Der magische Zirkel - Der Abgrund: Band 4 (German Edition)
Melanie.
» Lass mich mal sehen.« Faye riss Diana das Buch der Schatten aus der Hand und überflog die Seite. Während ihr Blick über die alte Schrift schweifte, schien sie den Atem anzuhalten und ungläubig vor den Worten zurückzuweichen.
» Das ist kein Zauber«, stellte sie fest. » Das ist ein Fluch.«
Diana starrte zu Boden. » Ja«, sagte sie. » Eigentlich ist es ein Fluch.«
Faye war ganz aufgewühlt. » Er funktioniert als Umlenkungszauber, der die Macht der Jäger gegen sie selbst richtet, aber er ruft Hekate an. Das könnte …« Ihr fehlten die Worte.
» Das könnte gefährlich sein«, vollendete Diana. » Wir werden den Zauber nur als letzten Ausweg benutzen.«
Kapitel Sechzehn
Trotz des Nieselregens und der späten Stunde waren noch Leute unterwegs. Scarlett hatte Cassie für den Abend eingeladen. Natürlich hatte Cassie abgelehnt, aber sie wünschte, sie hätte es nicht tun müssen. Es wäre genau das gewesen, was Cassie jetzt brauchte, um den Kopf freizubekommen – andere Leute treffen, Leute, die keinem Zirkel angehörten. Also hatte sie beschlossen, in die Stadt zu fahren. Wenn sie sich auch nicht unter die Menschen mischen konnte, die ein normales Leben führten, so konnte sie sie zumindest von ihrem Wagen aus beobachten.
Aber sie hatte es kaum bis zur Bridge Street geschafft, als aus dem leichten Regen ein Wolkenbruch wurde. Die Menschen suchten hastig Zuflucht in Bars und Restaurants und einige standen zögernd in Eingängen und Unterführungen. Cassie saß trocken und sicher in ihrem Auto. Sie fühlte sich wie in einer Schneekugel, die jemand geschüttelt hatte, überschwemmt vom Regenschauer und dennoch unberührt.
Aber mit einem Mal fühlte sie sich dieser Sicherheit beraubt. Ihr Herz hämmerte wild und ihr brach der Schweiß aus. Sie hatte das Gefühl, verfolgt zu werden, obwohl sie keine Autos hinter sich sah. Immer wieder schaute sie in den Rückspiegel, aber alles, was sie durch die Heckscheibe erkennen konnte, waren Dunkelheit und Nässe. Trotzdem beschloss sie, einen Umweg zu machen, in der Hoffnung, dieses Gefühl abschütteln zu können.
Sie bog scharf auf die Dodge Street ein, eine abgelegene Straße, die zur Schnellstraße zurückführte. Um den Wagen durch die vielen Kurven zu manövrieren, musste Cassie das Tempo verlangsamen, aber als sie auf das Bremspedal stieg, trat ihr Fuß ins Leere.
Sie versuchte es wieder und wieder, aber es hatte keinen Zweck. Ihre Bremsen funktionierten nicht.
Plötzlich schien der Wagen sogar schneller zu werden, wie ein wild gewordenes Gefährt, das sie in den Tod stürzen wollte. Panisch riss sie das Lenkrad herum und versuchte, an den Straßenrand zu gelangen, wo das Gras den Wagen vielleicht so weit abbremsen würde, dass sie hinausspringen konnte.
Aber auch die Grasfläche konnte die Geschwindigkeit nicht verringern. Jetzt bestand Cassies einzige Chance darin, bei vollem Tempo aus dem Auto zu springen. Hektisch umklammerte sie den Griff und drückte die Tür auf. Aber noch bevor sie Gelegenheit hatte hinauszuspringen, prallte das Auto gegen eine riesige Eiche.
Für einen Moment verlor sie das Bewusstsein. Als sie die Augen öffnete, erkannte sie, dass sie durch die Windschutzscheibe aus dem Wagen geschleudert worden war. Sie prüfte, ob sie Arme und Beine bewegen konnte und ob sie blutete. Es war unglaublich, aber sie war unversehrt.
Doch ihr Wagen hatte einen Totalschaden. Durch den dunklen Regenschleier erinnerte er Cassie an eine Limodose, die jemand gegen den Baum gequetscht hatte. Es war ein Wunder, dass sie noch lebte.
Langsam stand sie auf und untersuchte ihre weitere Umgebung, bis sie merkte, dass das bedrohliche Gefühl verschwunden war. Welche dunkle Macht sie auch verfolgt hatte, sie war weg. Aber das Gefühl, dass dies kein Unfall gewesen war, ließ Cassie erst recht nicht mehr los.
Dann kamen ihr die Tränen. Es war kein Wunder. Es war der Schutzzauber, der sie gerettet hatte.
Alles in Cassie sträubte sich dagegen, aber sie wusste, dass sie es tun musste. Also suchte sie ihren Körper und ihre Kleider nach diesem schrecklichen alten Symbol der Jäger ab. Es erinnerte sie daran, wie sie sich nach einem Ausflug in den Wald auf Zecken untersucht hatte, nur dass es diesmal um Leben und Tod ging. Sie war erleichtert, als sie das Symbol nicht fand. Sie wäre zwar fast ums Leben gekommen, aber immerhin war sie von dem Symbol verschont geblieben.
Mit zitternden Händen zog Cassie ihr Handy heraus, um Hilfe zu holen. Aber
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