Der Mann aus dem Safe
Mund aufmachte und mich mit hineinzog.
»Hey, Brian«, sagte er, »brauchst du Hilfe?«
Brian Hauser war um die eins neunzig groß und wog bestimmt 120 Kilo. Nicht umsonst nannte man ihn »das Haus«. Er hatte ein paar Pölsterchen um die Hüften, eines von diesen dicken Kindern, die in die Höhe schießen und sich ein paar Jahre lang eine sportliche Figur antrainieren, bevor sie den Kampf mit dreißig endgültig verlieren.
»Was willst
du
denn?«
»Mein Kollege hier kann dein Schloss für dich aufmachen, wenn du willst«, sagte Griffin.
»Dein
Kollege?
«
Wie Sie sich wahrscheinlich schon gedacht haben … Genau, nachdem ich diese Kombinationsschlösser aus dem Trödelladen auseinandergenommen und verstanden hatte, wie sie funktionierten, musste ich einfach bei jemandem damit angeben. Also hatte ich mir eines Tages Griffins Schloss geschnappt und es vor seinen Augen geöffnet. Ich hatte etwa zwei Minuten dazu gebraucht.
Das war offensichtlich ein Fehler gewesen. Für den ich jetzt bezahlen würde, wie mir dämmerte, als ich dabeistand und hörte, wie er meine Schlossknackerfertigkeiten Brian Hauser offerierte.
»Komm her«, sagte Griffin zu mir. »Zeig ihm, wie’s geht.«
Das ganze Footballteam starrte mich jetzt an. Mir blieb wohl nichts anderes übrig. Ich warf Griffin einen Blick zu, hielt eine imaginäre Pistole an meinen Kopf und drückte ab.
»Nur nicht so schüchtern«, sagte er. »Wir sind doch unter Kumpeln.«
Er führt sie vor, dachte ich. Er macht sich über sie lustig, und sie merken es nicht einmal.
»Scheiße, was hast du vor?«, sagte Brian. »Sämtliche tausend Kombinationen durchprobieren?«
Vierundsechzigtausend, um genau zu sein, dachte ich, aber wen interessiert das? Ich ging zu seinem Spind und nahm das Schloss in die Hand. Zog es herunter und drehte die Nummernscheibe an den vorgetäuschten Haftpunkten vorbei, um nach dem echten zu tasten.
Ich werde Sie jetzt nicht mit der ganzen Prozedur langweilen, aber im Prinzip funktioniert es so. Die Kombination für mein Spindschloss war zum Beispiel 30 – 12 – 26 , und die der beiden Schlösser aus dem Trödelladen waren 16 – 28 – 20 und 23 – 33 – 15 . Halten wir als Erstes fest, dass sie entweder aus geraden oder ungeraden Zahlen bestehen. Als Zweites halten wir fest, dass die erste und die letzte Zahl zur selben »Familie« gehören, wohingegen die mittlere zur entgegengesetzten Familie gehört. Damit meine ich, dass die Reihe 0 , 4 , 8 , 12 , 16 , 20 eine Familie bildet und 2 , 6 , 10 , 14 , 18 und so weiter die andere. Wenn man es erst einmal heraushat, die echte letzte Zahl aus den zwölf »Haftpunkten« herauszufühlen, kann man von ihr ausgehend alle Kombinationen probieren, die mit einer Zahl aus derselben Familie beginnen, gefolgt von einer aus der anderen Familie sowie der bekannten Zahl. Man kann sogar lernen, die zweiten Zahlen alle als Reihe einzustellen, wenn man weiß, wie man die zweite Sperrscheibe in Vierersprüngen anstößt, so dass man nicht bei jeder Einstellung wieder ganz von vorn anfangen muss. Mit ein wenig Übung können Sie so fast jedes Kombinationsschloss aus der Grabbelkiste fischen und es innerhalb von ein paar Minuten öffnen.
Kapiert?
An Brians Schloss konnte ich feststellen, dass die letzte Zahl der Kombination die 23 war. So weit, so gut. Die Räder zurücksetzen, auf 3 drehen und mit der mittleren Zahlenreihe beginnen.
»Hol mal einer ’ne Bügelsäge«, sagte Brian. »Der braucht den ganzen Tag dazu.«
»Gib ihm ’ne Chance«, erwiderte einer seiner Mannschaftskameraden. »Vielleicht hat er so was wie eine übersinnliche Wahrnehmung.«
»Was redest du denn da für’n Scheiß? Das hat doch nichts mit übersinnlich zu tun.«
Jetzt haltet mal alle die Klappe, dachte ich. Verschwindet und lasst mich für ein paar Minuten allein. Ich drehte zurück auf 9 , dann auf 23 , dann 13 – 23 , dann 17 – 23 , arbeitete mich die Nummernscheibe hinauf, stieß die zweite Sperrscheibe an, spürte, wie sie sich gerade das richtige Stückchen weit bewegte, und drehte dann zügig und ohne Innehalten zurück, um sicherzugehen, dass ich ihre Position nicht verschob.
Zack!
Brian ließ seine Faust auf den Spind neben mir niedergehen. »Hast du im Ernst vor, dieses Schloss zu knacken? Das willst du mir doch nicht erzählen!«
»Er will dir gar nichts erzählen«, sagte Griffin. »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist …«
»Jaja, schon gut, er ist scheißstumm.«
Ich sah ihn eine Sekunde lang
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