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Der magische Turm

Der magische Turm

Titel: Der magische Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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schwingenden Rüssel direkt über sich, als er sprang.
    Die Metallwände des Turmes waren erneut um ihn. Er stöhnte erleichtert im Namen Quyls, des alten Gottes der Marn, der ihm meist beim Fluchen oder Beten in den Sinn kam.
    Die Kälte war verschwunden und die Geräusche der wandernden Tiere. Aber er war nicht frei. Er war nur in einen anderen Alptraum eingetaucht.
    Feuchte, faulig riechende Luft drang ihm in die Nase. Mücken und Fliegen schwirrten in unglaublicher Zahl um ihn. Er vernahm Brüllen und Kreischen wie in jenem Dschungel vorhin. Doch er stand in keinem Wald.
    Etwas streifte seine Arme - Schilf oder hohes Gras. Rauschen lag in der Luft und Gurgeln und Plätschern ganz in seiner Nähe. Der Boden war schlammig. Er stand im Wasser eines Tümpels, nein, eines Flusses, wenn er das Rauschen richtig deutete.
    Er klammerte sich an Altons Griff. Er wollte die Wirklichkeit nicht noch einmal verlieren.
    Dicht neben ihm glitt etwas durch das Wasser - ein gewaltiger, sich schlängelnder Körper. Und plötzlich war das Wasser aufgewühlt wie von einem Kampf.
    Er schauderte, als die Laute des Sterbens und Gefressenwerdens vorüber waren.
    Es war die Blindheit, die es so unerträglich machte, so sehr zu einem Alptraum, dem man nicht entrinnen konnte.
    Vielleicht würde er ertrinken, wenn er in den Fluss hinaussprang. Vielleicht würden Echsen und Raubfische über ihn herfallen. Er hatte bereits zu viele Alpträume hinter sich, um umzukehren. Irgendwo jenseits dieses Flusses lag die Treppe, die er erreichen musste .
    Er war ein wenig näher gekommen, ein oder zwei Schritte.
    Mythor fasste einen verzweifelten Entschluss und unterdrückte die bohrenden Gedanken an das Risiko. Er holte tief Luft, lehnte sich zurück und sprang mit weit vorgestreckter Klinge mit aller Kraft. Er schnellte hoch, spürte, wie seine Stiefel aus dem schlammigen Wasser tauchten, wie der Fluss unter ihm verschwand, die Schreie und Geräusche verstummten.
    In der Wirklichkeit des Turmes und der leeren Kammer endete sein Sprung mitten in der Luft. Er hing hilflos da. Er fiel nicht, und erst nach einem Augenblick wurde ihm in seiner Panik bewusst, dass er nicht wie ein zappelnder Fisch fest hing, sondern sich ungeheuer langsam vorwärts bewegte.
    Kühle Luft war um ihn und das Schlagen großer Flügel. Er vernahm ein Krächzen, so nah und gewaltig, dass er die Hände an die Ohren pressen wollte.
    Die Vögel entdeckten ihn nicht. Nach einer Weile verlor sich ihr aufgeregtes Schreien in der Ferne. Bald darauf hatte er auch nicht mehr das Gefühl, in den Lüften zu schweben.
    Ein oder zwei Schritte hatte er hinter sich. Noch immer hatte der Sprung nicht den höchsten Punkt erreicht.
    Es ist ein Irrgarten, dachte er. Er hätte einen Weg suchen müssen, statt wie ein waghalsiger Narr hineinzustürmen. Aber ebenso wahrscheinlich war, dass es gar keinen sicheren Weg hindurch gab.
    Furcht erfüllte ihn unvermittelt, während er hilflos in den nächsten Alptraum schwebte. Furcht vor dem Tod war es nur in geringem Maß. Mehr war es eine Furcht, in diesen Kammern so unsterblich gefangen zu sein, wie es die Hexe gewesen war oder der Xandor Fardus. Es wäre das Ende aller Freiheit, aller Hoffnung, aller Neugier. Eine noch vollkommenere Abgeschiedenheit, als Churkuuhl es gewesen war.
    Er hasste die Zauberei mit dem ganzen Feuer seines jungen Herzens.
    Feuer war um ihn, das aus dem tiefsten Schlund der Erde kam und hoch in den Himmel spritzte. Die Glut ließ seine Haut brennen und seine Lungen um Luft ringen. Aber es gab kein Ausweichen. Er hing in der Mitte des Raumes und litt unter den Qualen eines unsichtbaren Feuers. Donner erfüllte seine Ohren, und ein heißer Wind zerrte an seinem Körper. Steine rasten durch die Luft, oft so nah an ihm vorbei, dass ihr Luftzug ihn durchschüttelte. Der Tod war überall.
    Aber wäre es wirklich der Tod, wenn er jetzt starb?
    Dann, während er spürte, wie sein Sprung langsam abwärts führte, verschwanden die Glut und das Donnern und der Regen von Gestein und Erde.
    Mit quälender Langsamkeit fiel er in eine neue Unwirklichkeit. Als seine Beine den Boden wieder berührten, noch immer fast ein halbes Dutzend Schritte von der Treppe entfernt, tauchte er in die schäumenden Fluten eines endlosen Meeres. Er sank hinab in kalte, wirbelnde Tiefen.
    Er riss die Augen weit auf und rang nach Luft. Es war, als ob die Kammer des Turmes keine Luft enthalte. Der Schmerz stach durch seine Lungen.
    Er verschloss seine Ohren, seine Sinne

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