Der magische Turm
und dran war, das Gläserne Schwert von sich zu werfen. Aber etwas im Hintergrund seines Verstandes warnte ihn. So klammerte er sich verzweifelt daran und stolperte vor Schmerz stöhnend zurück.
Die Glut schwand. Er konnte wieder atmen. Das wahnsinnige Durstgefühl war wie weggeblasen. Das Schwert lag kühl in seinen Händen.
Heftig atmend starrte er auf die Treppe, die so greifbar nah und doch unerreichbar war. Eine unsichtbare Barriere lag zwischen ihm und dem Aufgang. Eine unsichtbare Wüste, die selbst Alton als Wirklichkeit akzeptierte.
Wenn es Zauberei war, so war sie vollkommen. Seine Lippen brannten noch immer und bluteten aus Rissen. Sein Mund war noch immer trocken.
Was er erlebt hatte, war kein Trugbild. Die feurige Hölle lag nur einen Schritt vor ihm.
Wenn sie sich bis zur Treppe hin erstreckte, war sie ebenso unüberwindlich, als erstrecke sie sich über tausend Tagesmärsche.
Doch Warten und Grübeln verbesserten seine Chance nicht. Vorsichtig bewegte er sich seitlich in den Raum hinein. Die Glut blieb aus. Offenbar lag das unsichtbare Hindernis nur zwischen ihm und der Treppe.
Er versuchte erneut einen Vorstoß - einen halben Schritt. Die Luft wurde warm, aber nicht heiß. Feuchte Schwüle umgab ihn und ein starker Duft von schweren Blüten. Ferne Geräusche drangen an seine Ohren, doch nicht deutlich genug, um zu erkennen, was es war.
Es war erträglich, so machte er einen weiteren Schritt, und mit einemmal stand er mitten in den Geräuschen - klagende Schreie von Vögeln, Laute von Tieren, die ihm unbekannt waren, schrille Schreie von Tod und Töten. Seine Füße standen auf nachgiebigem Boden, und Pflanzen wucherten rings um ihn.
»Ein Wald«, sagte er halblaut. »Ich bin in einem Wald.«
Seine Augen sahen nur den nackten Raum und die Treppe in der Ferne. Aber alle seine anderen Sinne sagten ihm, dass dichter Wald um ihn war. Es war ein gespenstisches Gefühl, blind in einem Wald zu stehen. und doch zu sehen. Es war, als ob er wach sei und doch träume.
Ein Rascheln ganz in seiner Nähe ließ ihn erstarren. Er hob Alton und lauschte angestrengt. Doch es wiederholte sich nicht wieder. Er entspannte sich ein wenig.
Dieser Wald mochte ein Dschungel sein wie jene, von denen Etro ihm vor langer Zeit erzählt hatte, undurchdringlich und voller Bestien und riesiger fleischfressender Pflanzen. Er schüttelte sich. Dennoch musste er es versuchen. Der Wald war leichter zu durchqueren als die brennende Wüste. Mit Alton in der Hand vermochte er sich gegen Tiere zur Wehr zu setzen, aber gegen den Durst und die Hitze war er machtlos.
Er schloss die Augen, um seine ganze Aufmerksamkeit den Geräuschen zuzuwenden. Sie waren unheimlich, denn er erkannte sie nicht. Schrille Laute, die ihm wie höhnisches Gelächter anmuteten, kamen manchmal von den Bäumen über ihm. Äste peitschten sein Gesicht, und gelegentlich waren sie voll Insekten, die über seine abwehrend erhobenen Arme krabbelten oder wütend um ihn surrten. Zu seinen Füßen raschelte es im Gestrüpp wie von Schlangen und schlug gegen seine Stiefel. Und er war sicher, dass nicht alles davon Blätter und Äste waren.
Ein Alptraum hätte nicht vollkommener sein können. Oft war der Boden so uneben, dass er die Hände zu Hilfe nehmen musste, um vorwärts zu kriechen.
Und wenn er die Augen öffnete, sah er vor sich nur den kahlen Raum und die Treppe, die um nichts näher gekommen war.
Und dann kam das tiefe Grollen aus einer Raubtierkehle in seiner unmittelbaren Umgebung. Es musste ein mächtiges Tier sein, und die Stimmen des Dschungels schwiegen in Erwartung des Todes, der bevorstand.
Aus dem grollenden Knurren wurde ein fauchender Angriff. Mythor sah ihn nicht, aber er fühlte den Schatten, der auf ihn zuschnellte.
Er sprang zurück mit abwehrend erhobener Klinge und schlug in die leere Luft.
Das Grollen klang wie aus großer Entfernung - wütend und hungrig.
Mythor starrte um sich. Der unwillkürliche Schritt zurück musste ihn an den Rand des Waldes zurückgebracht haben. Er tat einen weiteren Schritt, und die Geräusche verstummten, die feuchte Luft war wie weggeblasen, und der Boden war ebenes Metall. Mit zusammengepressten Lippen starrte er auf die unerreichbare Treppe. Sie lag nicht viel mehr als ein Dutzend Schritte vor ihm. Ein Dutzend Schritte, von denen jeder einzelne die Hölle selbst sein mochte.
Aber Mythor war keiner, der aufgab. Er hätte nicht mit leeren Händen zurückkehren können. Und er war nicht einmal sicher,
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