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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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kühl, als hätte er mich nicht die letzten anderthalb Minuten angeschrien. »Außerdem habe ich noch nie gesehen, dass jemand einen Pick so hält wie du. Ich weiß nicht, wer zum Teufel dir das beigebracht hat.«
    Dann wühlte er wieder auf seiner Werkbank herum und löste eine kleine Lawine aus Unterlegscheiben, Schrauben und Muttern aus.
    »Lockpicker gibt es natürlich wie Sand am Meer heutzutage. Die findet man an jeder Ecke.«
    Als er endlich gefunden hatte, was er suchte, warf er es mir zu. Es war ein Kombinations-Vorhängeschloss, aber kein billiges.
    »Ein einfaches Drei-Scheiben-Schloss, ja? Was machst du damit?«
    Ich zog den Bügel heraus und drehte die Nummernscheibe, fühlte nach den Haftpunkten. Die übliche Routine, zuerst die letzte Zahl herausfinden und dann mit den Zahlenfamilien die möglichen Kombinationen eingrenzen.
    Der Ghost beobachtete mich. Letzte Zahl 25 , also mit 1 beginnen, die zweiten Zahlen als Reihe einstellen und alles durchprobieren.
    »Was tust du da, Herrgott?«
    Ich sah ihn an. Was glaubst du denn?
    »Du willst nicht im Ernst die Zahlen austricksen, oder? Glaubst du etwa, bei einem
guten
Schloss kommst du damit durch? Erstens wird dieses System nur bei den billigen Scheißdingern verwendet. Und zweitens … was bist du bloß für ein gottverdammter Amateur? Hast du denn überhaupt kein Fingerspitzengefühl?«
    Er gab mir keine Gelegenheit zu einer Antwort. Nicht, dass ich etwas zu erwidern gewusst hätte. Er nahm mir das Schloss ab und drehte die Nummernscheibe.
    »Du musst es fühlen, okay? Anders geht es nicht. Shit, wenn du das noch nicht mal bei einem blöden Vorhängeschloss kannst …«
    Er warf einen kurzen Blick auf die Scheibe. Dann hielt er das Schloss an sein linkes Ohr und drehte sie mit geschlossenen Augen.
    »Entweder fühlst du es oder nicht, klar? So einfach ist das.«
    Mit wieder offenen Augen drehte er die Wählscheibe in die andere Richtung.
    »Ich kann das im Schlaf, Heißsporn. Wortwörtlich. Ich kann es beim Autofahren. Beim Telefonieren. Beim Sex.«
    Er drehte die Scheibe weiter, hielt inne, wechselte erneut die Richtung.
    »Verstehst du, was ich damit sagen will? Ich kann das, ohne auch nur darüber
nachzudenken.
«
    Er zog den Bügel heraus und warf mir das nun offene Schloss zu.
    »Setz dich hierhin und arbeite daran. Wenn du es wie ein echter Schrankmann öffnen kannst, sag mir Bescheid. Ich gehe so lange Mittag essen.«
    Schrankmann. Da hörte ich diesen Ausdruck zum ersten Mal. Er klang mir in den Ohren, als er mich dort in dem grün beschatteten Hinterhof allein ließ, inmitten dieser großen Stahltresore.
    Ein echter Schrankmann.
     
    Die Sonne ging schon unter, als ich endlich dort rauskam. Das Schloss hatte ich in meiner Tasche. Meine erste Hausaufgabe bestand darin, die Nummernscheibe so lange zu drehen, bis ich fühlte, wie die Sperrscheiben richtig hintereinander angeordnet waren. Bis ich das verdammte Ding nur durch Tasten öffnen konnte, ohne Trickserei.
    Ich hätte direkt nach Hause fahren und üben sollen, doch stattdessen fuhr ich noch einmal zu den Marshs. Die Fenster waren alle dunkel, als ich in die Einfahrt bog, aber ich hörte Musik von drinnen. Ich machte die Haustür auf und lugte hinein. Aus der Anlage plärrte »Wouldn’t it be nice« von den Beach Boys, Mr. Marshs Lieblingsband, wie ich mich erinnerte. Der Song lief auf Partylautstärke, obwohl nirgends ein Licht brannte und ich niemanden sah.
    Ich ging ins Wohnzimmer. Das große Aquarium verbreitete ein gespenstisches Leuchten. Dann bemerkte ich einen dünnen Lichtstreifen unter der Tür von Mr. Marshs Büro. Trotzdem schlich ich zuerst nach oben, in Amelias Zimmer, und knipste das Licht an. Sie war immer noch nicht da.
    Ich machte das Licht wieder aus und ging nach unten. Ein paar Sekunden lang herrschte Stille, als der Song zu Ende war. Dann kam der nächste Hit von den Beach Boys. »You still believe in me.« Ich machte die Tür zum Büro auf, und die Musik dröhnte auf mich ein.
    Als Erstes fiel mir auf, dass der ausgestopfte Riesenfisch fehlte. Als Zweites, dass er gar nicht fehlte, sondern jemand ihn von der Wand heruntergenommen und durch die Fensterscheibe gerammt hatte. Der hintere Teil steckte drinnen, der vordere draußen.
    Als Drittes fiel mir auf, dass der Schreibtischsessel zur Wand gedreht war und ein Arm an der Seite herunterhing. Ich blieb ein paar Sekunden dort stehen und wartete auf ein Lebenszeichen.
    Dann schwang der Sessel herum. Mr. Marsh hing

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