mamina sich nervösen Schrittes ihren Weg über das feuchtglänzende Pflaster, mit gesenktem Kopf, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um in diesem Chaos nicht zufällig Enzo erblicken zu müssen. Samuel hielt sich dicht neben ihr, die ihm anvertrauten Beutel um den Hals gehängt, während die Konservendose, die ihm als Helm diente, den Schädel einzwängte und seine Füße in den viel zu großen Sandalen schwammen. Dabei stützte er sich auf seine Lanze und versuchte, möglichst kriegerisch auszusehen.
    Die Befestigungsmauern hinter sich lassend, bogen sie kurz darauf in eine enge Gasse und stießen auf eine breitere Hauptstraße, auf der die Menschen kopflos in alle Richtungen eilten. Dutzende düster und schweigsam umherirrender Gestalten kreuzten ihren Weg, einige mit schweren Bündeln beladen, andere einen Karren hinter sich her ziehend, und wieder andere, die plötzlich ohne Grund stehen blieben wie ein Schwärm vom Unwetter aufgestörter Insekten.
    Mamma schien ihren Weg genau zu kennen. Sie ging die von verbarrikadierten Geschäften gesäumte Hauptstraße hinauf, von deren schmiedeeisernen Firmenschildern — Bäcker, Schreiner, Geigenbauer ... – der Regen tropfte. Eingehüllt in diesen düsteren Nebel hatte das Geschäftsviertel Roms etwas von einer Geisterstadt. . .
    Schließlich kamen sie zu einem Platz, der ganz von einem gewaltigen, mehrstöckigen Palastgebäude mit Arkadengängen auf jeder Etage beherrscht wurde. Im Nordflügel, nahe einem Eingangsportal, drängte sich eine reglose Menschenmenge zusammen wie eine verschreckte Schafherde, die auf ihren Hirten wartet. Unbeeindruckt ging Mamina darauf zu und bahnte sich unter Einsatz ihrer Ellenbogen einen Weg bis zum Eingang des Gebäudes, einen verlegenen Sam an ihrer Seite. Dort versperrte ihnen eine Kette von Soldaten in blau-gelb-roter Uniform den Weg, bereit, jeden zu töten, der es wagen sollte weiterzugehen.
    Die alte Dame schob ihre Kapuze zurück und baute sich vor ihnen auf.
    »Ich bin Mamina, Kräuterhändlerin

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