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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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auf dem Asphalt Startspuren hinterließen. Daraufhin riss Walrossschnurrbart die Hintertür auf und schoss hinaus in die Nacht, als wäre er aus einem Kanonenrohr abgefeuert worden. Als letztes Glied in dieser Kettenreaktion kletterte Schlafzimmerblick über die Ladentheke vorn, knallte frontal gegen die Eingangstür und fummelte an dem Riegel herum, den er bemerkenswert schnell aufbekam, bevor er hinaus auf den Gehweg taumelte.
    Zurück blieben ich, ein leerer Safe und ein langer Schatten an der Hintertür.
    Ich sauste los zur Vordertür, weil ich es für eine echt gute Idee hielt, Schlafzimmerblick auf dem Fuß zu folgen.
    »Bleib stehen, oder ich schieß dir in deinen verdammten Rücken.«
    Ich blieb stehen.
    »Dreh dich um.«
    Ich drehte mich um. Der Mann war um die sechzig und hatte ein grobschlächtiges Gesicht. Ein Typ, der sich bestimmt noch nie was hatte gefallen lassen und jetzt nicht damit anfangen würde. Er trug eine schwarze Lederjacke, die vielleicht ein bisschen zu jugendlich für ihn war, aber das stellte nicht mein größtes Problem dar. Das größte Problem war die verdammt echt aussehende Waffe in seiner rechten Hand.
    Es war eine halbautomatische Pistole, ähnlich wie die, die mein Onkel unter seiner Kasse hatte. Sie war direkt auf meine Brust gerichtet.
    »Deine Freunde sind abgehauen.«
    Seine Stimme klang vollkommen ruhig. Er machte einen Schritt auf mich zu und trat in den dünnen Lichtstrahl, der zum Vorderfenster hereinfiel, so dass ich sein Gesicht deutlicher sah. Er hatte eine große Nase und rote Backen und musste sich dringend mal rasieren.
    »Ich glaube, du brauchst neue Freunde«, sagte er und kam noch einen Schritt näher. »Meinst du nicht auch?«
    Dem konnte ich nicht widersprechen.
    »Du bist noch ’n Junge, was? Also gut, ich mach dir ’nen Vorschlag. Du sagst mir, wer die anderen waren, dann jag ich dir keine Kugel in den Kopf.«
    Ich rührte mich nicht. Er kam näher.
    »Na los, Kleiner. Sei nicht blöd. Meinst du vielleicht, diese Kerle würden dich nicht in null Komma nix verraten? Sag mir die Namen.«
    Das könnte schwierig werden, dachte ich. Ich glaube, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.
    Der Mann schüttelte den Kopf und lächelte. Es sah aus, als würde er sich wegdrehen, doch im nächsten Augenblick hatte er mich am Hemdkragen gepackt. Mit der anderen Hand drückte er mir die Pistole an den Hals. Ich roch Zigarrenrauch an ihm, was mich sofort in mein Zimmer bei Onkel Lito zurückversetzte. Millionen Meilen weit weg.
    »Es ist ziemlich unhöflich, mir einfach nicht zu antworten, findest du nicht? Sagst du es mir jetzt oder was?«
    Das war’s, dachte ich. Ende und aus.
    »Wer sind die Typen?«
    Der Pistolenlauf wurde noch fester in meinen Hals gebohrt. Von unten nach oben. Die Kugel würde geradewegs durch mein Gehirn fliegen.
    »Okay«, sagte er. »Na schön. Vielleicht weißt du die Namen nicht, ist es das, hä?«
    Er wird mich töten.
    »Dann sag mir, woher du sie kennst. Das kannst du doch? Wer hat dich mit denen zusammengebracht?«
    Meine letzte Minute auf dieser Erde. Das ist sie.
    »Verdammt, sag was, Kleiner! Spuck’s aus, oder ich drück den Abzug, das schwör ich dir.«
    Es gibt Schlimmeres.
    »Noch drei Sekunden. Rede oder stirb.«
    So leben zu müssen zum Beispiel.
    »Drei.«
    Vielleicht ist das der einzige Ausweg.
    »Zwei.«
    Auch wenn das bedeutet, dass ich Amelia nie wiedersehe.
    »Eins.«
    Ich wünschte nur, ich hätte mich wenigstens von ihr verabschieden können.
    »Null.«
    Ein paar Sekunden vergingen, die Pistole bohrte sich immer noch in meinen Hals. Ich atmete weiter. Draußen hörte ich einen Wagen auf den Parkplatz fahren. Das Scheinwerferlicht kam durch die offene Tür und schwang durch den Raum.
    Der Mann senkte die Waffe. Er nahm meinen Kopf in den Schwitzkasten und zog ihn an seine Schulter. Zuerst dachte ich, er wollte mir das Genick brechen.
    Doch nein. Er umarmte mich.
    »Okay, Kleiner«, sagte er. »Okay.«
    Anglerhut kam durch die Hintertür herein. Gefolgt von Walrossschnurrbart. Gefolgt von Schlafzimmerblick.
    Gefolgt von dem Ghost.
    »Hab ich’s euch nicht gesagt!«, rief der Ghost, bleich wie immer. Er wirkte sehr erregt und vollkommen fehl am Platz hier. »Dachtet ihr, ich verscheißere euch? Der Junge redet nicht. Aber er würde euch auch nicht verpfeifen, wenn er es könnte.«
    »Du hattest recht«, sagte der Mann mit der Pistole. Er musste der Inhaber des Geschäfts sein. Tat jemandem einen Gefallen, indem er es diesem Trio

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