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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Frage, wie schwer es wohl wäre, das verdammte Ding zu öffnen, ohne die Kombination zu kennen.
    Also ging ich wieder zu dem alten Trödelladen, kaufte ein paar Kombinationsschlösser und nahm sie auseinander. So lernte ich es.
     
    Es passierte noch in demselben Halbjahr. Im November, in der Woche des großen Spiels gegen Lakeland. Lakeland, müssen Sie wissen, war die neuere Highschool im Bezirk, die ein paar Kilometer weiter östlich lag. Milford war traditionsgemäß ziemlich gut im Football und hatte das Königsspiel seit Bestehen von Lakeland stets dominiert. Ich schätze, weil wir nur so eine schäbige alte Bruchbude von Schule hatten, war es ein verdammt gutes Gefühl, Lakeland bei irgendetwas alt aussehen zu lassen. Das hatte sich allerdings im Jahr zuvor geändert, als Lakeland zum ersten Mal gewonnen hatte. Da die Spieler der Schulmannschaft üblicherweise nur zwei Jahre lang spielten, bedeutete das, dass die Abgangsschüler von Milford nur noch diese eine Chance auf Rache hatten.
    Unser bester Spieler war ein Zwölftklässler namens Brian Hauser, genannt »das Haus«. Wir verkehrten nicht unbedingt in denselben gesellschaftlichen Kreisen, Brian und ich, aber sogar ich bekam mit, dass er in dieser Woche in der Schule im Dreieck sprang und sich für das letzte Spiel seiner Highschool-Laufbahn hochputschte. Griffin und ich kämpften uns immer noch durch unseren halbjährigen Sportunterricht, und da er in die letzte Stunde fiel, machten sich die Football-Spieler meistens schon zum Training fertig, wenn wir aus der Halle kamen und uns umzogen. Es brachte Griffin immer richtig in Fahrt, wenn er hörte, wie das Team auf der anderen Seite des Umkleideraums rumkrakeelte. Er lieferte mir gern einen laufenden Kommentar zu dem, was sie sagten, und bemerkte, wie anspruchsvoll ihre Unterhaltung doch sei, wie viel Zartgefühl sie gegenüber dem anderen Geschlecht an den Tag legten und so weiter. Meistens sprach er ziemlich leise, weil er keine Lust hatte, in einen Spind gestopft zu werden, aber an diesem Tag machte die Mannschaft richtig Spektakel. Vor allem Brian Hauser lärmte rum, was das Zeug hielt, und hämmerte wie ein Bekloppter auf seinen Spind ein.
    »Verficktes Scheißding! Blöder Hurensohn von einem Schwulenkeks!«
    Dann die Stimmen seiner Mannschaftskameraden.
    »Schwulenkeks? Was zum Teufel ist ein Schwulenkeks?«
    »Das ist echt was Neues, Haus.«
    »Ich weiß, was ein Schwulenkeks ist …«
    »Nein, Mann, fang gar nicht erst an. Ich will nicht wissen, was ein Schwulenkeks ist.«
    »Immer wenn ich denke, dass es nicht mehr geistreicher geht«, sagte Griffin zu mir, »übertreffen sie noch ihr eigenes hohes Niveau.«
    Noch mehr Geballere, gefolgt von Gelächter. Ich weiß nicht, was in Griffin gefahren war, dass er plötzlich nachsehen musste, aber noch während er sich sein Hemd zuknöpfte, ging er zum Ende der Spindreihe. Ich hinterher.
    Als wir um die Ecke lugten, sahen wir, wie Brian wieder seine Faust in den Spind rammte. Die Tür hatte schon eine ordentliche Delle. Der Rest der Mannschaft war fast fertig umgezogen, nur Brian stand noch in seinen Straßenklamotten da.
    »Was ist los?«, fragte einer aus seinem Team. »Hast du die Kombination vergessen?«
    »Es sind ganze drei Zahlen«, bemerkte ein anderer. »Das ist natürlich sauschwer.«
    »Ja, klar, ihr könnt mich alle mal«, sagte Brian. »Ich hab die Kombination nicht vergessen, es ist ein neues Schloss, kapiert?«
    »Hast du dir den kleinen Aufkleber auf der Rückseite angesehen? Da steht sie nämlich drauf, für die erste Benutzung.«
    Ein anderer griff nach dem Schloss, um nachzusehen, aber Brian schlug seine Hand weg.
    »Sie steht da nicht, Klugscheißer. Ich habe sie zu Hause gelassen, okay? Ich hab ein neues Schloss gekauft, weil das alte ein Drecksding war, und heute Morgen hatte ich die Kombination noch im Kopf, aber jetzt … Scheiße.«
    »Und was machst du jetzt, eine Bügelsäge holen?«
    »Ruf doch deine Mutter an, vielleicht findet sie den Zettel mit der Kombination drauf.«
    »Die eine Zahl war siebzehn«, sagte Brian. »Verdammt noch mal, dann war es … Moment.«
    »Los, denk nach, Mann.«
    »Könnt ihr mal das Maul halten? Ich muss mich konzentrieren.«
    Also, ich wusste zwar, dass Griffin ab und zu mal verrückte Sachen machte, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er allen Ernstes um die Ecke biegen und sich mitten unter das Footballteam mischen würde. Es war mir ein Rätsel, was in seinem Kopf vorging, bis er den

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