Der magische Reiter reiter1
konnte er die Stimme des Geistes hören.
So sehr sie sich den Tag über auch anstrengte, Karigan bekam F’ryan Coblebay nicht mehr zu Gesicht. Welche Botschaft hatte er ihr überbringen wollen? Einmal fragte endara sie, was sie in den Wäldern sah oder zu sehen hoffte.
»Nur Geister«, sagte sie der Wahrheit entsprechend. »Ein Geist folgt mir.«
Jendara runzelte die Stirn. Die beiden Männer hatten mitgehört, und während Garroty in schallendes Gelächter ausbrach, sah Thorne sie nachdenklich an. »Ich sollte dir die Zunge herausschneiden. Aber dein abergläubisches Gefasel zündet bei mir nicht.«
»Trotzdem klingst du besorgt, Thorne.« Tabaksaft platschte auf die Straße. Garroty fuhr sich mit dem Handrücken über
den Mund. »Bist du etwa abergläubisch? Du, ein erwachsener Mann, ein Schwertmeister?«
Thorne blickte finster drein. »Natürlich nicht. Diese Trottel aus Mirwell haben damit angefangen, und jetzt versucht uns diese Grüne nervös zu machen. Haut nicht hin, Grüne, haut nicht hin.«
Karigan zuckte mit den Achseln. Sie hatte die reine Wahrheit gesagt, was Thorne und Jendara trotz ihrer Einwände gespürt haben mussten, denn sie begannen die Wälder mit Blicken abzusuchen, und ihre Schritte beschleunigten sich.
Garroty kicherte. »Das einfache Leben hat euch zugesetzt. Tja, wenn ihr etwas länger bei den Greifen geblieben wärt, dann hätten wir euch noch einige Dinge beibringen können.«
»Uns geht es bestens, danke.« Nur war es Garroty gelungen, sogar Thorne wütend zu machen. »Uns geht es besser als jemals zuvor in Sacor. Wir wissen nicht, weshalb man ausgerechnet uns auf diese Mission geschickt hat, und wir wollen es auch nicht wissen. Was mein Lord will, bekommt mein Lord auch, und die Zeit bei den Greifen hat damit nichts zu tun.«
»Ihr seid wie Kinder, die sich im Wald verirrt haben«, sagte Garroty. »Ich wette, man hat euch die Pferde unterm Hintern weggeklaut.« Bei Thornes finsterem Blick ließ er ein lautes »Ha!« ertönen, gefolgt von: »Dacht ich mir’s doch. Und wenn du das Lederwams ablegst, könnte ich garantiert deine Rippen zählen. Ihr seid mir schöne Waffen und Schwertmeister. Bei Hof überlebt ihr vielleicht, aber was zählt, ist nur das Überleben hier draußen.«
Karigan konnte fast den Rauch sehen, der aus Thornes Ohren quoll. Sie unterdrückte ein Gähnen und lauschte weiter, als Garroty und Thorne ihre Diskussion fortsetzten.
»Das Problem mit euch Waffen ist«, sagt Garroty und kratzte sich an der stoppeligen Wange, »dass es bei euch ständig um Ehre und Brauchtum geht. Ehre und Brauchtum funktionieren vielleicht bei Hof und in der Schlacht, aber hier draußen bringt euch das nicht weiter. Selbst die Blutwache von Rhovani verlässt hin und wieder den Hof, um sich in der großen weiten Welt umzusehen.«
»Brauchtum ist bei den Waffen des Ordens der Schwarzen Schilde tief verankert«, sagte Thorne. »Brauchtum lehrt Disziplin. Außerdem, wer muss schon etwas über die wahre Welt wissen, wenn der Hof die wahre Welt ist? Jendara und ich … also, bei uns gelten besondere Umstände.«
»Ach ja, und wenn einer von Zacharias’ Soldaten euch sieht und erkennt, werdet ihr als Verräter aufgeknüpft – wenn nicht Schlimmeres.«
»Wir sind keine Verräter, Garroty.« »Das hängt wohl davon ab, für wen ihr tätig seid. Für Zacharias oder seinen Bruder. Doch merke dir, Schwertmeister, Zacharias ist derjenige, der die Macht hat. Ihn hat sein Vater zum Erben ernannt, nicht Amilton, egal, wie die Erbfolge gewöhnlich verläuft. Ihr habt euch des Hochverrats schuldig gemacht, und wenn man euch erwischt und aufknüpft, könnt ihr von Glück reden, dass euch ein so barmherziger Tod beschieden ist, glaubt mir. Wenn ich mich recht erinnere, gab es einmal eine verräterische Waffe namens Saverill, der wochenlang qualvoll zu Tode gefoltert und dann ins Turmverlies geworfen wurde, wo die Geier sich an ihm gütlich taten. Er ist noch am Leben.«
»Wir wissen, was aus unserer Treue erwächst«, sagte Thorne. »Als wir auf der Akademie lediglich Anwärter auf diese Position waren, bleute man uns die Geschichten von
Saverill dem Verräter nachhaltig ein. Du brauchst uns nicht daran zu erinnern.«
Garroty zuckte mit den Achseln. »Versteh mich nicht falsch. Ich bin absolut dafür, dass man für den höchsten Bieter kämpft, auch wenn der Einsatz ein wenig hoch ist. Ich versuche dir nur zu sagen, dass du als Waffe, deren Ehre und Ideale unbezahlbar sind, genau wissen
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