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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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und kehrte dann wieder auf den Balkon zurück.
    Er setzte sich auf den Klappstuhl und legte den linken Arm auf das Balkongeländer. Er zündete sich eine Zigarette an und sah rauchend auf die Straße hinunter.

2
    Die elektrische Wanduhr zeigte fünf Minuten vor elf, und nach dem Kalender auf Gunvald Larssons Schreibtisch war es Freitag, der 2. Juni 1967.
    Gerade hatte Martin Beck das Zimmer betreten. Er hatte seine Tasche neben der Tür auf den Fußboden gestellt, gegrüßt und seinen Hut neben den Krug auf dem Aktenschrank gelegt. Er hatte ein Glas vom Tablett genommen und sich Wasser eingegossen. Jetzt stützte er sich mit dem Ellbogen auf den Schrank und hob das Glas. Der Mann hinter dem Schreibtisch sah ihn mißbilligend an und sagte: »Haben sie dich auch hergeschickt? Was haben wir nun schon wieder falsch gemacht?«
    Martin Beck trank einen Schluck, dann antwortete er: »Nichts, nehme ich an. Nur keine Aufregung, ich bin auf der Suche nach Melander, ich habe ihn um etwas gebeten. Wo steckt er denn?«
    »Auf dem Klo, wie gewöhnlich.«
    Melanders Fähigkeit, sich ständig auf der Toilette aufzuhalten, war ein alter, abgenutzter Witz. Da er aber mehr als ein Körnchen Wahrheit enthielt, ärgerte sich Martin Beck jedesmal wieder darüber.
    Doch das behielt er für sich - wie so oft. Er sah den Mann am Schreibtisch lange und forschend an, bevor er frage: »Wo drückt der Schuh?«
    »Wo glaubst du wohl? Die Raubüberfälle natürlich. Da war gestern wieder einer im Vanadislunden.«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Ein Pensionär, der seinen Hund ausführte. Von hinten niedergeschlagen. Hundertvierzig Kronen in der Brieftasche. Gehirnerschütterung. Liegt im Sabbatberg-Krankenhaus. Natürlich nichts gesehen und nichts gehört.«
    Martin Beck schwieg.
    »Das war der achte Fall in vierzehn Tagen. Der Kerl wird noch jemanden umbringen.«
    Martin Beck trank das Wasser aus und stellte das Glas zurück.
    »Falls ihn nicht bald jemand erwischt«, fuhr Gunvald Larsson fort.
    »Und wer soll dieser Jemand sein?«
    »Die Polizei, zum Teufel. Wir. Wer denn sonst? Eine Zivilstreife vom 9. Revier war da - eine Viertelstunde nachdem es passiert war.«
    »Und als es passierte, wo war sie da?«
    »Auf der Wache. Es ist immer dasselbe. Hockt hinter jedem Busch im Vanadislunden ein Polizist, passiert etwas im Vasapark. Haben wir unsere Leute versteckt, sowohl in Vanadislunden als auch im Vasapark, taucht er bei der Uggleviksquelle auf.«
    »Und wenn auch dort hinter jedem Busch ein Polizist sitzt?«
    »Dann verwüsten Demonstranten das US Trade Center und legen Feuer in der Amerikanischen Botschaft. Das ist alles andere als komisch«, antwortete Gunvald Larsson steif.
    Martin Beck sah ihn unverwandt an. »Ich finde es auch nicht komisch. Ich wundere mich nur.«
    »Der Kerl versteht seine Sache. Der reinste Hellseher. Niemals ist ein Polizist in der Nähe, wenn er zuschlägt.«
    Martin Beck massierte seine Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. »Vielleicht sollte man…«
    »Was sollte man?« fiel ihm Larsson ins Wort. »Polizeihunde? Damit sie noch die Zivilstreife beißen? Der Mann gestern hatte übrigens einen Hund. Und was hat es ihm geholfen?«
    »Was für einen Hund?«
    »Woher soll ich das wissen? Soll ich vielleicht den Hund verhören? Soll ich den Hund aufs Örtchen schicken, damit Melander ihn verhören kann?« entgegnete Gunvald Larsson tiefernst. Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch und sagte gereizt: »Ein Wahnsinniger überfällt in den Parkanlagen die Leute, und du kommst her und erkundigst dich nach den Hunden.«
    »Ich wollte wirklich nicht…«
    Gunvald Larsson ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich sage dir doch, dieser Kerl versteht seine Sache. Er geht nur auf wehrlose, alte Männer, Frauen und kleine Knirpse los. Immer von hinten, und immer wie der Blitz aus dem Gebüsch.«
    »Da gibt es nur eins«, meinte Martin Beck sanft.
    »Was?«
    »Du gehst selbst hinaus. Verkleidet als wehrloser, alter Mann.« Der Mann am Schreibtisch starrte ihn an.
    Gunvald Larsson war einszweiundneunzig groß und wog achtundneunzig Kilo. Er hatte Schultern wie ein Schwergewichtsprofi und gewaltige Hände, die dicht mit blonden Haaren bewachsen waren, blondes, zurückgekämmtes Haar und klare blaue Augen, die meist einen mißvergnügten Ausdruck zeigten.
    Kollberg pflegte die Beschreibung mit der Bemerkung zu vervollständigen, er habe einen Gesichtsausdruck wie ein Mopedfahrer.
    Dieser klare blaue Blick war nun auf Martin

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