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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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als Bühne zur Verfügung stellte und selbst bei dem Stück mitwirkte.
    »Und dass er einen Safe öffnen kann, hab ich euch auch gesagt, oder?«
    »Wieder richtig.«
    Im Nachhinein kam mir das Ganze dann auch wirklich etwas inszeniert vor, aber zumindest hatte ich den Test bestanden, nicht wahr? Junge aus der Nachbarschaft bewährt sich, zeigt Kriminellen, was er draufhat.
    Sie brachten mich zurück zu dem Restaurant in Greektown. Der Ghost kam nicht mit hinein. Er verabschiedete sich von mir auf dem Parkplatz, diesmal endgültig.
    »Jetzt ist es offiziell«, sagte er. »Du hast die Konzession.«
    Damit stieg er in sein Auto und fuhr davon. Die anderen zogen mich hinein und spendierten mir einen Drink aus einer Flasche, die ich von den Regalen meines Onkels kannte. Ich würgte einen Schluck hinunter.
    »Entschuldige, wenn wir dich ein bisschen hart angefasst haben«, sagte Anglerhut und schüttelte mich am Nacken. »Wir mussten sehen, wie du mit so was klarkommst, verstehst du? Uns davon überzeugen, dass du deinen Job durchziehen kannst. Sehen, wie groß deine Eier sind, wenn alles plötzlich den Bach runtergeht.«
    Groß genug offenbar. Wozu das auch gut sein mochte. Zum Schlussakt wurde ich in ein Séparée hinter einem Raumteiler geführt. Drei Paare saßen dort an dem Tisch, aber es gab keinen Zweifel, wer den Vorsitz führte. Der Mann, dem ich bisher erst einmal begegnet war. Die dunklen Augen, die buschigen Brauen, die lange Zigarette zwischen den Lippen. Derselbe Geruch, Rauch vermischt mit seinem Aftershave und weiß der Teufel was sonst noch, eine Kombination, die irgendwie fremdartig war, machtvoll und anders als alles, was ich kannte.
    Dieser Geruch allein hätte mir schon genug gesagt. Wie der Ghost betont hatte, war das der Mann, mit dem man sich nicht anlegte.
    »Schön, dich wiederzusehen«, begrüßte er mich. »Ich hatte gleich ein gutes Gefühl bei dir.«
    Ich reagierte nicht darauf.
    »Ein Mann, der nicht spricht. Feine Sache, was?«
    Alle am Tisch nickten. Zwei weitere Männer in Anzügen. Drei Frauen, groß in Schale und mit Diamanten behängt.
    »Wenn du Mr. Marsh siehst, sag ihm, dass sein Partner, Mr. Slade, immer noch vermisst wird, wie ich mit Bedauern höre. Er sollte sorgfältiger darauf achten, mit wem er Geschäfte macht.«
    Das rief einiges Gelächter am Tisch hervor. Dann war ich entlassen. Schlafzimmerblick scheuchte mich hinaus und drückte mir ein Bündel Scheine in die Hand. Draußen öffnete ich die Faust und sah fünf zerknitterte Hundert-Dollar-Scheine.
    Die Pager lagen immer noch in dem Stauraum hinter meinem Motorradsitz. Ich überlegte, was wohl passieren würde, wenn ich sie zurück ins Restaurant trug. Wenn ich sie einfach dort auf den Tisch legte und ging. Ich versuchte gerade, mir die Szene und ihre Folgen auszumalen, als ich hörte, wie Schlafzimmerblick mich noch mal rief.
    »Hierher.« Er winkte mich zu der langen schwarzen Limousine.
    »Der Boss will, dass ich dir etwas zeige«, sagte er. »Er meinte, es könnte dir … wie sagt man … zuträglich sein.«
    Schlafzimmerblick sah sich kurz um und machte den Kofferraum auf. Als die Klappe aufschnappte, sah ich das leblose Gesicht von Jerry Slade, Mr. Marshs Partner. Die Kofferraumklappe wurde wieder zugeknallt, bevor ich noch mehr erkennen konnte. Wie er gestorben war oder ob seine Leiche unversehrt war.
    »Normalerweise lege ich keinen großen Wert darauf, mit so etwas im Kofferraum in der Innenstadt zu parken«, sagte Schlafzimmerblick, »aber wir sind ihm heute endlich auf die Spur gekommen, und, na ja … schien zeitlich gut zu passen. Heute Abend deinen kleinen Test zu machen und gleich noch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.«
    Ich stand wie festgewachsen. Mein Gehirn konnte meinen Muskeln keinerlei Befehl erteilen.
    »Willkommen im wirklichen Leben, Kleiner.«
    Er gab mir einen Klaps auf die Wange und ging wieder hinein, ließ mich dort allein in der Dunkelheit zurück.
     
    Ich ging noch zwei Tage zur Schule, dann war das letzte Jahr an der Highschool für mich beendet. Am Donnerstagabend meldete sich der blaue Pager. Ich rief die Nummer an. Der Mann am anderen Ende hatten einen starken New Yorker Akzent. Er nannte mir eine Adresse in Pennsylvania. Am Stadtrand von Philadelphia. Er sagte, man würde mich in zwei Tagen dort erwarten. Ich saß lange da und starrte auf die Adresse.
    Ich brauche eine Entschuldigung, dachte ich. Ich brauche ein Schreiben, das mich für morgen vom Unterricht freistellt,

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