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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prévost
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Stockwerke widerhallten? Möglich war alles... Doch überall brannte Licht, da waren diese Hemden und der Anzug in der Kleiderkammer, diese Schlüsselkarte in der Jackentasche. Als habe jemand vorübergehend seine Sachen hier abgelegt. Während er den Sonnenstein benutzte?
    Millimeter für Millimeter drückte Sam die Türklinke der zweiten Tür nach unten. Zuerst sah er nur ein Stück Vitrine, dann weitete sich sein Blickfeld bis ans andere Ende des Museums. Der Samurai, der Ritter, alles schien ruhig. Daraufhin wagte er es, die Tür noch ein Stück weiter zu öffnen, um den restlichen Teil des Raumes zu überblicken, als etwas Hartes, Kaltes seine Stirn berührte. Der Lauf einer Waffe . . .
    »Sieh an, der kleine Faulkner!«, rief Rudolf und trat hinter dem Türflügel hervor. »Und ich habe dich schon in 4000 Metern Tiefe auf dem Meeresboden vermutet! Lass los, was du da in der Hand hast, und steh schön langsam auf.«
    Samuel gehorchte und fühlte, wie sich der Lauf immer härter in seine Stirn bohrte, je weiter er aufstand.
    »Tja, so sieht man sich wieder, nicht wahr?« Der Tätowierte grinste breit. »Du scheinst dich kaum verändert zu haben.«
    »Sie schon«, gab Samuel eisig zurück.
    Wie auf dem Foto in Newsweek wirkte Rudolf in der Tat sehr gealtert. Derselbe eckige Kiefer, derselbe harte Blick aus den stahlblauen Augen, jedoch viele Falten in den Augenwinkeln, eine kahle fliehende Stirn und schmutzig grau-weißes Haar. Er trug eins der langen Leinenhemden aus der Ankleidekammer und hielt eine schwarz glänzende Pistole auf ihn gerichtet.
    »Deine Schuld, mein Junge, alles deine Schuld! Wenn du vor sieben Jahren auf mich gehört hättest, wäre ich nicht so weit gekommen . . . Geh einen Meter zurück.«
    Samuel machte drei Schritte nach hinten und stieß gegen die Vitrine mit der Mumie.
    »Perfekt! Und jetzt die Hände auf den Rücken und rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin ein ziemlich guter Schütze und die 357er Magnum hat acht Patronen im Magazin.« Ohne Sam aus den Augen zu lassen, trat er seinerseits zurück bis an einen Safe, der in einem ähnlichen Schrank verborgen war wie die Münzsammlungen. Der Safe bestand aus mehreren Regalen und Sam erkannte mehrere alte Bücher und ein paar verpackte Gegenstände.
    »Du hast mich gerade beim Aufräumen gestört. Ich habe ein kleines Andenken von meiner Reise zu den Skythen mitgebracht, von vor fast zweitausendfünfhundert Jahren. Ich möchte nicht, dass es in die falschen Hände gerät.«
    Mit dem gleichen unerträglich süffisanten Grinsen wies er auf einen herrlichen goldenen, etwa zehn Zentimeter langen Anhänger, der einen Reiter auf einem steigenden Pferd darstellte. Um seine Beute in den Tresor zu legen, musste er sich kurz umdrehen. Samuel nutzte den Moment, um seine Augen zu schließen und sich auf das Verlangsamen seiner Herzfrequenz zu konzentrieren und sie in Einklang mit dem Puls der Zeit in seinem Inneren zu bringen.
    Doch er hatte kaum angefangen, das Klopfen zu spüren, als es ihn wie ein Messerstich in die Brust traf, mit solcher Heftigkeit, dass er meinte, sein Herz würde zerspringen. Seine Beine versagten und er musste sich an der Vitrine abstützen, um nicht zusammenzubrechen.
    »Oh«, fragte Rudolf amüsiert, »ein kleines Unwohlsein? Zu viel Druck vielleicht? Unser Reisender ist wohl noch etwas zu zart, um den Unannehmlichkeiten der Reise zu trotzen? Halt dich bitte gerade und lass die Hände auf dem Rücken . . .«
    Samuel öffnete wieder die Augen und atmete tief, um den Schraubstock zu lösen, der ihm den Brustkorb zusammenschnürte. Er war nicht mehr in der Lage, die Zeit zu verlangsamen ... Entweder war seine Konzentrationskraft erschöpft oder sein Herz machte nicht mehr mit. Oder vielleicht konnte Rudolf ihn daran hindern . . .
    »Ich war ziemlich sauer auf dich«, erklärte Rudolf. »Du solltest mir doch Merwosers Armreif aus Rom mitbringen, erinnerst du dich? Ich weiß nicht, was mit Diavilo passiert ist, seine Erklärungen waren reichlich wirr. Er redete von plötzlichem Verschwinden, Zauberei . . . Wie auch immer, er hat dich wohl entwischen lassen! Und als du nicht wieder in der Gegenwart aufgetaucht bist, dachte ich, du hättest meine hübsche Münze von der Titanic benutzt und wärest als Fischfutter geendet. Offenbar . . .«
    »Offenbar bin ich immer noch da«, fiel ihm Sam ins Wort.
    »Ja, du bist immer noch da!« Rudolf gab ein meckerndes Lachen von sich. »Der letzte Vertreter der Familie Faulkner !«
    Der Satz traf

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