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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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aus der Karigan weggelaufen
war, versetzte ihr einen Stich. Ihre Zeit in Selium schien schon eine Ewigkeit zurückzuliegen. Fast, als wäre es ein ganz anderes Leben gewesen. Zumindest kam es ihr so vor, als wäre dieses Schulmädchen, das aus einem albernen Grund, an den sie sich kaum noch erinnern konnte, die Flucht ergriffen hatte, jemand ganz anderer gewesen.
    Sie gelangten in eine weitere Kammer, die enorm groß war und dennoch eine niedrige Decke hatte, die von vielen viereckigen Granitsäulen gestützt wurde. Sie enthielt mehrere Reihen Granitplatten. Alle waren leer.
    »Hier hat sich offenbar schon lange niemand mehr aufgehalten«, sagte Marschall Martel.
    König Zacharias hörte das und erwiderte: »Wir haben so lange Frieden gehabt. Es gab nur wenige Helden.«
    Sie gingen in einen weiteren derartigen Raum und dann in noch einen. Jeder war hell erleuchtet, ganz und gar nicht die dunkle, schattige Gruft, die Karigan sich vorgestellt hatte. Der Steinboden war poliert, in den Türrahmen hingen keine Spinnweben, ihre Füße wirbelten keinen Staub auf. Obwohl kalt, war die Luft rein und ohne den Gestank von Verwesung oder modernden Knochen. Die unbenutzten Bereiche der Burg, durch die Fastion sie geführt hatte, waren erheblich düsterer und gruftartiger gewesen als diese Stätte.
    Dennoch waren Karigans Nerven bis zum Zerreißen gespannt. Sie hatte den Eindruck, als verfolge jemand ihr Vordringen mit unfreundlichem Blick. Manchmal erspähte sie aus den Augenwinkeln die Bewegung eines Schattens, doch wenn sie genauer hinsah, war er fort. Es war, als husche jemand von einer Grabplatte zur nächsten. Außer ihr schien das niemand zu bemerken, also behielt sie es vorerst für sich.
Gräber, Lampenschein und Erschöpfung konnten seltsame Visionen hervorrufen.
    Der nächste Raum war nicht leer. Verhüllte Gestalten lagen wie Schläfer unter hauchdünnen Leintüchern und andere in glänzender Rüstung mit Waffen zu ihren Füßen. Manche ruhten in Sarkophagen, deren Deckel mit Schnitzereien verziert waren.
    Im folgenden Raum und im Raum danach war jede Grabplatte besetzt. Es gab Reihe um Reihe verhüllter Toter. Karigan hielt den Blick auf Marschall Martels Rücken oder auf den Boden gerichtet. Irgendwie war es einfacher, sich mit den Geistern der Toten zu befassen, als zwischen ihren lange verlassenen Überresten hindurchzugehen. Sie fühlte sich überaus sterblich, überaus klein.
    Allmählich stieg der Weg an, und sie hatte den Eindruck, schon Meilen zurückgelegt zu haben.
    »Sacoridien hat wahrlich eine große Anzahl Helden«, bemerkte der Marschall. Im Gegensatz zu Karigan bereitete es ihm keine Probleme, sich umzuschauen.
    »Kriege«, sagte König Zacharias. »Manche dieser Helden stammen aus dem Langen Krieg und der Zeit davor.« Er lächelte seine Begleiter an. »Nur wenige wissen von dem Reichtum, auf dem Sacor ruht.«
    »Den Göttern sei Dank«, sagte Marschall Martel.
    Karigan riskierte einen Blick und sah die Umrisse von Knochen unter einem Leichentuch. Eine andere eingefallene Gestalt war mit Leinen umwickelt.
    Der König blieb stehen, dann flüsterte er Brienne etwas zu.
    »Ja«, sagte sie und deutete in eine ferne Ecke.
    König Zacharias wandte sich Karigan zu und winkte ihr, sie möge ihm folgen. Er ging zwischen den Grabplatten in die
Richtung, in die Brienne gedeutet hatte. Karigan zögerte, kämpfte mit ihrer Abscheu, sich zwischen den ausgedörrten, brüchigen Hüllen zu bewegen. Mit steinerner Miene eilte sie hinter dem König her, vermied jede Berührung mit den Platten und hielt den Blick auf den Boden gerichtet.
    In einem abgelegenen Winkel blieb der König neben einer Grabplatte stehen und blickte auf das hinab, was darauf lag. Es war eine in Leinen eingewickelte Gestalt, von einem Tuch bedeckt. Eine Lage Stoff mit grünblauem Karomuster bedeckte sie von Kopf bis Fuß. Der Kopf war straff bandagiert, so dass die Vertiefungen an Stelle der Augen zu sehen waren.
    An der Wand hinter den sterblichen Überresten hingen ein großes beidhändiges Schwert, ein Kriegsbeil und ein Säbel. Über der Leiche zierte das Porträt einer Frau die Decke, die auf einem stämmigen braunen Hengst ritt. Sie trug das Karomuster über der Schulter, dazu den Säbel, und auf ihrem Schild prangte ein goldenes geflügeltes Pferd auf grünem Feld.
    Wärme durchströmte Karigans Brust dort, wo ihre Brosche angesteckt war. Sie berührte sie. Die Brosche war heiß und schien zu singen – unhörbar –, doch Karigan konnte

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