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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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anfangen?«
    Ich hielt imaginäre Picks in den Händen und stocherte damit in der Luft herum. Das beeindruckte ihn ungefähr so sehr, als würde ich Ballontiere knoten, aber er führte mich trotzdem zu einer Werkbank an der Außenwand des Gebäudes. Wir mussten uns durch eine Miniaturstadt aus Farbeimern hindurchschlängeln, doch dann, als wir davorstanden, sah ich, dass er dort eine Art Schlossknacker-Labor eingerichtet hatte. Ein durchsichtiger Zylinder aus Plexiglas war an die Werkbank angeschraubt, und darin steckte ein Schlüsselschloss. Er holte das Schloss heraus und entfernte die Abdeckung des Schließzylinders, so dass die Stifte darin sichtbar wurden. Nachdem er seine Brille aufgesetzt hatte, begutachtete er die Stifte und zog einen heraus. Er machte eine Schublade eines kleinen Schränkchens in der Nähe auf und ersetzte den Stift durch einen anderen, wobei er darauf achtete, die Feder darüber zu spannen. So ging er die ganze Reihe durch, bastelte seinen eigenen maßgefertigten Stiftesatz. Schwer oder leicht oder weiß der Teufel was. Ich hatte keine Ahnung. Als er fertig war, schob er die Abdeckung wieder über das Schloss und tat es zurück in den Plexiglaszylinder. Dann kramte er auf der Werkbank herum und suchte wohl nach ein paar Picks, wie ich vermutete. Ich nahm die Ledermappe aus meiner Hosentasche und zeigte sie ihm.
    »Trägst du das immer mit dir herum?«
    Ich nickte.
    »Falls die Polizei dich mal anhält, willst du sie nicht im Ungewissen über dich lassen, was? Den Bullen das Leben leichtmachen, ja?«
    Er ließ mir keine Zeit, mich zu verteidigen, sondern zeigte auf das Schloss und trat einen Schritt zurück.
    »Wenn du so weit bist, Heißsporn.«
    Ich nahm einen Spanner und einen Diamantpick heraus und machte mich an die Arbeit. Froh, endlich etwas tun zu können, auf das ich mich verstand. Ich legte Spannung an und tastete nach dem ersten Stift. Dabei merkte ich, wie der Mann mir über die Schulter guckte, er blies mir praktisch seinen Atem in den Nacken.
    »Ich störe dich doch nicht, oder?«
    Ich machte weiter. Zweiter Stift, dritter, vierter, fünfter, sechster. Das Schloss sprang auf, ohne dass ich sie auch nur ein zweites Mal durchgehen musste. Offenbar waren es nur einfache Blockstifte.
    »Schön, ein einfaches kriegst du also auf. Hurra. Dann wollen wir’s mal ein bisschen schwerer machen.«
    Ich trat beiseite, als er den Schließzylinder erneut öffnete und sämtliche Stifte austauschte. Ich sah die kleinen Nuten an den neuen Stiften. Er kämpfte diesmal mit den Federn und beugte sich über seine Arbeit, bis er fast mit der Nase daran stieß.
    »Wenn ich nur mal was sehen könnte, verflucht noch mal …«, schimpfte er vor sich hin. Als er fertig war, setzte er die Brille ab, rieb sich die Augen und machte mir Platz. Ich stellte mich vor das Schloss und fing an.
    Er hob den linken Arm und sah auf seine Uhr. »Zehn Sekunden schon«, sagte er. »Halt dich ran.«
    Ich setzte den Zylinder unter Spannung und tastete nach den Stiften.
    »Zwanzig Sekunden.«
    Achte nicht auf ihn, sagte ich mir. Sperr ihn einfach aus deinem Kopf aus.
    »Dreißig. Wir werden langsam ein bisschen ungeduldig.«
    Setz den Stift, fühl, wie er klemmt. Genau richtig. Weiter zum nächsten.
    »Vierzig Sekunden! Jetzt musst du dich aber beeilen!«
    Die ganze Reihe durch. Schön die Spannung halten. Nicht zu viel. Lass dich nicht von ihm aus der Ruhe bringen. Nicht nervös werden. So ist’s gut …
    »Fünfzig Sekunden! Willst du mich verarschen?«
    Wieder nach vorn durcharbeiten, nach dem letzten Stift tasten, dieses leichte Nachgeben ertasten, kaum merklich.
    »Eine Minute! Gleich wird es hier von Cops nur so wimmeln!«
    Ich fühlte einen Schweißbach über meinen Rücken laufen. Ein wütendes Insekt brummte irgendwo in dem Gestrüpp hinter uns.
    »Sie brechen die Tür auf! Du Idiot!«
    Noch einen Stift. Halt die Spannung. Nicht zu doll.
    »Zack, bumm!
Hast du das gehört?
Bumm!«
    Ich schloss die Augen und verharrte vollkommen still. Ließ ein wenig nach mit dem Spanner, nur den Bruchteil eines Millimeters.
    »Wir sind am Arsch! Sie sind hier drin, überall!«
    Noch drei Stifte. Noch zwei.
    »Es ist zu spät! Lauf, du Depp! Lauf weg!«
    Noch einer. Ich fühlte, wie das Schloss nachgab, wie das ganze Ding sich drehte. Ich zog das Werkzeug heraus und musste mich mit aller Kraft zusammenreißen, um es dem Ghost nicht in seine blasse, dämliche Fresse zu hauen.
    »Das hat ja gedauert«, sagte er und musterte mich

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