Der Mann aus dem Safe

müssen etwas kaputt machen. Was anderes kennen sie nicht.«
    Er drückte die Griffe der Karre herunter, um den Tresor nach hinten zu kippen. Doch dann hielt er inne.
    »Hier, mach du das. Fahr das Ding zurück ins Lager. Ich kann es keine Minute länger ertragen.«
    Er ging beiseite, damit ich mich mit der Sackkarre abplagen konnte. Ich packte die Griffe und wollte den Geldschrank ankippen. Er war viel zu schwer.
    »Jetzt stell dir vor, du willst den aus einem Gebäude rollen, damit du ihn mit nach Hause nehmen und aufbrechen kannst. Ist doch der helle Wahnsinn.«
    Ich setzte mein ganzes Körpergewicht ein, bis das verdammte Teil sich ein kleines Stück bewegte. Beim dritten Versuch brachte ich es endlich in Schräglage und musste mich dann der Schwungkraft widersetzen. Nur einen Zentimeter mehr, und es wäre wieder heruntergekracht.
    »Langsam, Herkules. Bring das Ding lieber weg, ehe du noch jemanden plattmachst.«
    Es gelang mir, die Last mehr oder weniger in die richtige Richtung zu bugsieren. Meine Unterarme schmerzten schon auf halber Strecke, dabei hatte ich mich für so stark gehalten nach all dem Graben im Garten der Marshs. Ich streifte die Tür zum Lagerraum, was die ganze Wand zum Wackeln brachte. Keuchend und mit letzter Kraft wuchtete ich den Tresor in die hintere Ecke und ließ ihn in aufrechte Position fallen, so dass mir die Griffe aus den Händen gerissen wurden. Ich rang nach Atem dort in dem dämmerigen Schuppen und hörte das Blut in meinen Ohren rauschen.
    Als ich wieder draußen war, saß der Ghost auf seinem Bürostuhl mitten im Garten der Safes.
    »Komm her und sieh dir diese prachtvollen Geschöpfe an«, sagte er. »Absolut verdammt prachtvoll. Woran erinnern sie dich?«
    Ich blieb ein wenig außerhalb des Kreises stehen, in der Lücke zwischen zwei Safes, und hörte ihm genau zu.
    »Man fasst einen Safe an, wie man eine Frau anfasst«, sagte er. »Merk dir das. Hast du mich verstanden?«
    Ich nickte.
    »Das größte Rätsel, junger Mann, die größte Herausforderung, der sich ein Mann stellen kann, ist herauszufinden, was im Herzen einer Frau vorgeht.«
    Langsam rollte er mit seinem Stuhl zu einem der Safes hinüber.
    »Das hier«, sagte er und legte seine Linke an die Safetür, »ist eine Frau. Komm näher.«
    Ich machte einen Schritt in den Kreis.
    »Das hier«, sagte er und legte die Rechte an die Nummernscheibe, »ist das Herz der Frau.«
    Okay, dachte ich. Ich spiele jetzt mal mit.
    »Wenn du willst, dass sie sich öffnet, was machst du? Ziehst du ihr eins mit deiner Keule über und zerrst sie in deine Höhle? Führt das zum Ziel?«
    Ich schüttelte nicht mal den Kopf.
    »Natürlich nicht. Wenn sie sich öffnen soll, bemühst du dich, sie zu verstehen. Zu verstehen, was in ihr vorgeht. Komm und sieh dir das an.«
    Ich ging näher heran und hockte mich auf ein Knie.
    »Dieser Safe hier heißt Erato. Sie ist etwas ganz Besonderes. Sehr offen. Denn im Gegensatz zu den meisten Safes kannst du sogar sehen, was in ihr vorgeht.«
    Sachte entfernte er die mit Filz bezogene Abdeckplatte an der Innenseite der offenen Tür. Dann die kleine Metallscheibe hinter dem Sperrmechanismus. Als er die Nummernscheibe drehte, sah ich, dass sich eine Antriebsscheibe hinter einem Satz von drei Sperrrädern gleichzeitig mitdrehte. Er zeigte mir, wie die Einkerbungen an den Rädern genau auf eine Linie gebracht wurden, wenn man die richtige Kombination einstellte, so dass die Führung darüber in diese neu entstandene Furche fiel und ihrerseits einen Hebel herunterdrückte, der den Zuhalteriegel löste. Wodurch man den Griff der Safetür bewegen konnte.
    »So einfach«, sagte er, ziemlich leise jetzt. Ich hörte den gedämpften Verkehrslärm von der Straße draußen. Ich hörte das Summen der Insekten in dem Rankengestrüpp hinterm Zaun. Nachdem er die richtige Kombination gewählt hatte, drehte er den Griff, worauf alle zehn Stäbe der Verriegelung in das Türgehäuse eingezogen wurden, drei auf jeder Seite, zwei oben und zwei unten, jeder Stab fünf Zentimeter im Durchmesser und aus massivem Stahl.
    »So öffnet man einen Safe«, sagte er. »Alle anderen Safes sind nur Abwandlungen desselben Prinzips.«
    Ich blieb neben ihm hocken. Diese ganze Sache mit dem Safe als Frau und dass er einen Namen hatte – das hätte andere vielleicht in die Flucht gejagt. Mich nicht.
    »Es ist leicht, wenn man die Kombination kennt«, sagte der Ghost und schloss die rechte Hand, als hielte er etwas darin. »Aber wenn