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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Lungen verbraucht war. Wie ein Tier war sie, eine Kreatur, ein wimmernder Klumpen Fleisch, der über alles erträgliche Maß litt und trotz aller Todesqualen nicht sterben konnte.
    Das war der Fluch der Magie, dass sie Kreaturen Unsterblichkeit gab, die nicht dafür geboren waren.
    Blind vor Tränen, hob Mythor das Gläserne Schwert und stieß es tief in das gequälte Geschöpf. Ihre Hände klammerten sich um die Klinge, als wolle sie sich festhalten, um sie noch tiefer zu stoßen.
    Die Augen starrten ihn an und verloren den Ausdruck von Qual. Dann erloschen sie, und die Hände gaben Alton frei.
    In der Stille sah Mythor, wie sich der Raum veränderte. Zu seinen Füßen lag nicht länger ein bodenloser Abgrund. Mythor stand auf Metall wie auch in den unteren Stockwerken.
    Die Wandbehänge, das Lager, die seidenen Vorhänge, sie lösten sich auf wie Traumbilder. Die Wirklichkeit war ein kahler Raum mit metallenen Wänden und düsterem Licht, das durch schmale Öffnungen drang, durch die nicht viel mehr als die Hände greifen mochten. Innerhalb dieses Gefängnisses stand er allein als das einzige Lebendige. Zu seinen Füßen, noch immer mit dem Schwert in der Brust, lag eine Frau. Sie mochte etwa dreißig Sommer zählen. Sie war schön, von einer sinnlichen Schönheit, selbst noch im Tod.
    »Das also warst du wirklich«, flüsterte Mythor bewegt.
    Als er die Klinge bewegte und vorsichtig herauszog, zerfiel der Körper zu Staub.
    Eine Weile stützte er sich auf Alton und blickte ins Leere, an Seele und Körper zutiefst erschöpft. Langsam nur kehrten seine Kräfte zurück, nun, da der Zauber der Hexe erloschen war.
    »Warum hast du das getan?« fragte Merwallons Stimme. »Du hättest gehen können. Sie war besiegt. Sie hätte dich nicht mehr aufgehalten, Weltretter. Warum musstest du sie töten?«
    »Es ist gut, dass ihr noch da seid«, sagte Mythor schwer. »Ich fing an, mich einsam zu fühlen und an mir zu zweifeln. Warum ich sie tötete? Weil sie nicht die Kraft hatte, es selbst zu tun. Deshalb. Hättest du nicht selbst den Tod begehrt in ihrer Lage?«
    »Du denkst, du hast ihr einen Gefallen getan?«
    Es war so schwer, Merwallons Frage richtig zu verstehen, denn es fehlte der Stimme jegliches Gefühl.
    »Ja, das denke ich. Es war ein Leben, das ihr längst nicht mehr gehörte.«
    »Es war immerhin ein Leben.«
    »Würdest du um jeden Preis leben wollen?«
    »Um jeden.«
    »Obwohl du den Tod gar nicht kennst? Bedeutet das nicht Verzicht auf Wiedergeburt?« »Wenn es eine gibt.«
    »Bist du nicht neugierig auf das Leben danach?«
    »Nein.«
    Mythor schüttelte den Kopf. »Keinen Glauben, keine Hoffnung, keinen Körper. das nennst du Leben?«
    Aber er erhielt keine Antwort mehr. Ein klagender Schrei unterbrach seine Gedanken. Er war nicht menschlich, stammte aber auch von keinem Tier, das er kannte. Der Schrei kam von oben, über die Treppen herab.
    *
    Als er das nächste Stockwerk erreichte, blieb er überrascht stehen. Der Raum glich dem, den er gerade verlassen hatte, und er war vollkommen leer.
    Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, aber das Licht, das durch die schmalen Öffnungen in der Wand fiel, sagte ihm, dass noch Tag war oder schon wieder. Es gab nichts, was an diesem Raum unwirklich war. Jenseits in der Düsternis führte die Treppe hoch in ein weiteres Stockwerk. Das war sein Weg.
    Es war seltsam, dass es in diesem Raum keine Gefahr zu überwinden gab. Es sei denn…
    Was hier auf ihn lauerte, war unsichtbar! Er streckte Alton vor und tat zögernd drei Schritte in den Raum hinein. Und blieb verwundert stehen.
    Nichts geschah. Er schüttelte den Kopf. Die Erschöpfung machte sich wieder bemerkbar. Vielleicht sollte er sich eine Weile ausruhen. Sicherlich brauchte er alle Kräfte für das, was ihm noch bevorstehen mochte.
    Er verspürte Durst, und es wurde ihm bewusst, dass er geraume Zeit nichts gegessen und getrunken hatte. Aber er war sicher, dass er in diesem Turm nichts zu essen oder zu trinken finden würde. Er verbannte den Gedanken daran und tat einen weiteren Schritt.
    Der Raum verschwamm vor ihm. Seine Augen brannten. Sein Mund war ausgedörrt. Seine Zunge klebte am Gaumen. Seine Lippen schmerzten von blutigen Rissen. Sein ganzer Körper lechzte nach Wasser, als befinde er sich seit Tagen in glühender Wüste.
    Keuchend stützte er sich auf Alton, um nicht zu stürzen. »Wasser«, stöhnte er. »Quyl, wo ist Wasser?«
    Es war so heiß, dass der Schwertgriff in seinen Händen brannte und er drauf

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