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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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beide.«
    Julian und Ramona blieben sitzen. Als ich mich erhob, entdeckte ich unseren Gastgeber weiter vorn auf der Galerie, wo er Leuten an einem anderen VIP -Tisch Honig um den Bart schmierte. Ich deutete mit dem Kinn auf ihn, und Julian lächelte mir zu.
    »Genau«, sagte er, »das ist der Mann, den wir heute Nacht ausnehmen.«

[home]
    Kapitel dreizehn
    Michigan
Juli 1999
    M r. Marsh führte mich hinaus in den Garten. Natürlich war ich schon mal dort gewesen, aber damals war es dunkel, und ich hatte nicht besonders auf die Anlage geachtet. Bei hellem Tageslicht nun sah ich, dass der Rasen erst kürzlich angesät worden war und Tausende grüner Hälmchen durch eine dünne Strohschicht hindurchstießen. Es gab etwa zweitausend Quadratmeter davon, begrenzt von einer Baumreihe, die zu einem alten Apfelgarten zu gehören schien.
    »Meinem frischen Rasen habt ihr auch nicht gerade einen Gefallen getan«, sagte er und zeigte auf ein breites Stück mit neuem Stroh.
    Ich sah hin und erkannte vier verschiedene Paar Fußabdrücke.
    »Jedenfalls, wenn du das wirklich alles auf deine eigene Kappe nehmen willst, wirst du mächtig einsam sein hier draußen.«
    Und das hieß, bitte schön?
    Er ging ein paar Meter weiter und hob einen Spaten auf, den er offenbar dort liegen gelassen hatte. Der Spaten war nagelneu und hatte einen gelben Fiberglasstiel und eine glänzende Schaufel, die noch nie mit Erde in Berührung gekommen war. Nicht weit davon stand eine Schubkarre, an deren einem Griff noch das Preisschild klebte.
    »Man hat mich gebeten, dich irgendeine Arbeit für mich tun zu lassen«, sagte er. »Vier Stunden täglich, sechs Tage die Woche. Den ganzen Sommer über. Das ist viel Zeit.«
    Er gab mir den Spaten.
    »Ich habe es abgesteckt«, sagte er. »Pass auf, dass du dich genau an die Markierung hältst.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete, bis ich die gespannte Schnur vor seinen Füßen bemerkte. Sie war an einer Reihe von Holzpflöcken befestigt, die circa drei Zentimeter aus dem Stroh herausragten. Ich folgte der Linie mit den Augen, etwa zehn Meter weit, wo sie einen rechten Winkel bildete. Dann noch drei weitere rechte Winkel, so dass ein großes Rechteck entstand.
    »Kümmere dich erst mal nicht um die Tiefe. Fang einfach an, dann gucken wir, wie es wird, hm? Wenn die Schubkarre voll ist, fahr sie dort drüben zu der Stelle bei den Bäumen und kipp sie aus.«
    Das sollte ein Swimmingpool werden. Der Mann erwartete allen Ernstes von mir, einen Swimmingpool in seinem Garten auszuheben.
    »Drüben an der Hauswand ist ein Wasserhahn, da vorn liegt ein Plastikkrug, so hast du was zu trinken. Wenn du pissen musst, geh in den Wald. Ich sag dir Bescheid, wenn es vier Uhr ist. Noch Fragen?«
    Er wartete ein paar Sekunden, als könnte ich etwas sagen.
    »Eins will ich noch klarstellen«, fuhr er fort. »Du wendest dich immer direkt an mich, an niemanden sonst. Du setzt keinen Fuß ins Haus, wenn ich es dir nicht ausdrücklich erlaube. Und was meine Tochter angeht – also, ich hoffe nur, sie sieht dich hier hinten schuften und merkt, dass an dir überhaupt nichts Beängstigendes ist. Verstehst du? Sie soll sehen, dass du nur ein dreckiger kleiner Rabauke bist und kein Ungeheuer, damit sie nachts wieder schlafen kann. Ansonsten hast du nichts mit ihr zu tun. Wenn ich merke, dass du sie auch nur von der Seite ansiehst, bring ich dich um. Hast du das kapiert?«
    Ich hielt den Spaten. Ich sah ihn an. Ich spürte die Sonne auf meinen Rücken brennen.
    »Und mein Sohn … wie gesagt, er ist schon oben in East Lansing, so dass du ihm wahrscheinlich nicht begegnen wirst. Bete zu Gott, dass das nicht passiert, denn falls er doch mal nach Hause kommt und dich hier sieht … nun, sagen wir, dann hat sich das Thema Umbringen sowieso erledigt.«
    Er schüttelte den Kopf und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Ich sehe später nach dir. Denk daran, nur ein Wort von mir, und sie schicken dich ins Straflager. Also fang jetzt besser mit dem verdammten Graben an.«
    Ich sah ihm nach, wie der davonging. Er blickte sich nicht um. Als er im Haus verschwunden war, stand ich eine Weile dort und starrte auf das große, in Gras und Stroh markierte Rechteck. Keine einzige Wolke zog über mich hinweg. Kein Baum bot Schatten. Ich schluckte und trieb den Spaten in die Erde. Hob einen kleinen Haufen heraus und trug ihn zur Schubkarre. Wo er mit einem hohlen Plumps auftraf.
    Einen geschafft. Nur noch sieben Millionen weitere.
     
    Es gibt

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