Der magische Reiter reiter1
und eine blonde Strähne fiel ihm ins Gesicht. »Euer Exzellenz.« Neff hob seine Zeremonientrompete an die Lippen, holte tief Luft und blies fünf schräge Töne. Die blechernen Klänge hallten eine Weile durch den Saal, bevor Neff seine atemlose Bekanntmachung fortsetzen konnte. »Darf ich vorstellen …«
Der Besucher kam schon über den Läufer heran. Die Ratsherren erhoben sich. Spürer setzte sich mit gespitzten Ohren und seitlich geneigtem Kopf auf.
»… Seine Lordschaft …«
Der Besucher glitt wie auf Luft dahin, und sein in vielen Farben schillernder Mantel trieb hinter ihm her. Eine Kapuze verbarg sein Gesicht. Hauptmann Mebstone spürte, wie ein Schauder sie durchlief, und sie hatte das Gefühl, dass sich etwas von großer Tragweite ereignete.
Der Besucher blieb vor ihnen stehen und hielt seine ebenmäßige Hand hoch, um Neffs Ankündigung Einhalt zu gebieten. Er verbeugte sich voller Anmut, dann strich er die Kapuze von Gesicht und Kopf.
Der Anblick des strahlenden Goldhaars, das über seine Schultern wogte, raubte Laren fast den Atem. Wenn diese Haare die Sonne waren, dann waren seine Augen der Himmel an einem klaren, rauen Wintertag. Stattlich und aufrecht und dennoch ungezwungen stand der Besucher vor ihnen und lächelte den König und seine Berater an.
»Ich grüße Euch, König Zacharias, Sohn des Amigast. Es ist lange her, seit ich Sacoridiens Grenzen passierte, doch ich finde das Land so schön vor wie eh und je.«
Laren hörte seine melodiöse Stimme, streckte jedoch auch ihren Geist nach ihm aus, um zu erfahren, was sie in diesem Fremden lesen konnte. Doch er verschloss sich vor ihr, und außer, dass er sich gut abzuschirmen verstand, konnte sie nichts über ihn herausfinden.
»Wer seid Ihr?«, fragte Devon. Ihre Stimme klang, verglichen mit der des Besuchers, so blechern wie Neffs Trompete.
»Ich bin Shawdell von Eletien.« Er wartete, bis das erstaunte Aufkeuchen unter den Ratsherren die Runde gemacht hatte. Lediglich König Zacharias bewahrte die Fassung, und auf ihn richtete der Eleter seinen strahlend blauen Blick, als wolle er alle anderen ausschließen. »Wir haben über vieles zu reden.«
Karigan schlief tief und traumlos und lang. Sie war sich vage des nächtlichen Dunkels bewusst, das dem Grau des Morgendämmers wich; verschwommen nahm sie wahr, wie jemand nach ihr sah und Tabletts mit Speisen zurückließ. Sie drehte sich nur auf die andere Seite und schlummerte weiter.
Als ihr Körper rastlos wurde und nicht länger ruhen konnte, schwang sie die Beine über den Bettrand und rekelte sich. Sie zog an den Vorhängen vor dem Fenster und ließ sie unter dem Ansturm des Lichts fallen. Dann, diesmal ganz sachte, schob sie die Vorhänge beiseite und erlaubte ihren Augen, sich an die Helligkeit zu gewöhnen.
Die Unterkünfte standen auf einer leichten Anhöhe. Der Boden fiel schräg zu einer Weide hin ab, auf der Pferde das saftige Frühlingsgras fraßen und mit den Schweifen nach Fliegen schlugen. Hinter dem Feld befand sich eine Reihe von Bäumen, die einer dahinterliegenden hohen Steinmauer etwas weichere Töne verlieh.
Im Dickicht vor dem Fenster zwitscherten Meisen und Ammerfinken. Sie öffnete das Fenster, um ihnen zuzuhören, und erschrak durch eine Bewegung im Schatten der Unterkünfte. Noch eine Waffe. Eine, die sie von drinnen bewachte, und eine weitere draußen.
Karigan wandte dem Fenster den Rücken zu und ließ die Vorhänge wieder davorfallen. Mit einem Seufzer machte sie sich daran, einige der Lebensmittel abzuwaschen und zu essen, die jemand auf dem Tisch abgestellt hatte. Irgendwann würde jemand kommen, um sie zu befragen.
Nach ungefähr einer Stunde stellte Karigan fest, dass sie ungeduldig das kleine Zimmer durchmaß und wünschte, dass Mel oder sonst jemand sie aufsuchen würde, um ihr Gesellschaft zu leisten. Die Überreste des Essens waren von einer Bediensteten fortgeräumt worden, die es zu eilig gehabt hatte, um mehr über die Lippen zu bekommen als eine Entschuldigung für die Störung.
Eine weitere halbe Stunde verstrich, und Karigan starrte aus dem Fenster auf die umhertollenden Pferde und wünschte sich, selbst eines davon zu sein. Das Leben eines Pferds war zweifellos weniger verworren.
Endlich zog ein Klopfen an der Tür sie vom Fenster weg. Eine Reiterin mit roten Haaren und haselnussbraunen Augen trat über die Schwelle. Hauptmann Mebstone. Sie rümpfte die Nase, als sie ihren Blick über Karigan und durch das Zimmer schweifen ließ,
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