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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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fragte mich, ob Amelia oben in ihrem Zimmer war, ob sie vor Angst fast verging oder stinksauer war oder sonst was.
    »Allerdings weiß ich, dass Mr. G. manchmal ein bisschen harsch sein kann. Also habe ich mir gesagt, dass ihr zwei euch vielleicht nur auf dem falschen Fuß erwischt habt. Kann das sein?«
    Ich rührte mich nicht.
    »Michael? Kann das sein?«
    Ich zuckte die Achseln. Der Mann ließ mich nicht aus den Augen.
    »Die Lage ist folgende. Mr. Marsh und sein Partner, Mr. Slade, haben gewisse Verbindlichkeiten, und leider ist keiner von beiden bisher in der Lage gewesen, diesen Verbindlichkeiten nachzukommen. Was Mr. Slade angeht, so scheint er von der Erdoberfläche verschwunden zu sein, und ich bin mir nicht schlüssig, wie wir mit ihm verfahren sollen, wenn er sich irgendwann mal wieder zeigt.«
    Nun richtete er seinen Blick auf Mr. Marsh, der auf seine Hände starrte. Der Riesenfisch hing drohend über allem.
    »Eines muss man Mr. Marsh zugutehalten«, fuhr der Mann fort. »Wenigstens sieht er der Situation ins Auge. Er will seine Schulden begleichen, was ich anerkenne, und deshalb bin ich bereit, ihm entgegenzukommen. Das Problem ist, dass er sich finanziell etwas übernommen hat. Mit dem Fitnesscenter und den Plänen für ein zweites und diesen Bauplänen für eine neue Wohnsiedlung … nun, ich fürchte, er hat bereits all seine Aktivposten belastet, soweit es nur geht. Verstehst du, was ich damit meine? Der arme Mann besitzt nichts mehr von Wert, das er anstelle von Bargeld einsetzen kann. Das Einzige, was er noch hat …«
    Er beugte sich wieder zu mir vor.
    »Bist du.«
    Ich sah Mr. Marsh an. Er wich meinem Blick aus.
    »Versteh mich nicht falsch. Ich weiß, dass du nicht sein Eigentum bist, aber soweit ich im Bilde bin, wurdest du dazu verurteilt, während der Sommerferien bestimmte Dienste für ihn zu leisten. Ganz nach seinem Gutdünken, in einem angemessenen Rahmen natürlich. Und das bedeutet, dass
du
ihm zwar nicht gehörst, aber doch ein gewisser Teil deiner Zeit. Eine festgesetzte Anzahl von Stunden jeden Tag. Jede Woche. Das ist derzeit das Einzige, was er hat, das einem Vermögenswert halbwegs nahekommt. Alles in allem – was sollte er mir sonst anbieten, um die Sache in Ordnung zu bringen?«
    Ich beobachtete, wie der Rauch seiner Zigarette sich zur Decke kräuselte.
    »Deshalb möchten wir beide gern, dass du dir überlegst, es mit Mr. G. noch einmal zu versuchen. Ich habe schon mit ihm gesprochen. Ich habe ihm klargemacht, dass du dich nach einem vielversprechenden jungen Mann anhörst – und das bist du, wie ich nun sehe, nachdem ich dich kennengelernt habe – und dass du eine zweite Chance verdienst.«
    »Das wäre uns wirklich eine große Hilfe«, sagte Mr. Marsh, der endlich den Mut fand, wieder etwas zu sagen.
    »Das wäre es«, bestätigte der Mann. »Für mich, weil ich sehr daran interessiert bin zu sehen, wie gut du wirklich bist, und für Mr. Marsh natürlich erst recht. Und für seine Familie, nicht zu vergessen. Der Sohn, er trainiert schon fürs College? Will seine Footballkarriere so früh wie möglich starten?«
    »Ja«, sagte Mr. Marsh.
    »Ausgezeichnet. Und die Tochter?«
    Mr. Marsh schloss die Augen
    »Gibt es da Schwierigkeiten?«
    »Nein, gar nicht. Sie kommt in die letzte Highschool-Klasse.«
    »Sehr gut. Wie heißt sie noch mal?«
    »Amelia.«
    »Amelia. Was für ein schöner Name. Findest du nicht auch, Michael?«
    Er sah, wie ich mich an den Stuhlseiten festklammerte. Er verlor kein Wort darüber, aber ich wusste, dass er meine Reaktion registrierte.
    »Ich denke, wir sind uns jetzt einig«, bemerkte er. »Michael, wenn du uns bitte entschuldigen würdest. Wir haben noch das eine oder andere zu besprechen. Mr. G. wartet bereits, wie ich weiß, also möchtest du vielleicht gleich aufbrechen und zu ihm fahren. Ich bin zuversichtlich, dass ihr beide eure Zeit heute produktiver nutzen könnt, hm?«
    Er saß da und wartete. Ich stand auf.
    »Es war mir eine Freude, Michael«, sagte er. »Wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Ich machte die Tür auf und ging. Vorbei an den drei Männern, die jetzt im Wohnzimmer zusammensaßen. Anscheinend hatten sie den Weg zum Kühlschrank gefunden, denn jeder hielt eine Bierflasche in der Hand.
    »Na, wie lief’s, Romeo?«
    Wer das sagte, bekam ich nicht mit, und es war mir auch egal. Ich lief geradewegs die Treppe hinauf und klopfte bei Amelia an. Sie war nicht da.
    »Sie ist weg«, sagte Schlafzimmerblick, der auf

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