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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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schimmernder Stahl und Glas. Der Vorgarten bestand aus Kies und japanischer Formschnittgärtnerei. Ein langer schwarzer Kombi parkte auf der hufeisenförmigen Zufahrt und verdeckte zum Teil die Haustür.
    Auf einmal sah ich eine Gestalt die Straße überqueren, schnell, aber nicht hektisch. Eilig, doch ohne Hast. Sie ging um den Wagen herum und blieb direkt vor der Haustür stehen.
    »Du hast freie Bahn«, sagte Julian ins Telefon.
    Gunnar ging hinein und schloss die Tür hinter sich.
    In dem Moment hörte ich ein Auto kommen. Ich klopfte auf den Kofferraum, um die anderen zu warnen. Sie versteckten Fernglas und Handy, während ich mich über den vorgeblichen Platten beugte.
    Ein kleiner roter Porsche schoss um die Kurve, man hörte, wie geschaltet wurde. Ich sah eine Sonnenbrille, blonde Haare, dann war er vorbei. Die Fahrerin ging nicht mal vom Gas.
    Ramona setzte wieder das Fernglas an.
    »Er ist jetzt auf sich gestellt«, sagte sie. »Siehst du was?«
    »Nein«, kam es von Julian. »Ich kann niemanden sehen. Nirgends.«
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    »Er kommt schon klar«, sagte Julian. »Du kennst ihn doch.«
    »Ich bin sicher, dass dieser Arsch eine Waffe im Haus hat.«
    »Gunnar schafft das.«
    »Ich brauch was zu trinken.«
    »Das hilft auch nicht.«
    »Dir vielleicht nicht.«
    »Leute, bitte«, mischte sich Lucy ein. »Haltet mal für eine Minute die Klappe, ja?«
    »Alles okay mit ihm«, sagte Julian. »Hört auf, hier Panik zu machen.«
    »Klappe, hab ich gesagt.«
    Daraufhin war tatsächlich für ein paar Minuten Ruhe. Ich konnte mich nur wundern, wie diese Leute die Crème de la Crème sein sollten, wenn sie sich immer so aufführten. Lucy nahm Ramona das Fernglas ab und richtete es auf das Haus unten. Julian suchte weiter die Gegend ab, sah zu den anderen, weiter weg gelegenen Häusern hinüber und fragte sich vermutlich, wann uns jemand hier oben bemerken würde.
    Dann brummte sein Handy wieder. Er blickte auf das Display, ohne ranzugehen.
    »Er ist drin«, sagte er. »Alles okay.«
    »Dann lasst uns schleunigst hier verschwinden«, sagte Ramona.
    Sie zog Lucy vom Hang weg und öffnete die Autotür für sie. Ich zog den Wagenheber ab und legte ihn in den Kofferraum. Wenige Sekunden später saßen wir wieder im Auto, und Julian fuhr mit aufspritzendem Schotter los.
    »Mach mal halblang«, sagte Ramona. »Bring uns nicht alle um, ja?«
    »Ich hasse diesen Teil«, sagte Lucy. »Wir sollten zusammenbleiben. Und zwar die ganze Zeit.«
    »Es geht nicht anders«, erwiderte Julian. »Er kommt schon zurecht.«
    »Wie spät ist es eigentlich?«, fragte Ramona und sah auf ihre Armbanduhr.
    »Wir müssen noch ein paar Stunden totschlagen«, sagte Julian. »Genug Zeit, um uns umzuziehen.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte sie mit Blick zu mir.
    »Ach ja, dafür haben wir auch noch Zeit«, sagte er. »Michael, was hältst du von einer kleinen Shoppingtour?«
     
    Ich wusste immer noch nicht, wie das Ganze ablaufen sollte. Gunnar hatte sich gerade in ein fremdes Haus eingeschlichen, und wir anderen ließen ihn offenbar dort allein. Um shoppen zu gehen.
    Also, wenn sich das jetzt so anhört, als hätte ich mich von denen am Gängelband herumführen lassen, müssen Sie bedenken … Ich meine, okay, klar, der Ghost hatte mir die Regeln eingebleut. Du bist der Spezialist. Sorg dafür, dass du genau verstehst, wie ein Coup geplant ist, bevor du dich auf etwas einlässt. Wenn du ein komisches Gefühl hast, machst du dich davon. Daneben hatte er aber auch gesagt, dass diese Leute am anderen Ende des weißen Pagers die Besten waren. Etwas unorthodox zwar, aber eine Garantie für dickes Geld. Was sollte ich also tun? Richtig oder falsch, ich beschloss mitzuspielen. Zumindest fürs Erste.
    Da waren wir also in Beverly Hills. Julian parkte auf dem Rodeo Drive, und sie führten mich in den ersten überteuerten Klamottenladen, den sie finden konnten.
    »Gut, dann wollen wir mal«, sagte Julian. »Staffiert ihn aus, und wir verschwinden wieder.«
    Ich wusste nicht, was er damit meinte, sollte es aber bald herausfinden. Die beiden Frauen zogen mich zu den Designeranzügen und hielten sie mir probeweise an, als wäre ich eine Ankleidepuppe. Lucy suchte einen in einer Farbe aus, die, ich schwör’s, das knalligste Knallrot im Modeuniversum war.
    »Hallo?«, sagte Ramona. »Wie wär’s mit Schwarz?«
    »Schwarz ist zu einfach«, sagte Lucy. »Wo bleibt deine Phantasie?«
    »Darin sieht er doch aus wie der Weihnachtsmann, Baby.

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