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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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in meinem Kopf ganz schwach und undeutlich werden, bevor das »Schlosssignal« zu mir durchdringen und sich bemerkbar machen konnte. Woran es auch lag, ich übte weiter, bis ich es halbwegs schaffte, meine Antennen auf das Signal auszurichten. Bis mir wieder die Augen zufielen.
    Toll, Wahnsinnsfortschritt. Diese nörgelnde Stimme in meinem Hinterkopf, die sich anhörte wie die des Ghost. Jetzt kriegst du also ein billiges kleines Kombinationsschloss auf. Die Stimme blieb bis zum nächsten Morgen in meinem Kopf, als ich wieder nach Detroit fuhr. Es war schwül, Regen lag in der Luft. Dann kam der Wolkenbruch, und ich war innerhalb von ein paar Sekunden durchnässt. Ich erreichte die West Side und den Altwarenladen und schob mein Motorrad zur Tür. Nachdem ich geklopft hatte, musste ich noch eine volle Minute im Regen warten, bis der Ghost erschien und mich reinließ.
    »Wie bist du mit dem Schloss vorangekommen?«, fragte er gleich. »Tropf mir möglichst nicht alles nass.«
    Ich holte es aus der Hosentasche und hielt es hoch.
    »Scheint mir nicht offen zu sein.«
    Er sah mir zu, während der Regen draußen herunterprasselte. Rechts, links, rechts. Zack. Ich ließ den Bügel aufschnappen und gab ihm das Ding.
    »Werd mir jetzt bloß nicht eingebildet«, sagte er und drückte es zu. »Sonst jag ich dich gleich wieder in den Regen raus.«
    Er ging auf seine Höhle zu, ich hinterher. Auf halbem Weg nahm er ein weiteres Kombinationsschloss von einem alten Tisch und warf es mir über den Kopf hinweg zu. Damit hatte ich nicht gerechnet, und die Beleuchtung war wie üblich mehr als spärlich. Zum Glück konnte ich es gerade noch auffangen, bevor es mir ins Gesicht knallte.
    Ich mühte mich noch damit ab, als wir durch sein Büro und den schmalen Gang in den Hinterhof gelangt waren. Der Regen trommelte auf das grüne Plastikdach, so dass es dort so laut war, als stünden wir tatsächlich im Innern einer Trommel.
    »Also gut«, sagte er und unterbrach sich, als er sah, dass ich das Schloss noch nicht aufbekommen hatte. Wie hätte ich das denn schaffen sollen bei dieser Dämmerbeleuchtung und dem ganzen Müll, dem ich ausweichen musste? Er verschränkte die Arme und schaute mir zu, vielleicht zwei Minuten lang, gefühlt zwei Stunden. Als ich es endlich aufhatte, riss er es mir mit solcher Verachtung aus der Hand, dass ich überzeugt war, gleich wieder den Weg zur Vordertür antreten zu können. Doch er warf es nur auf die Werkbank und befahl mir, dort zu warten, wo ich stand.
    Er zog eine Schiebetür auf, wobei ein Dutzend Rechen und Harken und andere Gartengeräte heraus- und auf ihn drauffielen. Er fluchte und bahnte sich mit Karateschlägen einen Weg hindurch zu einem Lagerraum. Eine einzelne nackte Glühbirne hing dort an der Decke. Als er an der Schalterschnur zog, passierte nichts.
    Noch mehr Fluchen. Noch mehr Stolpern und Beiseitekicken von Gerümpel. Dann kam der Ghost rückwärts wieder raus, mit einer Sackkarre, auf der er ächzend irgendetwas Schweres unter einem staubigen weißen Tuch herbeizerrte.
    Er rollte es zur Tür raus und schnauzte mich an, ich solle gefälligst aus dem Weg gehen, bevor er sich einen Leistenbruch zuzog. Keuchend setzte er das Ding auf dem Boden ab und rang nach Luft.
    Ich wusste natürlich, was es war. Eins zwanzig hoch, vielleicht neunzig Zentimeter breit und siebzig tief. Die Maße eines mittelgroßen Tresors. Aber warum bewahrte er diesen in einem Lagerraum auf, verborgen unter einem Tuch?
    »Das hier musst du als Erstes sehen«, sagte er und wischte sich die Stirn mit einem Stofftaschentuch ab. »Mach dich auf was gefasst, denn widerwärtiger geht’s kaum.«
    Er zog das Tuch herunter und wirbelte dabei eine dicke Staubwolke auf. Es war in der Tat ein Tresor, aber einer, den man auf jede nur erdenkliche Art und Weise aufgebrochen hatte. Auf der einen Seite war die äußere Hülle abgefräst worden, und auf die Betonschicht in der Mitte hatte man anscheinend eingehämmert, um die innere Schicht freizulegen und zu durchstoßen.
    Ich ging zur Rückseite herum und sah, dass dort ein Quadrat von etwa dreißig Zentimeter Seitenlänge herausgeschnitten worden war. Auf der nächsten Seite wieder ein viereckiges Loch, dieses aber mit geschwärzten Rändern. Auf der Vorderseite schließlich hatte man ein halbes Dutzend Löcher hineingebohrt und auf der Oberseite noch einmal drei.
    »Ich gehe das nur einmal mit dir durch«, sagte der Ghost. »Also pass gut auf.«
    Er schloss kurz die Augen und

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