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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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recht.
    »Er hat bestimmt ein supergutes Gehör«, sagte Walrossschnurrbart und drehte sich zu mir um. »Ist das richtig? Hörst du wie ein Luchs? Ich meine, als Ausgleich, weil du nicht sprechen kannst?«
    »Von was zum Teufel redest du?«, sagte Schlafzimmerblick.
    »Wenn man einen von seinen Sinnen verliert, werden die anderen dafür besser. Hast du noch nie davon gehört?«
    »Sprechen ist kein Sinn, du Idiot.«
    »Doch. Sehen, Hören, Tasten, Sprechen … Was war der andere? Riechen, stimmt’s? Sind das fünf?«
    »Du quasselst doch nur Schwachsinn.«
    »Könnt ihr zwei mal das Maul halten?« Anglerhut hatte beide Hände am Lenkrad und wandte den Blick nicht von der Straße ab.
    »Ich arbeite nicht mit Kindern, meine ich nur. Ich hab schon genug Probleme.«
    »Wenn er es kann, kann er es«, bemerkte Walrossschnurrbart. »Nur darauf kommt es an.«
    »Schluss jetzt, hab ich gesagt«, rief Anglerhut. »Ist jetzt mal ein paar Minuten Ruhe und Frieden, damit wir uns bereitmachen können?«
    Eine Zeitlang waren alle ruhig. Schlafzimmerblick hörte endlich auf, mich anzustarren. Ich lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    Wir fuhren weiter auf der Jefferson in östliche Richtung und kamen am Waterworks Park vorbei. Irgendwann ging es links in die Cadillac Road und von da nach Norden. Schließlich bremste Anglerhut ab. Die Blicke der drei schienen auf ein kleines Büro auf der linken Straßenseite gerichtet zu sein, in dem man Schecks einlösen konnte. Es war geschlossen, aber das Neonschild warb noch für seine Dienstleistungen. SCHECKEINLÖSUNGEN! GELDANWEISUNGEN! EINKOMMENSTEUER-RÜCKZAHLUNG SOFORT!
    Es war kurz nach halb zwölf. Die Straße war wenig belebt, aber nicht verlassen. Ich verstand, warum sie es um diese Zeit tun wollten. Später wäre es vielleicht noch ruhiger, aber dann würde man auch eher auffallen und von dem einen Nachbarn, der noch wach war, bemerkt werden, oder von dem Cop, der auf seiner Nachtschicht vorbeipatrouillierte. Anglerhut fuhr noch ein Stück weiter und bog nach links ab, kurvte um einen Wohnblock herum und kam wieder an der Cadillac heraus, wo er rechts auf einen Parkplatz hinter dem Geldbüro einbog.
    Zur Straße hin gab es einen Zaun, etwa zwei Meter hoch. Eine Sicherheitsleuchte über dem Hintereingang, jedoch nur eine einfache runde Birne, kein zielgerichteter Strahler. Von ein paar Nachbarhäusern aus konnte die Stelle eingesehen werden, aber es war niemand draußen. Wir blieben sitzen und warteten einige Minuten. Ein Mann kam mit seinem Hund vorbei. Autos fuhren über die Cadillac, alle paar Sekunden eines, aber keines schwenkte in diese Seitenstraße ab.
    Es war sehr still im Auto, das einzige Geräusch das Atmen von vier Männern. Noch eine Minute verging. Dann hob Anglerhut die Hand. »Okay«, flüsterte er. »Die Alarmanlage sollte ausgeschaltet sein.«
    »Sollte?« Schlafzimmerblick hörte sich nicht allzu glücklich an.
    »Ja. Das hat mir mein Informant gesagt.«
    Ich wusste noch nichts über Alarmanlagen. Scheiße, ich wusste überhaupt nichts, Punkt. Außer wie man ein Schloss oder einen Safe knackt.
    Schlafzimmerblick stieß seine Tür auf. Ich schätzte, ich sollte das Gleiche tun. Die anderen beiden blieben sitzen.
    Das leuchtete mir ein, als wir zu der Hintertür kamen. Es gab keinen Grund, weshalb wir alle vier dort herumstehen sollten, während ich mich mit dem Schloss beschäftigte. Ich holte meine Picks heraus und setzte den Spanner an. So ein Laden hat bestimmt ein sehr gutes Schloss, sagte ich mir. Das wird nicht einfach. Da ich die ganze Zeit an den Safes geübt hatte, hatte ich so etwas schon länger nicht mehr gemacht. Der Spanner fühlte sich seltsam an in meiner Hand. Verflucht noch mal, und wenn ich es nicht aufbekam?
    Ich spürte, wie Schlafzimmerblick schon unruhig wurde. Er stand viel zu dicht neben mir. Ich hörte kurz auf und warf ihm einen schnellen Blick zu. Er wich einen Schritt zurück.
    »Beeil dich, ja?«
    Ich verbannte ihn aus meinen Gedanken und konzentrierte mich auf das Schloss. Du hast das schon tausendmal gemacht. Es ist ganz einfach. Leg die Spannung an und arbeite dich durch die Stifte. Einen nach dem anderen. Ja, so ist’s gut. Genau.
    Ein Auto bog in die Seitenstraße ein. Es fuhr an uns vorbei, höchstens acht Meter entfernt. Es bremste nicht ab. Es wurde nicht langsamer.
    Ich hielt die Spannung genau im selben Maß. Befahl mir, mich zu entspannen. Machte weiter.
    Ein Stift, zwei, drei, vier, fünf. Noch nichts. Das sind

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