Der magische Reiter reiter1
stößt wie dieser junge Bursche da hinten?«
»Ich werde es ihnen teuer vergelten, wenn Eure Leute Karigan finden können.« Stevic blickte sie hoffnungsvoll an. Ihre Augen befanden sich jetzt auf einer Höhe; die Treppe, auf der sie stand, half ihr, seinem Blick zu begegnen. Er sah, dass ihre strenge Miene ein wenig weicher wurde. »Ich lasse Eurer Truppe auch Spenden zukommen. Ich – ich statte Eure Reiter neu aus.«
Nun legte sich der Anflug eines Lächelns auf ihr Gesicht. Sie drehte sich zum Gasthaus um. »Connli! Ich brauche dich, um eine Beschreibung aufzunehmen. Komm her und hör gut zu.« Als der junge Mann zum Eingang getrottet kam, wandte sie sich wieder an Stevic und sagte: »Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Euren Teil der Abmachung einhaltet.«
SCHWERTMEISTER
Karigan und ihre Häscher liefen in derselben Formation wie am Vortag. Garroty saß auf seinem Pferd und sprach mit Thorne, der neben ihm herging. Jendara, die Pferd führte, ging an Karigans Seite. Karigan hatte eine unangenehme Nacht damit verbracht, Thorne und Garroty zuzuhören, wie sie Geschichten austauschten und Andeutungen über sie machten, die oft schon vulgäre Bemerkungen waren. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, und jetzt fielen ihr ständig die Augen zu, als sie die Straße entlangtaumelte.
Ihre Handgelenke juckten. Entweder heilten sie von den Verätzungen, oder sie entzündeten sich. Die Schnur, mit der ihre Handgelenke gefesselt waren, machte es ihr unmöglich, unter den schmutzigen alten Verbänden nachzuschauen, die ihre Wunden bedeckten.
Jendara hatte den ganzen Tag Stillschweigen bewahrt. Thorne und Garroty machten auch über sie eindeutige Bemerkungen. Sie starrte nur finster ihre Rücken an, als wolle sie sie mit Blicken töten.
»Am liebsten würde ich die beiden kastrieren.«
Karigan stolperte über einen Stein, so überrascht war sie, dass Jendara etwas gesagt hatte. Und darüber, was sie gesagt hatte. »Weshalb tust du es dann nicht?«
Jendara kicherte. »Eine gegen zwei, und einer davon ein Schwertmeister? Die Aussichten stehen nicht besonders gut, findest du nicht?«
»Ich würde dir helfen.«
»Du wärst mir eine schöne Hilfe. Ich bezweifle, dass du auch nur den Säbel heben könntest, der an deinem Sattel festgemacht ist. Grüne braucht man lediglich zum Reiten.«
Karigan hatte natürlich keine Vorstellung davon, wozu Grüne Reiter in der Lage waren, doch sie war sich sicher, mit einigen Fähigkeiten, die sie sich erworben hatte, selbst Jendara überraschen zu können. Schwertmeisterin hin oder her.
»Diese Straße nimmt ja überhaupt kein Ende«, sagte Karigan.
Wieder kam Jendaras Antwort unerwartet. »Sie wurde vor langer Zeit erbaut, um eine Bresche in die Wildnis des Nordens zu schlagen. Was meinst du wohl, woher der ganze Holzbrei kommt, aus dem man Papier macht? Im Süden gibt es nicht annähernd so viel Wald.«
Sonnenstrahlen fielen durch die Bäume und bildeten Lichtpfützen auf der Straße. Aus den Augenwinkeln heraus erhaschte Karigan eine Bewegung zwischen den Bäumen. Sie sah genauer hin, doch anfangs konnte sie den Schemen nicht ausmachen. Sie blinzelte, und allmählich wurde der Schemen zu einem Menschen, einem weiteren Reisenden, der vor ihnen durch den Wald ging, aus den Schatten heraustrat und wieder in ihnen verschwand, sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte und so geschwind durch das Unterholz schritt, als befände er sich auf einer ebenen Straße.
Er bewegte sich lautlos voran, nicht einmal das Knacken eines Zweigs war zu hören, nicht ein einziger Vogel flog aus den Baumkronen auf. Hohe Farne und Äste schaukelten im
Wind – jedoch nicht durch die Berührung des Mannes, der einfach durch alles hindurchzuschreiten schien, ohne etwas zu streifen. Pferd wieherte und beobachtete den Reisenden, die Ohren nach vorn gerichtet.
»Was sieht der Gaul?«, fragte Jendara. Sie blickte geradewegs auf den Reisenden und … durch ihn hindurch. Thorne und Garroty schwatzten miteinander, ohne den Neuankömmling zu bemerken.
Karigan kniff die Augen zusammen und erkannte das blasse Gesicht des Reisenden und zwei Pfeile, die aus seinem Rücken ragten. F’ryan Coblebay. Er drehte sich zu ihr um, verlangsamte jedoch nicht den Schritt. Sein Mund bewegte sich, als versuche er ihr etwas zu sagen, doch sie konnte keine Worte hören. Er sprach weiter, bis er in den Schatten einer hohen Hemlocktanne kam und verschwand.
Pferd kaute auf der Kandare und tänzelte zur Seite. Vielleicht
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