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Der Mann auf dem Einhorn

Der Mann auf dem Einhorn

Titel: Der Mann auf dem Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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nicht einen einzigen Vogel, keinen Hund, nichts!«
    Auf den Resten der Kuppel lag Schnee, er bedeckte auch viele der Pilze und der Farnwedel. Aber ebenso deutlich war auch, dass er an den meisten Stellen des Tales entweder bereits geschmolzen war oder erst gar nicht gefallen. Hinter dem Anführer staute sich der lange Zug der drei Hundertschaften mit ihren dampfenden Pferden.
    »Der Frostriese Ymeer«, sagte der Fährtensucher, »hat das Land in seiner Fessel. Hier endet sein Reich, obwohl er aus dem eisstarrenden Norden kommt.«
    »Frostriese oder nicht«, gab der andere mürrisch zurück. »Wir haben den Befehl, das Tal gegebenenfalls zu erobern. Achtung!«
    Er hob die Hand und schrie: »Hundert Mann bleiben hier und kümmern sich um die Pferde. Alle anderen kommen mit mir. Wir durchsuchen jeden Winkel. Macht schnell!«
    Die frierenden Caer-Soldaten sprangen von den Sätteln, knoteten die Zügel der Pferde zusammen, sammelten sich in kleinen Gruppen und stapften an den Rand des Tales, an die Reste der wuchtigen Umfassungsmauer. Auch die Hänge und die senkrechten Felsen waren voller Eis und Schnee. Die ersten Caer machten sich an den Abstieg. Sie rutschten und stolperten den Hang hinunter, den einige von ihnen vor Tagen hinaufgeflüchtet waren. Kein Tier griff sie an, keine Ratte zeigte sich, kein Geier zog im nebligen Himmel seine Kreise.
    »Bei Ymeer! Ein Platz voller Rätsel!« dröhnte die Stimme des Anführers. Er erreichte den Talboden und spürte, wie die Kälte drastisch nachließ.
    Hinter ihm sprangen Gruppen von Soldaten, die Schilde am Kinn und die Schwerter in den Händen, auf den weichen Boden des Tales. Aber keiner von ihnen bemerkte den einsamen Späher, der sich im Schnee zwischen den Trümmern der Umfassungsmauer verbarg.
    »Ausschwärmen!«
    Nur das Klirren der Waffen und das Brechen von dürren Wedeln waren zu hören, als sich die geschulten Kämpfer zu drei Keilen formierten. Je einer entfernte sich nach rechts und links, der dritte stieß langsam und wachsam in die Richtung des Zentrums vor. Die unheimliche Ruhe des Tales wurde durch Kommandos und Rufe jäh gestört. Die Männer kamen an den Leichen ihrer Kameraden vorbei und sahen, dass Ameisen die Körper teilweise bis auf die Knochen abgenagt und sogar Stoff, Fell und Leder nicht verschont hatten. Immer breiter wurde der Strom der Soldaten.
    Sie untersuchten jeden Fußbreit des Tales. Die erste Gruppe drang durch das trümmerübersäte Mauerloch in der rissigen Kuppel ein. Zahlreiche Spuren wurden sichtbar, denen die Caer sofort nachgingen.
    Auch sie standen vor dem riesigen Kopf und staunten, auch sie entdeckten die Halle der Masken und einen gigantischen Berg von Trümmern eines unerklärlichen Mechanismus.
    Sie suchten zwischen den Trümmern, brachen Tore auf, die teilweise bereits vermodert waren, und sie fanden nichts anderes als uralte Dinge ohne erkennbare Bedeutung. Jeder Raum, den die Soldaten in den Resten der Kuppel und in den Gewölben darunter fanden, wurde mit Fackeln untersucht. Sie fanden auch die kokonartigen Hüllen und begriffen, dass hier die Tiere geschlafen hatten, mit denen Hester die Stadt terrorisierte. Aber sonst fanden sie nichts.
    Zweihundert Caer-Krieger stocherten mit den Schwertern zwischen den Wurzeln der Bäume. Sie wälzten Trümmer und zerbrochene Quader zur Seite und suchten nach verborgenen Eingängen. Einige von ihnen begruben ihre toten Kameraden, und schließlich kamen sie alle in dem Gebiet rund um den Eingang zur Kuppelruine zusammen.
    Der Anführer brauchte nur in ihre bärtigen, schmutzigen Gesichter zu blicken, um zu wissen, dass sie zwar ihren Auftrag ausgefüllt, aber nichts gefunden hatten.
    Er sprang auf einen Säulenstumpf, schob sein Schwert in die Scheide zurück und rief: »Ich sehe, ihr habt nichts gefunden?«
    »Nicht einmal Spuren. Aber der Mann, den sie Mythor nennen, war mit seinen Begleitern hier.«
    »Er wird ebensowenig gefunden haben wie wir. Gut. Wir reiten zurück!«
    »Caers Blut! Es wird das beste sein.«
    Der Anführer deutete aus dem Eingang hinaus und nickte. Um ihn versammelten sich die Unterführer und winkten ihren Männern.
    »Macht schnell! Dann werden wir heute noch ein gutes Stück zurück schaffen.«
    Die Caer verließen den Talkessel und kletterten den Schräghang wieder hinauf. In guter Ordnung bestiegen sie wieder ihre Pferde und ritten in der breiten Spur zurück, die sie selbst durch den Schnee getrampelt hatten. Einer von ihnen glaubte, eine Gestalt auf der

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