Der magische Reiter reiter1
mit drei Schritten die Lichtung überquert. Er packte ihren Arm, und damit sie nicht so laut aufschrie, dass Jendara es hören konnte, drückte er ihr seine verschwitzte Hand auf den Mund. Er riss sie auf die Beine, und bevor sie sich ihm entwinden konnte, hatte er schon seinen Arm um ihre Brust gelegt und hielt sie fest. Wenn doch nur ihre Hände nicht gefesselt wären!
»Darauf habe ich gewartet.« Sein heißer Atem erfüllte feucht ihr Ohr, als er sprach, und er roch nach muffigem Tabak. Garroty zerrte sie über die Lichtung hinaus in die Dunkelheit des Waldes. Sie trat um sich, doch der Mann musste eine Haut wie gegerbtes Leder haben. Sie scharrte mit der Stiefelsohle über sein Schienbein – ein Trick, den der Frachtmeister ihr beigebracht hatte –, doch es schien ihn keinen Deut zu stören. Die meisten Menschen hätten vor Schmerz laut aufgeschrien.
Minuten vergingen, die ihr wie Stunden erschienen, während Garroty sie mit sich schleppte, dann warf er sie zu Boden. Mondschein fiel auf sein Gesicht und enthüllte ein krankes Grinsen. »Darauf habe ich gewartet«, wisperte er. Mit einem kindlichen Kichern schnallte er seinen Schwertgürtel ab und ließ ihn zu Boden fallen. Karigan wälzte sich zur Seite und wollte davonkriechen, doch Garroty stellte seinen Fuß auf ihr Kreuz und drückte sie auf den Boden. Sie rang nach Luft.
»Wenn du dich wehrst«, warnte er sie, »kann ich dir leicht das Rückgrat brechen.« Er ließ seinen Fuß noch einen Moment dort, presste sie nach unten, als sie sich etwas bewegte. Dann nahm er ihn weg, stieß ihr die Fußspitze in die Rippen und drehte sie wieder auf den Rücken. Karigan rang nach Luft, ihre Seite pulsierte vor Schmerz.
Garroty sank auf die Knie und setzte sich rittlings auf sie. Der Gestank seines verdreckten Körpers war überwältigend, und selbst sein Schweiß roch nach Tabak. Tabak tropfte aus seinem Mund und befleckte ihr Hemd. Karigan zitterte unkontrolliert.
Wehr dich, du Närrin!
Karigan erinnerte sich an die Stimme. Es war die Stimme, die sie in jener Nacht in der Siedlung gehört hatte. Garrotys Hände drückten jetzt ihre Schultern zu Boden. Sein Gesicht war verzerrt.
Wehr dich!, befahl die Stimme.
Sich wehren? Der Frachtmeister hatte ihr mehrere Tricks beigebracht, für den Fall, dass sie jemals in eine solche Situation kommen sollte. Sie warf den Kopf nach vorn und grub ihre Zähne in Garrotys Handgelenk. Er schrie auf und riss die Hände weg, hätte ihr durch die Wucht des Wegziehens fast das Genick gebrochen.
Er stöhnte auf und schlug ihr ins Gesicht.
Der Hieb echote durch ihren ganzen Körper, und sie blinzelte benommen. Garroty untersuchte sein Handgelenk. Diese Ablenkung war vielleicht ihre einzige Gelegenheit – er war verwundbar, wie er so mit gespreizten Beinen über ihr kauerte. Sie verschränkte beide Hände zur Faust und schlug nach oben. Garrotys Kinn sackte herunter, und er stieß einen stummen Schrei aus. Seine Augen quollen hervor wie bei einem Fisch auf dem Trockenen, und er griff nach seinem Gemächt.
Karigan holte gerade zu einem Schlag in seine hässliche Visage aus, als sie Jendaras Gelächter hörte. Die Schwertmeisterin steckte ihr Schwert wieder in die Scheide und kauerte sich neben sie. »Offenbar habe ich dich unterschätzt, Mädchen. Du brauchst kein Schwert, um diesen Dummkopf
zu entmannen.« Sie kicherte fröhlich und zwinkerte Garroty zu. »Du magst gefährliche Frauen, was? Ich glaube, wir würden allen Frauen einen Dienst erweisen, wenn wir dich ein für alle Mal zum Krüppel machten.« Sie griff nach ihrem Dolch.
Garroty schoss so sehr das Blut in den Kopf, dass Karigan fürchtete, er könnte explodieren. Stattdessen schlug er Jendara mit der Faust ins Gesicht. Die Wucht warf sie mit ausgebreiteten Armen nach hinten, und ihr Kopf schlug heftig auf dem Boden auf. Sie rührte sich nicht mehr.
Garroty grunzte zufrieden und glotzte auf Karigan herunter. »Das wird ja interessanter, als ich dachte. Wenn ich mit dir fertig bin, werde ich sie mir vornehmen, egal, ob sie das Bewusstsein wiedererlangt oder nicht.«
Damit er ihr nicht ein weiteres Mal ungeschützt ausgesetzt war, packte er Karigans Handgelenke und kniete sich auf ihre Beine.
Karigan überlegte verzweifelt. Sie dachte an die Sommerabende in einem leeren Lagerhaus auf dem Anwesen ihres Vaters, wo der Frachtmeister sie im Schwertkampf unterrichtet hatte. Eine Lektion hatte darin bestanden, dass er das Übungsschwert aus Holz an die Wand lehnte, um zu
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