Der magische Reiter reiter1
Stimme. Jendara eilte durch den Raum, lockte sie von Amilton fort und versuchte sie zu ermüden. Einige Adlige, die ihr neues Bündnis mit dem selbsternannten König
vergessen hatten, feuerten Devon an und gaben ihr Ratschläge. Das schien sie nur noch mehr zu verwirren, als sie hierhin und dorthin blickte.
»Du bist zu langsam, alte Krähe«, sagte Jendara.
Doch diese Worte kosteten sie fast das Leben. Devon hechtete auf sie zu, und ihr Schwert schwirrte durch die Luft.
Stevic stand mit geballten Fäusten da, der Körper stocksteif. »Jemand muss ihr helfen.«
Sevano berührte sein Handgelenk und schüttelte den Kopf. »Sie müssen es zu Ende bringen«, sagte er. »Sieh dich doch um.«
Das Dutzend Soldaten, das im Thronsaal Wache bezogen hatte, verfolgte aufmerksam die Geschehnisse. Zwei Soldaten mit Armbrüsten hatten für den Fall, dass jemand eine falsche Bewegung machte, ihre Bolzen einschnappen lassen.
»Das geht nur diese beiden Waffen etwas an«, sagte Sevano.
»Aber Devon wird … «
»Sie will es so«, sagte Sevano. »Das ist der Tod, den Waffen sich ersehnen. Sie wollen nicht im Schlaf sterben, sie wollen nicht an Altersschwäche sterben. Wenn Devon sich von dieser Jendara töten lässt oder selber Amilton tötet, bringt das gleichermaßen Vorteile.«
Stevic schüttelte den Kopf. Es war schmerzlich, mit anzusehen, wie die alte Frau durch den Thronsaal gelotst wurde, als hätte man ihr mit einem Tuch die Augen verbunden.
»Komm schon, alte Krähe«, spottete Jendara und tänzelte vor ihr hin und her.
Burgvogt Crowe stieß seinen Stock auf den Boden. »Das reicht jetzt«, sagte er. »Wir können sie einsperren, wenn wir sie nicht töten wollen.«
Plötzlich folgte Devon nicht mehr Jendaras spöttischer Stimme. Sie fuhr herum und stieß mit dem Schwert nach dem Burgvogt.
»Verräter!«, brüllte sie. Sie trieb ihm das Schwert in den Leib, bis die Parierstange gegen seine Brust stieß.
Crowe riss die Augen weit auf, dann verdrehte er sie, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Sein Stab klapperte zu Boden, und er brach leblos zusammen. Devon zog ihr Schwert aus der Leiche. Die Klinge war der Länge nach rot von Blut. Der ganze Thronsaal war verstummt. Einer der Soldaten zielte mit der Armbrust auf Devon.
»Nein«, sagte Jendara. Sie umkreiste Devon und stieg über Crowes Leiche hinweg. »Gut gemacht, alte Krähe. Wenn er schon an Zacharias zum Verräter wurde, wer weiß, ob er dann nicht auch König Amilton verraten hätte? Hmm?« Jendara bewegte sich unablässig im Kreis, und Devon folgte ihr mit der Schwertspitze. »Doch er war unbewaffnet und rührte sich praktisch nicht. Kannst du mich ebenfalls erledigen? «
Devon antwortete mit dem Schwert, und diesmal konterte Jendara. Ihre Klingen zischten und klirrten, ohne dass ihre Füße sich großartig bewegten; ihre Schwerter waren lediglich Verlängerungen ihrer Arme.
»Wie ich sehe, hast du nicht zugelassen, dass die Altersschwäche sich auf deine Reflexe auswirkt«, sagte Jendara.
»Ich übe jeden Tag.« Devon schwang die Klinge gegen Jendaras Hals, doch Jendara blockte ab.
Im Thronsaal war Schweigen eingekehrt, und alle verfolgten gespannt den Kampf. Die Adligen waren nach Crowes Tod verstummt, und die Erleichterung darüber, dass Amiltons Aufmerksamkeit nicht mehr ihnen galt, war ihnen deutlich
anzusehen. Das Schauspiel schien ihm zu gefallen, denn er hatte wieder auf seinem Thron Platz genommen. Auf einen Arm gestützt, murmelte er Lady Estora etwas zu und streichelte ihre Wange, während sein Blick unablässig Jendara und Devon folgte. Estora schauderte bei seiner Berührung und schloss fest die Augen. Was immer er zu ihr gesagt hatte, war nur für ihre Ohren bestimmt gewesen. Jendara spielte weiter mit Devon. Für sie war es eine einfache Übung, die Schläge der Alten abzublocken und zu parieren. Devon hingegen ermüdete langsam, und ihre Bewegungen wurden unsicher. Ihr Atem rasselte laut.
»Anstrengend, was?«, sagte Jendara. »Leg dein Schwert nieder, und du kannst dich ausruhen. König Amilton wird schon dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt.«
»Ich gebe nicht auf … «, sagte Devon zwischen zwei Atemzügen. Ihr Körper zitterte. »Ich höre erst auf, wenn einer von uns beiden tot ist.«
»Eher platzt dir das Herz.«
Devon hielt inne, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Mein Herz ist so kräftig wie eh und je und rein wie kein anderes. Du wirst deinem Schicksal so wenig entgehen wie Saverill, Verräterin, mögen
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