Der magische Reiter reiter1
wechselten besorgte Blicke und tuschelten miteinander.
»Wie auch immer«, sagte der König, »ich bin in der Lage, unter den gegebenen Umständen die Regeln für eine Nacht zu ändern. Es wäre wahrscheinlich etwas anderes, wenn wir in die Halle der Könige und Königinnen eindringen würden, wo jene von königlichem Geblüt schlafen. In die Allee der Helden ist der Zutritt eher erlaubt; sie verzeiht eher eine Störung durch die Lebenden.« Er sah alle, die ihm folgten, einzeln an, als könne er geradewegs in ihre Seele schauen. Karigan gefiel dieser Blick gar nicht. »Wir werden die Pferde hier zurücklassen. «
Wie ein Mann stiegen die Soldaten ab. Sie ergriffen bündelweise Fackeln, die sie mit sich geführt hatten, und König Zacharias lächelte. »Lasst sie hier«, sagte er. »Wir betreten ein Grabmal, keine Höhle.«
Die Soldaten murmelten unsicher vor sich hin und zuckten mit den Achseln. Rory strich mit der Hand über das Portal und drückte gegen die Abbildung Westrions. Das Portal schwang sofort auf, und nur ein leises Knirschen von Eisen auf Granit war zu hören, was zweifellos der Umsicht der Waffen zuzuschreiben war, die die Gräber bewachten. Ein Schwall kühler Luft drang heraus, die stark nach Erde und Felsen roch.
Einer nach dem anderen betraten sie im Gänsemarsch die
runde Öffnung, die breit genug für einen Sarg und seine Träger war. Der Gang, in den sie gelangten, glich einer Röhre. Er war zwar nicht beleuchtet, doch am fernen Ende schien Licht, und das genügte, um sich zu orientieren.
Erstaunlicherweise war der Gang trocken, und die schillernden Granitwände waren glatt und ohne Risse. Obwohl die unterirdische Welt nicht klamm war, drang Karigan die Kälte durch den Mantel bis in die Knochen.
»Was für ein ungeheures handwerkliches Können«, murmelte der Marschall.
»Es ist bis heute unerreicht«, sagte König Zacharias. »Die Grüfte wurden vielleicht schon vor der Zeit der Kmaern angelegt. «
Die Röhre mündete in eine große Kammer mit niedriger Decke, die von flackernden Lampen erhellt wurde. Karigan hatte den Eindruck, das Gewicht der Erde drücke sie nieder. Die Höhergewachsenen unter ihnen mussten den Kopf einziehen, um nicht an die Decke zu stoßen. In der Mitte des Raums stand eine weitere Sargablage, deren Sockel mit mittlerweile vertrauten Hieroglyphen und uralten sacoridischen Schriftzeichen geschmückt war. Mehrere Gänge zweigten von dieser Kammer ab, doch nur einer war erleuchtet.
Fünf schwarz gekleidete Waffen in gefütterten Gewändern und Hosen und Mänteln mit Pelzbesatz erwarteten sie dort und fielen vor dem König auf die Knie.
»Erhebt euch«, sagte er zu ihnen. »Welche Kunde bringt ihr mir?«
Eine Frau trat vor und neigte den Kopf. »Ich bin Brienne Quinn, mein Lord«, sagte sie. »Schwertmeister Fastion hat uns geschickt, damit wir Euch hier erwarten. Eure Anwesenheit ehrt uns.«
Zacharias nickte. »Wo ist Fastion?«
»Er hält oben am Hauptportal Wache und sichert es für den Fall, dass Prinz Amilton auf den Gedanken kommt, diesen Ort anzugreifen.«
»Und wie viele sind bei ihm?«
»Weitere zehn, mein Lord.«
»Ausgezeichnet. An ihnen kommt niemand vorbei.«
Brienne strahlte vor Stolz. »Es ist unsere heilige Pflicht, jene zu beschützen, die hier ruhen.«
»So lass uns denn gehen. Führe uns, Brienne.«
»Ja, mein Lord.« Brienne machte schneidig auf dem Absatz kehrt und begab sich an die Spitze. Eine Waffe blieb bei ihr, die anderen drei bildeten die Nachhut, sehr zur Erleichterung der Kavalleristen, wie an ihren Mienen abzulesen war. Es schien den Waffen zu reichen, dass Rory die persönliche Leibwache des Königs war. Obwohl sie ihr Leben für den König gegeben hätten, waren sie in erster Linie Gruftwachen. Für die Lebenden sorgten andere.
Sie folgten einem weiteren Gang, und unterwegs hingen überall Lampen in Nischen. Die Wände waren ein buntes Farbengemisch mit Abbildungen von Schlachtszenen und Heldendarstellungen. Ritter in Rüstungen jagten auf Schlachtrössern über das Feld, und Wimpel flatterten an gesenkten Lanzen. Andere in voller Rüstung kämpften mit Schwertern gegen finstere Feinde. Manche standen reglos und ruhten sich aus, und ihre Finger formten das Zeichen des Halbmonds.
»Diese Wände könnten Geschichten erzählen«, sagte Marschall Martel. Er schob seinen Helm unter dem Arm zurecht. »Es würde mich nicht überraschen, wenn sie mehr Wissen enthielten als jedes Museum in Selium.«
Die Erwähnung der Schule,
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