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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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War es möglich, dass er wirklich einen Kontakt auf diesem Boot hatte? Eine von den »Knallnasen«? Glaubte er wirklich, dass wir die Jacht ausrauben und lebend davonkommen konnten?
    Julian hatte recht. Das wäre Selbstmord.
     
    Eine halbe Stunde später kamen wir in einen Ort namens Chagrin Falls. Er erinnerte mich irgendwie an Milford. Ein Fluss floss mitten hindurch, und es gab jede Menge kleiner Läden und Restaurants. Wir fuhren geradewegs zur anderen Seite wieder hinaus, wo Häuser und Bäume vereinzelter wurden und man meilenweit über das flache Land zum Horizont blicken konnte.
    Irgendwann bogen wir in eine lange, geschotterte Auffahrt ab. Ich sah ein Farmhaus mit einer Scheune und noch ein paar anderen Außengebäuden vor uns. Wir kamen an einem alten Pflug vorbei. Aus der Nähe bemerkte ich, dass jemand viel Zeit und Geld aufgewandt hatte, um das Anwesen zu restaurieren. Der Pflug stand bloß zur Zierde da, eine ländliche Dekoration, sonst nichts.
    Wir hielten vor dem Haus. Alle drei stiegen aus, ich also auch. Schlafzimmerblick ging zur Hintertür herum und klopfte an. Da fiel mir auf, dass er schwarze Handschuhe trug. Die anderen beiden auch. Ich fragte mich, was das werden sollte. Wenn wir dieses Haus ausrauben wollten – na ja, normalerweise klopft man nicht vorher an.
    Ein Mann machte auf. Er war um die sechzig und sah distinguiert aus. Graue Schläfen, teurer Golfpulli.
    »Was macht ihr denn hier?«, sagte er.
    Mehr brachte er nicht heraus, denn Schlafzimmerblick boxte ihn voll in die Magengrube. Der Mann ging wie ein Sack zu Boden, so dass Schlafzimmerblick über ihn hinwegsteigen musste, um ins Haus zu kommen. Er packte den Mann am Hemdkragen und zerrte ihn hinein.
    »Übernehmt euch bloß nicht und helft mir«, sagte er zu seinen beiden Partnern.
    Sie griffen sich jeder ein Bein und trugen den Mann zusammen durch den Windfang in die Küche. Der Frühstückstisch war reichhaltig für eine Person gedeckt, sah ich.
    »Mach schon die Tür zu«, sagte Schlafzimmerblick zu mir.
    Ich konnte mich nicht rühren.
    »Mach sie zu, hab ich gesagt!«
    Ich machte sie zu.
    »Was wollt ihr von mir?«, sagte der Mann. Er lag auf dem Boden und hielt sich den Bauch. »Ich habe doch mit Mr. Fr…«
    Schlafzimmerblick trat ihn in die Rippen.
    »Wag es nicht, seinen Namen auszusprechen, du dummer Sack. Wehe, er kommt über deine Lippen, hast du mich gehört?«
    Der Mann keuchte jetzt heftig. Ich wartete darauf, dass dieses Gefühl einsetzte, diese vollkommene Ruhe, die mich sonst überkam, wenn ich in ein fremdes Haus einstieg, aber es passierte nicht. Das hätte mich wohl nicht überraschen sollen. Das hier hatte nichts mit den anderen Einbrüchen zu tun, an denen ich bisher beteiligt gewesen war.
    »Wo ist das Geld?«, fragte Schlafzimmerblick. »Hä?«
    Der Mann konnte nicht sprechen. Schlafzimmerblick kniete sich neben ihn und riss ihn an den Haaren.
    »Wo ist es?«
    »Er kriegt keine Luft«, sagte Anglerhut.
    »Halt’s Maul«, erwiderte Schlafzimmerblick, ohne aufzusehen. »Sucht lieber den Safe.«
    Anglerhut und Walrossschnurrbart wechselten mal wieder einen Blick. Blick Nummer  1001 schätzungsweise, allein an diesem Tag. Dann teilten sie sich auf, um das Haus zu durchsuchen.
    »Herr Abgeordneter, darf ich Ihnen den Kleinen vorstellen? Wissen Sie, warum er hier ist?«
    Der Mann rang immer noch nach Luft.
    »Er ist hier für den Fall, dass Sie uns die Kombination für den Safe nicht verraten wollen. Oder wir Sie vorher kaltmachen. Beides möglich.«
    Leg den Schalter um. Fühl diese distanzierte Gelassenheit, als würde das hier nicht wirklich passieren. Als stündest du nicht in der Küche dieses Mannes und erlebtest seine letzten Stunden mit.
    Er konnte allmählich wieder normal atmen. Schüttelte den Kopf und spuckte Blut auf den Küchenboden. Anglerhut steckte den Kopf herein und verkündete, dass sie den Safe gefunden hatten. Im Keller.
    »Auf in den Keller«, sagte Schlafzimmerblick.
    Er zerrte den Mann auf die Beine, schob ihn zur Treppe im Flur und stieß ihn hinunter. Der Mann schrie auf, und dann hörten wir, wie er auf jeder Stufe aufschlug, den ganzen Weg nach unten.
    »War das wirklich nötig?«, fragte Anglerhut.
    »Halt’s Maul, hab ich gesagt«, kam es von Schlafzimmerblick. »Geh runter und sieh nach, ob er noch lebt.«
     
    Es war ein Alptraum. Anders kann man es nicht sagen. Falls Sie zufällig in Ohio wohnen, erinnern Sie sich vielleicht sogar an den Vorfall. Was im September 2000 dort

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