Der magische Stein
Aibon, das für uns zu einer Fluchtburg hätte werden können. Aber da gab es jetzt dieses verdammte Hindernis.
Das gefiel auch Suko nicht, denn er schüttelte den Kopf. »Das sieht nicht gut aus, John, und zudem habe ich noch etwas entdeckt.«
»Was?«
Er deutete mit dem Daumen in die Höhe. »Unsere Freunde sind noch da. Die Vögel...«
»Die warten auf die Reste.«
»Bisher war ich unverdaulich. Darauf wetten würde ich allerdings nicht.« Er nickte in Richtung der beiden Frauen. »Ich denke, dass wir sie zuerst aus der Gefahrenzone bringen müssen.«
»Und was ist mit den Männern in Grau?«, wollte ich wissen.
»Wie viele Kugeln hast du noch im Magazin?«, fragte er zurück.
»Wenn du deine mitzählst, sind es genug.«
»Okay, aber...«
»Ich weiß, was du sagen willst«, flüsterte Suko, »aber möglicherweise hilft uns der Stab. Ich hoffe, dass fünf Sekunden reichen. In der Zeit kann ich hinter die Männer in Grau gelangen. Wenn die fünf Sekunden vorbei sind, habe ich die Waffe bereits gezogen. Bevor sie ihre Steine einsetzen können, habe ich reagiert. Ich stehe in ihrem Rücken. Sie werden völlig überrumpelt sein, und dir muss es gelingen, die Überraschung ebenfalls zu nutzen.«
»Hört sich nicht schlecht an.«
»Ich sehe keine bessere Chance.«
Nach dieser Antwort hörten wir ein seltsames Geräusch. Es war zunächst nicht zu identifizieren und ähnelte einem Raunen. Aber es wurde lauter, und wir hörten, wie sich einzelne Worte herauskristallisierten. Und obwohl wir nicht darum gebeten hatten, erfuhren wir etwas über die Steine, und vor allen Dingen über den, den Suko zerstört hatte.
Die Stimmen, die sicherlich den Männern in Grau gehörten, obwohl sich deren Lippen nicht bewegten, sprachen von der Energie, die ihnen genommen war – und von dem magischen Stein!
Suko hatte ihn zerstört. Dabei war es nicht geblieben. Er hatte mit der Dämonenpeitsche für die völlige Vernichtung des Nachschubs gesorgt. Die Männer in Grau waren geschwächt worden, denn es war dieser Stein gewesen, der sie mit der nötigen Energie versorgt hatte. Er war das Futter für ihre Steine gewesen. Uralte, längst nicht mehr lebende Druiden hatten damals ihre Zeichen gesetzt und diesen Stein mit ihrer mächtigen Magie erfüllt.
Die Grauen Männer hatten aus ihm ihre Waffe gewonnen, die kleineren Steine, die so bequem in ihren Taschen verschwinden konnten. Nun waren sie ohne den wichtigen Nachschub.
»Und das haben sie dir zu verdanken«, flüsterte ich meinem Freund zu. »Du kannst dir gratulieren.«
»Warte mal ab...«
Das tat ich auch.
Die Stimmen waren verstummt. Es war zu keinem tödlichen Versprechen gekommen. Möglicherweise war der zerstörte magische Stein auch so etwas wie ein höllisches Wesen, das sich hier aufgehalten hatte. Auch so etwas konnte durch Kraft der alten Druiden entstanden sein. Genaues wussten wir zwar nicht, doch wir gingen davon aus, dass es eine Verbindung zwischen Aibon und der Hölle gab.
»Du hast alles verstanden, John?«
»Sicher«, bestätigte ich.
»Bleibt es bei dem Plan?«
»Ja.«
Carlotta hatte unser Flüstern gehört. Sie wollte wissen, um was es ging. Ich sagte ihr nichts und riet ihr nur, sich nicht zu bewegen und alles uns zu überlassen.
»Wollt ihr sie vernichten?«, fragte das Vogelmädchen.
»Darauf läuft es hinaus.«
»Ich drücke euch die Daumen.«
»Das ist gut.«
Suko bewegte sich, allerdings langsam und nur seinen Arm. Er wollte bei unseren Feinden kein Misstrauen erregen.
»Dann los!« Auch ich wollte endlich eine Entscheidung, denn zu lange würden die Männer in Grau nicht warten.
Suko trat einen Schritt vor. Er zog die Aufmerksamkeit auf sich. Zugleich aber berührte er den Stab und rief mit lauter Stimme nur ein Wort über die Lichtung:
» Topar! «
***
Von nun an hatte Suko fünf Sekunden. Das war nicht viel Zeit. Er musste in dieser Spanne alles regeln, was es zu regeln gab. Und es würde verdammt nicht leicht werden.
Er startete mit einem langen Sprung. Suko wusste selbst, dass die Zeit verdammt knapp werden würde. Wenn sie um war, dann musste er seine Position erreicht haben.
Im Rücken der unheimlichen Gestalten konnte er sie überraschen. Skrupel brauchte er nicht zu haben, denn sie waren keine Menschen und nur darauf ausgerichtet, Sterbliche zu töten.
In der Rechten hielt er seine Beretta. In der Linken die Dämonenpeitsche, deren Riemen ausgefahren waren und beim Laufen hin und her schwangen. Auf seinem Weg zum Ziel
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