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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Kettenhemd über seine lederne Kleidung, band seine langen Haare nach hinten, um sich einen Metallhelm aufzusetzen, und entschied sich für ein Gewehr mit kurzem Kolben. Zum Abschied drückte Mamina ihn stumm an sich. Er löste sich sanft, aber entschlossen aus ihrer Umarmung und öffnete die Tür. Für einen Moment eroberten die von draußen hereindringenden beunruhigenden Geräusche diesen Ort, in dem die Zeit stillzustehen schien. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal zu Sam um: »Neben dem Ladentisch findest du noch einen Helm und eine Lanze. Wenn du dich nicht eines Tages dafür verwünschen willst, dass du deinen Papst und deine Kirche im Stich gelassen hast. . .«
    Damit knallte er den Türflügel hinter sich zu und gab dem Kräuterladen seine trügerische Ruhe zurück.
    »Welch ein Jammer!«, stöhnte Mamina. »Hinter diesem großsprecherischen Getue ist Enzo nichts als ein sturer Bengel! Ein Kindskopf! Ich hoffe nur, dass er für seinen Eifer belohnt wird und unser Herr so gnädig ist, ihn zu verschonen . . . Was werde ich in diesem Leben eigentlich noch alles mitmachen müssen!«
    Sie ging noch einmal zurück hinter den Ladentisch, machte eine Art komische Verbeugung und legte den Helm und die Lanze, von denen Enzo gesprochen hatte, scheppernd auf der Arbeitsplatte ab.
    »Abgesehen davon spricht nichts dagegen, dich zu bewaffnen, wenn du mich zum Papstpalast begleiten möchtest. Seit Rom unter Belagerung steht, sind die Straßen von Borgo nicht mehr besonders sicher: Bettler und Diebe treiben sich überall innerhalb der Stadtmauern herum. Und wenn ich schon mein Geschäft den Haudegen Karls V. überlassen muss, habe ich nicht vor, ohne meine größten Schätze umzuziehen . . .«
    Sie nahm einen der Schlüssel, die an ihrem Gürtel baumelten, und machte sich an einer Schublade unter dem Ladentisch zu schaffen. Eine sehr schöne, prall gefüllte Lederbörse verschwand in ihrer Tasche.
    »Ein ganzes Jahr Abkochen und Breiumschläge, ragazzo! Mit dem Schweiß einer alten Frau hart verdientes Geld, das kann ich dir sagen! Und wo du schon da bist. . . kannst du genauso gut den Leibwächter spielen für meine Ersparnisse und mich, nicht wahr? Zumindest uns bis zum Papstpalast Geleitschutz geben. Außerdem solltest du auch lieber dort Zuflucht suchen. Ich kann dir Einlass verschaffen, wenn du es wünschst. . .«
    »Das heißt. . .«
    Samuel war unsicher: Vor allen Dingen musste er die Abhandlung von den dreizehn Kräften der Magie auftreiben.
    »Ich habe diese Zeichnung hier bei mir«, sagte er und zog den Plan von Rom aus seiner Tasche. Ein Freund hat mir einige Orte eingezeichnet, die ich unbedingt besichtigen soll, vor allem die Bibliothek. Ich weiß, es ist vielleicht nicht der passende Augenblick, aber ich werde nie wieder die Gelegenheit bekommen.«
    Stirnrunzelnd drehte Mamina das Blatt zu sich.
    »Mmmh ... Ich kenne diese Radierungen, sie werden von fliegenden Händlern in der ganzen Stadt angeboten. Was diese Zahlen angeht . . .«
    Sie kniff nachdenklich die Augen zusammen.
    »Die erste« – sie zeigte auf die Stelle, wo der Sonnenstein versteckt war – »liegt außerhalb der Stadtmauer, nicht weit vom Heilig-Geist-Spital. Aber außer Waisenkindern und Kranken wüsste ich nicht, was es dort Interessantes zu sehen gäbe . . . Du hast recht, die Zwei ist die päpstliche Bibliothek innerhalb der Palastmauern. Angeblich findet man dort die schönste Sammlung von Büchern des Christentums. Ich selbst bin, wie du dir denken kannst, nie dort gewesen . . . Alles, was ich über Pflanzen weiß, habe ich von meiner Mutter gelernt, die es selbst wiederum von ihrer Mutter gelernt hat. Bislang hat noch niemand den Beweis erbracht, dass man in all diesen religiösen oder philosophischen Werken Rezepte für Kräutertees findet! Die Drei hier . . .«
    Sie verzog missbilligend den Mund.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, ist es das Kolosseum. Eine Art großes Theater auf der anderen Seite des Flusses, das aus der Zeit stammt, in der es noch Gladiatorenkämpfe gab. Wenn man Ruinen mag .. . Und im Augenblick würde ich dir sowieso nicht raten, dorthin zu gehen.«
    »Warum?«, fragte Sam, denn die abschätzige Miene der Kräuterhändlerin verhieß nichts Gutes.
    »Den Gerüchten zufolge haben die Männer der Familie Colonna dort Stellung bezogen.«
    »Die Männer der Familie Colonna?«
    »Man merkt, dass du nicht von hier bist, ragazzo! Die Colonnas sind eine alte römische Familie, die sich seit seiner Wahl gegen

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