Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)
wir wieder etwas zusammen unternehmen können?«, fragte sie.
» Das will ich doch hoffen!« Diana nahm sie in die Arme, und als Cassie die Augen schloss, hatte sie das Gefühl, dass endlich alles gut war. Ein Neuanfang, dachte sie abermals. Jetzt würde sie das Fest wirklich genießen können.
Arm in Arm gingen sie und Diana zurück zum Tombolastand. Cassie wäre noch gern ein wenig bei Diana geblieben, um ihre wiedergewonnene Nähe auszukosten, aber auf sie wartete Arbeit.
» Ich sollte jetzt besser gehen und meiner Mutter helfen«, sagte sie. Doch gerade als sie sich umdrehen wollte, trat ein Mädchen heran. Das Mädchen hatte lange, leuchtend rote Locken und trug hohe schwarze Stiefel, die sich am Saum ihres Etuikleides verfingen.
» Entschuldigt mich«, sagte sie. » Ich suche nach einer Frühstückspension, die gleich hier in der Nähe sein soll.« Sie war ungefähr so groß und schlank wie Cassie und ihre Augen waren von einem tiefen Dunkelbraun, fast schwarz.
Diana zeigte nach Westen. » Ungefähr zwei Minuten in diese Richtung.«
Das Mädchen griff nach einer vollgestopften Reisetasche und sah sie so erwartungsvoll an, als erhoffe sie sich noch mehr. » Ich bin Scarlett«, stellte sie sich vor und hielt Diana die Hand hin.
Diana stellte sich selbst und Cassie vor, dann fragte sie: » Bist du zu Besuch hier?«
» Nein. Ich bin gerade neu hierhergezogen.« Scarlett kaute an einem Fingernagel, von dem der schwarze Nagellack bereits abblätterte. » Ich steige nur vorübergehend in der Pension ab – falls ich sie jemals finden sollte.«
Diana zog die Augenbrauen hoch. » Beeindruckend, mit nur einer einzigen Reisetasche in eine neue Stadt zu ziehen.«
Scarlett lachte unentschlossen, als sei sie sich nicht sicher, ob Diana nur einen Witz machte oder sie wirklich verspottete. Auch Cassie war sich da nicht ganz sicher. Sie kannte Diana gut genug, um zu erkennen, dass sie bei dieser Fremden auf der Hut war.
» Wirst du auf die New-Salem-Highschool gehen?«, fragte Diana.
Scarlett schüttelte den Kopf. » Ich hab schon meinen Abschluss gemacht. Ich arbeite den Sommer über im Hafen.«
» Verstehe«, erwiderte Diana gedehnt und mit ironischem Unterton.
Das war ihre Art, Outsidern gegenüberzutreten. Cassie wusste, dass ihre Freundin nicht unhöflich sein wollte, wahrscheinlich merkte sie es nicht einmal. Diese unbewusste Selbstgerechtigkeit entsprang ihrer Gewissheit, etwas Besonderes zu sein. Aber Cassie wusste auch, wie es war, als ganz normales Mädchen aufzuwachsen und » die Neue« in einer fremden Stadt zu sein. Sie hatte Mitgefühl mit Scarlett, die sich wahrscheinlich in diesem Augenblick schrecklich allein fühlte.
» Nun denn, danke für die Wegbeschreibung«, sagte Scarlett. » Nett, euch kennenzulernen.«
» Warte.« Plötzlich hatte Cassie den Wunsch, Dianas unfreundliches Verhalten wiedergutzumachen. » Komm doch heute Abend auf das Frühlingsfest. Es findet genau hier statt, du kannst es also nicht verfehlen.«
Scarlett kicherte herzerfrischend wie ein kleines Mädchen. » Da haben wir uns gerade erst kennengelernt und schon machst du dich über meinen schlechten Orientierungssinn lustig?« Dann nahm ihr Gesicht einen warmen Ausdruck an. » Ich komme sehr gern, vielen Dank.«
» Super«, antwortete Cassie. » Dann bis später.«
Cassie schaute Scarlett nach, während Diana ihr Klemmbrett vom Tisch nahm. » Das war aber nett von dir«, bemerkte sie.
» Wie meinst du das?«
» Du weißt schon.« Diana blätterte die umfangreiche Liste von Dingen durch, die noch zu erledigen waren. » So aufmerksam und gesellig.«
» Ich weiß, was Gastfreundschaft bedeutet, aber weißt du es auch?«
Diana legte das Klemmbrett wieder weg und rollte ihren Stift zwischen den Fingern hin und her, während sie Cassies Gesichtsausdruck studierte. » Du hast etwas in ihr gesehen, nicht wahr? Was war es?«
Cassie hätte wissen müssen, dass Diana niemals etwas entging. Es stimmte, sie hatte etwas in Scarlett gesehen, aber sie war sich nicht sicher, was es war.
Ein Kribbeln kroch ihr den Rücken hinauf und über die Arme bis hinein in die Fingerspitzen. Sie spürte eine innere Aufregung, die sie nicht einordnen konnte. » Ich bin mir wirklich nicht sicher, aber ich glaube, es war etwas Gutes.«
» Na, das sind zur Abwechslung mal erfreuliche Neuigkeiten«, erwiderte Diana.
» Was denkst du darüber?«
» Vielleicht war es ihr gefärbtes Haar, das dich fasziniert hat.«
» Immer schön freundlich
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