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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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und doch ist es gut, wenn er in diesen Minuten nicht allein ist.
    »Zum wievielten Mal machen wir das nun schon, Philipp?«
    »Du meinst, daß wir beide auf derselben Seite kämpfen?«
    Sie lachten noch einmal, und in diesem kurzen Augenblick war es ihnen etwas leichter ums Herz.
    »Aber ich weiß, was du meinst. Es sieht immer so aus,als müßten wir nur noch eine Schlacht schlagen, und dann wären wir sicher. Also schlagen wir diese Schlacht, aber gleich darauf kommt die nächste. Manchmal glaube ich, das ist erst vorbei, wenn die Götter genug haben von unserer Torheit und das ganze Menschengeschlecht vernichten.«
    Lachios beschirmte die Augen und sah zur Sonne hoch. »Es ist schon eine Stunde nach Mittag.«
    »Keine Angst, wir haben genug Zeit. Gestern war Vollmond, wir können also bis weit in die Nacht hinein kämpfen. Ich frage mich, ob Pleuratos schon aufgegangen ist, was geschehen wird, wenn es heute schlecht für ihn läuft.«
    Lachios schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Ich wollte bis jetzt nicht davon sprechen«, fuhr Philipp fort, »weil so etwas Pech bringt. Aber ich habe diese Stelle nicht nur ausgewählt, weil der Boden eben und gut für die Reiterei ist. Hast du gesehen, wie lange die Illyrer gebraucht haben, um den Paß zu überqueren?«
    »Dann hast du ihnen also doch eine Falle gestellt.« Lachios zeigte ein wölfisches Lächeln. »Wir können uns geordnet zurückziehen, aber wenn die Illyrer zu fliehen versuchen, werden sie sich selbst den Fluchtweg verstopfen wie Äpfel, die man versucht, in einen Weinkrug zu schütten. Es wird ein schreckliches Gemetzel geben.«
    »Ja, es wird schrecklich sein. Ich habe nicht vergessen, daß diese Männer meinen Bruder und viertausend seiner Soldaten abgeschlachtet haben. Ich will dafür sorgen, daß keiner von ihnen je wieder einen Makedonier tötet.«
    Wie Philipp vorausgesagt hatte, begann die Schlacht mit einem Sturmangriff durch die illyrische Reiterei. Für Lachios war das der schwierigste Augenblick, denn er mußte zusehen, wie sie über das Schlachtfeld galoppierten, viele von ihnen direkt auf das äußere Eck des dritten Fußtruppengevierts zu, wo der König sie in vorderster Linie erwartete. Es schien unmöglich, daß Männer zu Fußeinen solchen Angriff überleben, geschweige denn zurückwerfen konnten.
    Aber die Reihen hielten. Etwa hundert illyrische Reiter fielen, bevor sie überhaupt in die Nähe der makedonischen Linien kamen – das offene Feld zwischen den beiden Armeen war übersät mit toten Männern und Pferden –, aber viel mehr kamen durch und brachten Angst und Tod. An der vordersten Linie tobte der Kampf, und einige Illyrer, die sich von den langen Lanzen nicht einschüchtern ließen, sprangen sogar über die Mauer aus Schilden und landeten krachend auf dicht an dicht stehenden Männern, die nirgendwohin ausweichen konnten. Es war ein entsetzlicher Anblick.
    Aber die Reihen hielten. Einfache Soldaten behaupteten, die Anwesenheit des Königs mache aus einer Linie von Männern eine eiserne Mauer, und an diesem Tag schien sich das zu bewahrheiten. Die Illyrer, die alles andere als Feiglinge waren, schlugen mit ihren Schwertern nach denen, die sie mit den Händen von ihren Pferden reißen wollten. So töteten sie und starben, und die Überlebenden merkten plötzlich, daß sie sich ihren Fluchtweg freikämpfen mußten. Hinter ihnen aber schlossen die Reihen von Philipps Fußsoldaten sich wieder.
    Und plötzlich ertönte über den Schlachtenlärm hinweg aus den Reihen der Makedonier das Schlagen von Schwertern auf Schilde, ein Rhythmus, der die Luft erzittern ließ. Es war das Signal, auf das Lachios gewartet hatte.
    »Der König lebt und hat gesiegt«, rief er und schwenkte das Schwert über seinem Kopf. »In den Kampf jetzt für Philipp und für Makedonien.«
    Als die illyrische Reiterei sah, daß sie angegriffen wurde, versuchte sie überstürzt, sich zu sammeln, doch indem sie sich zusammenzog, wurde sie nur zur leichteren Beute für die Makedonier. Von zwei Seiten angegriffen, wichen sie dem einen Schlag aus, um in den anderen zu rennen. Es war ein entsetzliches Gemetzel. Lachios selbsttötete bereits im ersten Ansturm vier Feinde, einen aus solcher Nähe, daß ihm das Blut des Mannes ins Gesicht spritzte.
    Nach dem ersten Durchbruch machten die makedonischen Reiter kehrt, sammelten sich, wie sie es in endlosen Manövern gelernt hatten, und setzten ein zweites Mal zum Angriff an, aber die Illyrer, zumindest diejenigen, die das

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