Der magische Zirkel - Der Verrat
leid…« Cassie weinte.
»D u warst doch völlig ahnungslos. Ich vergebe dir, mein Kind. W as geschehen ist, ist geschehen. A ber du musst bereit sein für ihn…« Die A ugen fielen ihr zu und ihr A tem ging rasselnd.
»G randma!« Cassie schüttelte sie voller Panik.
Die alten A ugen öffneten sich langsam wieder. »A rme Cassie. Es wird schwer werden. A ber du hast die Kraft, wenn du nur nach ihr suchst. Und jetzt besitzt du dies.« Schwach drückte sie erneut auf das Buch der Schatten in Cassies Hand. »D ie W eisheit unserer Familie und die Prophezeiungen. Lies sie. Lerne aus ihnen. Sie werden einige der Fragen beantworten, für die mir keine Zeit mehr bleibt. Du wirst deinen W eg finden…«
»G randma! Grandma, bitte…«
Ihre A ugen waren noch offen, aber sie veränderten sich. Ein leichter Schleier legte sich über sie, als ob sie Cassie nicht mehr erkennen könnten. »M ir macht es nichts aus zu gehen, jetzt da ich dir die Geschichte erzählt habe… A ber da ist noch etwas. Etwas, was du wissen musst…«
»C assie!« Die Stimme kam von der Tür und erschreckte Cassie so sehr, dass sie heftig zusammenzuckte und aufsah. Laurel stand dort, ihr elfenhaftes Gesicht war bleich vor Sorge. »C assie, was geht hier vor? Bist du okay? Soll ich einen A rzt holen?« Sie starrte auf Cassies Großmutter am Boden.
»L aurel, nicht jetzt!«, keuchte Cassie. Sie weinte, klammerte sich noch stärker an die alten, knochigen Hände. »G randma! Bitte stirb nicht! Ich habe solche A ngst. Ich brauche dich!«
Die Lippen der alten Frau bewegten sich, aber nur ganz leise Geräusche waren zu hören. »… hab niemals A ngst, Cassie. Es gibt nichts in der Dunkelheit, was man zu fürchten braucht. Man muss ihm nur mutig entgegentreten…«
»B itte, Grandma, bitte. Oh nein…« Cassie ließ den Kopf auf die Brust ihrer Großmutter sinken und schluchzte. Die alten Hände lösten sich langsam aus ihren. »D u wolltest mir noch etwas sagen«, weinte sie. »D u kannst nicht gehen…«
Ein fast unhörbarer Seufzer drang aus der Brust der alten Frau. Cassie glaubte, das W ort »J ohn« zu hören. Und dann: »… nichts stirbt für immer, kleine Cassie…«
Die Brust unter Cassies Stirn hob und senkte sich noch einmal und ruhte dann für immer.
Draußen hing ein gelblicher Mond tief am Himmel.
»D er Trauermond«, sagte Laurel leise. »S o wird er genannt.«
Wie passend, dachte Cassie, obwohl ihre A ugen jetzt trocken waren. Ihr war zwar weiterhin nach W einen zumute, aber das musste warten. Es musste noch etwas erledigt werden, bevor sie sich ausruhen und ihre Großmutter betrauern konnte. Selbst nach der Geschichte ihrer Großmutter blieben so viele Fragen offen, war so viel herauszufinden– doch eine Sache hatte im Moment V orrang.
Ein paar A utos parkten jetzt auf der Straße. Der Rest des Zirkels war da, wenn auch nicht alle Mitglieder. Cassie sah Suzan, Sean, die Hendersons, A dam und Diana, aber nicht die Person, nach der sie A usschau hielt.
»M elanie und Nick haben deine Mom zu Melanies Tante Constance gebracht«, erklärte Laurel zögernd. »S ie dachten, da sei sie am besten aufgehoben, zumindest für heute Nacht. Sie war immer noch ein bisschen abwesend – aber ich weiß, dass sie wieder in Ordnung kommen wird.«
Cassie schluckte und nickte. Sie war sich da nicht so sicher. Ihre ganze W elt war aus den Fugen geraten. Nur eines wusste sie mit Bestimmtheit– was sie als Nächstes tun musste.
Hab niemals A ngst, Cassie. Es gibt nichts in der Dunkelheit, was man zu fürchten braucht. Man muss ihm nur mutig entgegentreten.
Nur mutig entgegentreten. Tritt ihr entgegen und biete ihr die Stirn.
Dann entdeckte Cassie, wonach sie gesucht hatte.
Faye stand in den Schatten hinter den Scheinwerfern der A utos. Ihr schwarzes Kleid und ihr Haar verschmolzen mit der Dunkelheit, aber die Blässe ihres Gesichts und der silberne Schmuck, den sie trug, hoben sich davon ab.
Cassie ging, ohne zu zögern, zu ihr hinüber. In diesem Moment hätte sie Faye schlagen, würgen, ja sogar töten können. A ber sie sagte nur: »E s ist vorbei.«
»W as?« Fayes A ugen glänzten golden im Mondlicht. Sie sah krank aus, verstört– und gefährlich wie eine in die Enge getriebene, verwundete Raubkatze.
»E s ist vorbei, Faye«, wiederholte Cassie. »D ie Erpressung, die Drohungen… alles vorbei. Ich bin nicht mehr deine Marionette.«
Faye holte heftig Luft. »I ch warne dich, Cassie. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, mich
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