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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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garantiert Pilzkopfstifte, aber mindestens.
    Schlafzimmerblick atmete jetzt schnaufend. Blend ihn aus. Blend ihn vollkommen aus. Es existiert nichts auf der Welt als diese kleinen Metallstifte.
    Gar nichts. Nicht einmal Amelia.
    Ich hielt einen Moment inne.
    »Was ist los?«
    Dann machte ich weiter. Zweiter Durchgang. Eins, zwei, drei, vier …
    Ich setzte den letzten Stift und fühlte die Zuhaltung nachgeben. Der Knauf drehte sich, ich öffnete die Tür.
    Schlafzimmerblick ging als Erster hinein und zog dabei eine Taschenlampe heraus. Als ich ihm folgte, hörte ich jemanden hinter mir. Es war Walrossschnurrbart, der offenbar als zweite Wache fungieren würde. Anglerhut blieb im Auto. So hatten sie sich aufgeteilt.
    Der Safe stand direkt in diesem Hinterzimmer, keine drei Meter von der Tür entfernt. Es war ein fast zwei Meter hohes Ungetüm der Marke Victor mit einer schönen schwarzen Lackierung. Ich wollte gar nicht wissen, was das Ding wog. Kein Wunder, dass der Besitzer sich keine Mühe gemacht hatte, es zu verbergen. Mann, er hätte es auch draußen auf den Bürgersteig stellen können, und es wäre nicht weniger sicher gewesen.
    Ich wandte mich dem Kombinationsschloss zu. Immer schön der Reihe nach, zuerst mal probieren, ob die Tür auch wirklich zu ist. War sie. Ich testete ein paar der mir bekannten Voreinstellungen der Firma Victor, aber keine passte.
    Okay, dann mal los. Ich zog mir einen Stuhl von einem Schreibtisch in der Nähe heran, machte es mir bequem und begann mit der Arbeit.
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Schlafzimmerblick.
    »Lass ihn doch in Ruhe«, sagte Walrossschnurrbart.
    Schlafzimmerblick ging hinüber ins vordere Lokal. Ich sah ihn dort hinter der Theke hocken. Erneut verbannte ich den Blödmann aus meinen Gedanken und konzentrierte mich auf mein Ding.
    Den Kontaktbereich finden. Ein paarmal drehen. Die Räder gegenüber parken. In die andere Richtung drehen. Hören, wie viele mitgenommen werden … eins … zwei … drei … vier. Das war’s. Vier Sperrscheiben, wie ich befürchtet hatte. Ein besonders schwerer Tresor für meinen ersten Einsatz, aber wir werden’s versuchen. Noch ein paarmal drehen. Auf 0 stellen. Zurück zum Kontaktbereich. Ihn fühlen. Den genauen Abstand fühlen. Mir von dem Tresor sagen lassen, was in ihm vorgeht.
    Ja, so ist’s gut. Auf 3 stellen, zurück zum Kontaktbereich.
    Ich hielt meine Wange an die Stahltür gepresst. Die Zeit dehnte sich. Alles andere hörte auf zu existieren. Ich arbeitete weiter. Fand heraus, dass die Abstände bei 15 , 39 , 54 und 72 kürzer waren. Fing von vorne an und spezifizierte auf 16 , 39 , 55 und 71 .
    Ich schüttelte meine Hände aus. Walrossschnurrbart hielt die Tür gerade so weit auf, dass er mit einem Auge hindurchlugen konnte. Schlafzimmerblick saß jetzt auf dem Boden und beobachtete mich.
    Nun zum letzten Schritt. Vier Zahlen bedeuten vierundzwanzig mögliche Kombinationen. Ich begann sie nacheinander einzustellen, vertauschte zuerst die letzten beiden Zahlen, dann die zweite und die dritte und so weiter.
    Ich wählte zwölf Kombinationen. Ich wählte dreizehn. Beim vierzehnten Versuch bewegte sich der Griff.
    Das brachte Schlafzimmerblick auf die Beine. Er kam herüber und klebte dicht hinter mir, als ich den Griff ganz herunterdrückte und die Tür des Tresors öffnete.
    Er war leer.
    »Verdammt, willst du mich verarschen?« Schlafzimmerblick fuhr herum und marschierte zurück nach vorn zur Theke.
    »Was ist los?« Walrossschnurrbart stand immer noch an der Hintertür und hatte keine Ahnung, wie unfroh er gleich werden würde.
    Und ich? In mir mischten sich die unterschiedlichsten Regungen, als ich dort in diese Leere blickte. Es gibt nämlich kaum etwas Leereres als einen leeren Safe, und es löste jedes Mal so ein seltsam hohles Hochgefühl in meiner Brust aus, wenn ich die Tür aufzog und absolut nichts sah. Vergleichbar mit der Leere im All.
    Darein mischte sich der Triumph zu wissen, dass ich tatsächlich im Ernstfall einen Safe knacken konnte, nur unter Einsatz meiner Ohren, meiner Finger und meines Verstandes. Ich konnte es wirklich.
    Vermischt mit »Ach du Scheiße, der verdammte Tresor ist leer, und diese drei Typen werden gleich durchdrehen. Es ist zwar nicht meine Schuld, aber ich werde es auszubaden haben«.
    So weit kam ich. Zwei oder drei Sekunden Gefühlsmix, bevor es drunter und drüber ging. Das Nächste, was wir hörten, war das unverkennbare Geräusch quietschender Reifen, die draußen

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