Der magische Reiter reiter1
den ganzen Weg hierhergebracht.«
Amilton lächelte zaghaft. Er löste den Riemen um den Korb und öffnete den Deckel. Er griff hinein.
Lady Estora verbarg ihr Gesicht an Stevics Schulter. »Ich ertrage den Anblick nicht. Ich kann einfach nicht hinsehen.«
Stevic ging es nicht anders. Es wird immer schlimmer, dachte er. Doch dann fing er ein belustigtes Funkeln in den Augen der mirwellischen Offizierin auf, als sie dem Soldaten hinter ihr zublinzelte, und über Amiltons Gesicht huschte ein so seltsamer Ausdruck, dass Stevic beschloss, den Blick lieber nicht abzuwenden.
Amilton zog eine blutige Masse aus dem Korb. »Was soll dieser Scherz?«, zischte er. Ein enthauptetes Huhn, von dem noch das Blut tropfte, baumelte von seiner Hand.
Wieder lachte Mirwell, und Amilton starrte den alten Mann wutentbrannt an. Das Huhn fiel mit einem nassen Patsch zu Boden. »Sagt mir, weshalb Ihr lacht, Mirwell.«
»Wo ist mein Stuhl?«, wollte der Lordstatthalter wissen.
Amilton blinzelte verständnislos.
Was, in Aerycs Namen, geht hier vor?, fragte sich Stevic.
»Schwachkopf.« Mirwells Blick wurde finster. »Ich frage Euch, wo ist mein Stuhl? Die Wache, die Ihr danach geschickt habt … wo bleibt sie?«
Amilton starrte wild um sich. »Wache!«, schrie er, doch der Mann tauchte nicht auf. Die übrigen Wachen bewegten sich unruhig.
»Einige hier sind nicht die, die sie zu sein scheinen«, sagte Mirwell. »Ihr glaubt, das Spiel gewonnen zu haben, doch Euer Widersacher hat Euch hinters Licht geführt.«
Begreifen zeichnete sich auf Amiltons Zügen ab. Ein Muskel zuckte in seiner Wange.
Erneut senkte sich Stille herab; kein Lüftchen regte sich, und das Licht flackerte nicht. Die Beobachter hielten vor Ungewissheit den Atem an und warteten, was Amilton wohl als Nächstes tun würde. Stevic hatte den Eindruck, dass über alle im Saal ein Bann verhängt worden sei, und glaubte, jeden
Moment platzen zu müssen. Seine Tatenlosigkeit setzte ihm unerbittlich zu.
Amilton brach den Bann. Er wandte sich dem Grauen zu. Abermals zuckte seine Wange. Er streckte seine zitternde Hand aus und streifte die Kapuze des Grauen nach hinten.
»Hauptmann Mebstone!«, sagte Stevic erstaunt.
Die Grüne Reiterin verschränkte grinsend die Arme.
Amiltons Gesicht wurde totenblass, und er taumelte zurück, als habe man ihn geschlagen. Verwirrtes Geplapper erhob sich unter den Adligen.
Amiltons Unterlippe bebte. »Wachen!«, brüllte er, doch lediglich die Hälfte von ihnen tauchte auf und wirkte durch die Wendung der Ereignisse ebenso verblüfft wie er. »Jen… Jendara!« Sie antwortete nicht. Sie war verschwunden, hatte sich so heimlich aus dem Staub gemacht, dass es niemandem im Thronsaal aufgefallen war.
Amilton umklammerte seinen schwarzen Stein, und langsam schien er sich wieder zu beruhigen. Allmählich kehrte die Farbe in seine Wangen zurück. Seine Wachen standen unbehaglich um ihn herum, die Schwerter gezückt.
Ein Wandteppich in der Nähe des Throns flog zur Seite, und zwei schwarz gekleidete Waffen traten ein, gefolgt von einem äußerst lebendigen König Zacharias. Der König wirkte über alle Maßen erschöpft, und es schien, als bereite sein gebrochener Arm in der Schlinge ihm Schmerzen.
»Aeryc und Aeryon mögen uns beistehen«, sagte Lady Estora.
»Breyans Gold!« Die Dunkelheit, die sich auf Stevic gelegt hatte, löste sich auf, und ihm wurde leichter ums Herz. »Ich habe nie an Wunder geglaubt … «
Das Klacken und Zischen einer Armbrust zerriss die benommene
Stille. Mit einem lauten Pflack traf der Bolzen sein Ziel; König Zacharias taumelte nach hinten, stürzte jedoch nicht. Er starrte fassungslos auf den Bolzen, der aus seiner Armschiene ragte. Alle blickten den Soldaten an, der geschossen hatte, aber der lag schon mit durchschnittener Kehle tot auf dem Boden. Eine dritte Waffe trat aus dem Schatten.
König Zacharias zerrte den Bolzen aus seiner Schiene, und unter den Adligen brandete Applaus auf. Der König gebot ihnen mit einer Handbewegung zu schweigen und wandte sich seinem Bruder zu. »Du bist als Herrscher nicht geeignet. Gib auf.«
»Hört, hört!«, schrien die Adligen. Eine feierliche Stimmung erfasste sie, und in der Gegenwart des Königs und seiner tapferen Worte wurden sie wieder mutig.
Erneut gebot Zacharias ihnen zu schweigen und richtete seinen Blick auf den Bruder. »Meine Soldaten und Waffen stehen bereit, um die Burg zurückzuerobern.«
»Deine Soldaten werden gefangen gehalten oder sind
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