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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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im Zentrum von Detroit, und eine Uhrzeit, Punkt elf. Heute Nacht. Klopf an die Hintertür, sagte er. Dann legte er auf.
     
    Abends war ich bei Amelia. Wir aßen zusammen, um unseren ersten Schultag zu feiern. Auf Gedeih und Verderb. Sie sagte, wie sehr sie es hasste, wieder zur Lakeland zu gehen, vor allem jetzt, da sie wusste, dass ich auf der anderen Seite der Stadt in der Milford war. Ich sah immer wieder auf die Uhr, um meinen Termin nicht zu verpassen. Als ich kurz nach zehn das Haus verließ … Na ja, sie wusste, dass da etwas lief. Ich konnte so was nie vor ihr verbergen. Weder damals noch später. Aber sie ließ mich gehen.
    Ich fuhr die Grand River hinunter und kam an den dunklen Fenstern des Ladens vorbei. Weiter bis ganz ins Herz von Detroit. Ich röhrte um den großen Halbkreis am Grand Circus Park herum, wo die Straßen strahlenförmig zusammenlaufen, und erreichte die Beaubien Street um zehn vor elf.
    Die Adresse stellte sich als ein Steakhaus in Greektown heraus. Es war das erste Jahr der großen Casinos in Detroit, und das Lokal schien gut zu gehen. Ich rollte auf den Parkplatz und stellte das Motorrad ab. Dann ging ich zum Hintereingang, vorbei an Mülltonnen und leeren Gemüsekisten. Die Tür war so eine schwere, dicke Metalltür, genau wie im Schnapsladen. Ich hämmerte daran.
    Es dauerte ein Weilchen, bevor jemand aufmachte. Helles Licht aus der Küche fiel hinaus in die Nacht und warf zwei Schatten. Meinen und den des Mannes, der dort stand und mich musterte. Es war ein großer Kerl mit einer großen weißen Schürze, die er fest um den Bauch geknotet hatte.
    »Komm rein.« Er führte mich durch die Küche, wo ein anderer Mann mit der gleichen Schürze angestrengt am Grill hantierte, machte die Tür zur Vorratskammer auf und ließ mich hinein. Drei Männer standen in der Kammer, die vom Boden bis zur Decke mit Dosen voll Tomaten, Oliven und Paprika, Flaschen mit Essig und Speiseöl sowie jedem anderen unverderblichen Lebensmittel, das man in einem Restaurant so braucht, angefüllt war. Ich erkannte die drei sofort und wollte am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen und wieder zur Hintertür rausrennen.
    »Du bist früh dran«, sagte Anglerhut. Er war dabei, dicke Scheiben von einer großen Pfeffersalami abzuschneiden und an die anderen beiden zu verteilen.
    »Mir war nicht klar, dass du die Wiederkunft des Ghost bist«, sagte Walrossschnurrbart.
    Damit musste jetzt noch Schlafzimmerblick seinen Kommentar abgeben. Er kam langsam auf mich zu. »Warum treffen wir immer wieder auf dich, Kleiner?«
    »Entspann dich«, sagte Anglerhut. »Das ist er. Das ist Ghost junior.«
    Schlafzimmerblick taxierte mich noch ein paar Sekunden, bevor er endlich lockerließ.
    »Willst du auch was?« Anglerhut hielt mir die dicke Salami unter die Nase.
    Ich hob abwehrend die Hände. Nein danke.
    Er sah zu Walrossschnurrbart hin, und die beiden grinsten sich an.
    »Wir haben gehört, dass du nicht viel redest«, bemerkte Anglerhut. »Ist was dran.«
    »Wir haben gehört, dass du
überhaupt nicht
redest«, sagte Walrossschnurrbart. »Nie! Stimmt das wirklich?«
    Ich nickte knapp und sah hinaus in die Küche. Spürte, wie die verdammten Schlafzimmeraugen ein Loch in meinen Rücken bohrten.
    In den nächsten Minuten bemühte sich niemand, Smalltalk zu machen. Sie standen einfach da und aßen ihre Salami und sahen mich an.
    »Was meint ihr?«, sagte Anglerhut schließlich mit Blick auf seine Uhr. »Langsam Zeit, zur Arbeit zu gehen?«
    »Gib den Startpfiff.«
    »Betrachte ihn als gegeben.«
    Sie führten mich durch die Küche zurück auf den Parkplatz. Wir stiegen in die schwarze Limousine, die an dem Tag damals vor Mr. Marshs Haus gehalten hatte. Anglerhut ans Steuer, Walrossschnurrbart auf den Beifahrersitz. Was bedeutete, dass Schlafzimmerblick und ich nach hinten mussten.
    »Okay, dann wollen wir uns mal ein bisschen amüsieren«, sagte Anglerhut. Er legte den Gang ein und fuhr hinaus auf die Straße, hinunter bis zur Jefferson Avenue, dort nach links und dann in östlicher Richtung am Detroit River entlang. Er ließ sich Zeit und hielt immer schon bei Gelb.
    Schlafzimmerblick musterte mich immer noch. »Wie alt bist du?«, fragte er irgendwann.
    Ich zeigte ihm zehn Finger, dann sieben, aber er blickte nicht auf meine Hände.
    »Und du bist jetzt der Schrankmann? Willst du mir das etwa erzählen?«
    Ich will Ihnen gar nichts erzählen, Sir. Sie können sich gern wieder in Schweigen hüllen, das ist mir absolut

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