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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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sie haben sich einfach alle verdammt unwohl mit mir gefühlt. Als könnten sie, mir das nicht verzeihen, was mir zugestoßen war und was es in ihnen auslöste, wenn sie daran dachten. Also versuchten sie, mir zu helfen, damit
sie
sich besser fühlten.
    Ja, das kommt hin. All die Jahre – das war es, was ich gedacht habe. Diese Leute waren so entsetzt von dem, was man mir angetan hatte, dass sie mit allen Mitteln versuchten, sich besser zu fühlen. Ich glaube, deshalb haben sie mich am Ende auch aufgegeben. Nach fünf Jahren im Higgins Institute, weil ich nicht gut genug »darauf ansprach«. Vielleicht war es von vornherein ein Fehler, dich hier aufzunehmen, sagten sie. Vielleicht hättest du besser unter sprechenden Kindern sein sollen. Damit du möglicherweise … eines Tages …
    Das sagten sie damals. Kurz bevor sie mich rauswarfen und auf die Milford Highschool schickten.
     
    Stellen Sie sich vor, wie diese Sommerferien für mich waren. Ein einziges Zählen der Tage bis zum September. Ich meine, ich war ja schon im Higgins ein Außenseiter gewesen – wie viel mehr noch würde ich als Missgeburt durch die Flure einer öffentlichen Highschool laufen.
    Es gab nur eines, was mich in diesem Sommer von allem ablenken konnte. Wissen Sie, da war so eine Stahltür im Lagerraum, die hinaus auf den Parkplatz führte. Wenn die Laster mit den Lieferungen kamen, wurden die Karren mit den Kisten durch diese Tür hereingerollt. Die Tür war meistens abgeschlossen, aber wenn die Laster vorfuhren, kämpfte Onkel Lito jedes Mal mit dem Bolzenschloss, um sie aufzubekommen. Es war ein Trick dabei. Man musste den Bolzen eine Vierteldrehung in die falsche Richtung bewegen und dann fest an dem Knauf ziehen, während man den Bolzen langsam in die vorgesehene Stellung zurückschob. Nur dann war das verdammte Ding bereit mitzuspielen. Es mit einem Schlüssel von außen zu öffnen konnte man vergessen. Eines Tages hatte er es satt und kaufte ein neues Schloss. Ich sah zu, wie er das alte ausbaute und die einzelnen Teile in die Mülltonne warf. Nachdem er das neue Schloss eingebaut hatte, funktionierte es reibungslos beim ersten Versuch.
    »Fühl mal«, sagte er zu mir. »Wie Butter.«
    Doch ich interessierte mich mehr für das alte Schloss. Ich holte es aus der Mülltonne heraus und fügte die beiden Teile wieder zusammen. Sogleich verstand ich seine Funktionsweise. Was für eine einfache Idee. Wenn sich der Schließzylinder dreht, bewegt sich die Sperrnase mit, und der Bolzenriegel wird eingezogen. Dreht man den Zylinder in die andere Richtung, wird der Riegel wieder ausgefahren. Später nahm ich den Zylinder auseinander und sah die fünf kleinen Stifte darin. Man brauchte diese Stifte nur in der richtigen Weise auf eine Linie zu bringen, damit sich das Ding frei drehen konnte. So bekam ich es am Ende jedenfalls wieder hin, nachdem ich es von Dreck und alter Schmiere gereinigt und ein wenig Öl hineingesprüht hatte. Onkel Lito hätte das Schloss gleich wieder in die Tür einsetzen können, und es hätte bestens funktioniert. Aber er hatte ja schon das neue gekauft, also gab es für das alte keine andere Verwendung, als damit herumzuspielen und zu beobachten, wie der Schlüssel, wenn man ihn mit den Barten nach oben hineinsteckte, jeden Stift exakt das richtige Stückchen hinaufschob und kein bisschen weiter. Dann schließlich der eigentlich interessante Teil. Der absolut faszinierende und befriedigende Teil des Ganzen – wie ich diesen Zylinder mit etwas so Simplem wie einer Heftklammer ein wenig drehen und unter Spannung setzen konnte und anschließend mit einem dünnen Metallteil, das ich zum Beispiel vom Rand eines Lineals abgesägt hatte, jeden Stift, einen nach dem anderen, hinaufdrücken konnte, wobei er durch das Drehmoment des Zylinders in Position gehalten wurde, während ich zum nächsten überging, bis alle fünf Stifte glatt in einer Reihe saßen. Wie das Schloss ohne Einsatz eines Schlüssels sich dann reibungslos bewegte und magisch öffnete.
    Manchmal frage ich mich, wie es mit mir weitergegangen wäre, wenn es dieses eine alte Schloss an dieser Hintertür nicht gegeben hätte. Wenn es nicht so oft geklemmt hätte oder wenn Onkel Lito zu faul gewesen wäre, es zu ersetzen … Hätte ich dann je diesen
Moment
erlebt? Diese Metallstücke, eigentlich so hart und unerbittlich, so sorgfältig konstruiert, damit sie
nicht
nachgeben … Die doch, mit dem richtigen Gespür, dem richtigen Antippen, am Ende alle auf einer

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