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Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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kurz für so was, verstehst du? Wir könnten längst wieder dort draußen sein und Leute ausnehmen. Solange man schnell genug ist, kann man hier und da auch mal ein kleines Risiko eingehen. Man muss nicht so verflucht lange warten. Dauernd so ein erbärmlicher Hosenscheißer sein.«
    Ich weiß nicht, warum er sich ausgerechnet bei mir ausheulte, ich war schließlich der Neue in der Gang. Aber na ja, es hätte mich wohl nicht weiter überraschen sollen. Mir kann man so ziemlich alles sagen und darauf bauen, dass ich es nicht weitererzähle.
    Doch egal wie ungeduldig Gunnar wurde, Julian wich nie von seiner Herangehensweise ab. Er knüpfte seine Kontakte. Er vertiefte sie. Langsam und sorgfältig. Er fand alles über sein Opfer heraus, bis er endlich die passende Gelegenheit sah. Falls sie je kam.
    Nur einmal hatte er sich verrechnet. Er hatte sich das falsche Opfer zur falschen Zeit ausgesucht, und das hätte ihn eigentlich das Leben kosten sollen.
    Stattdessen hatte es ihm den Ghost eingetragen. Und dann mich.
    »Dein Mann in Detroit«, sagte Julian zu mir. »So habe ich ihn kennengelernt.«
    Das war ein paar Abende später. Nach einem großen Essen mal wieder, als ich nur mit Julian und Ramona und zwei leeren Weinflaschen auf dem Tisch zusammensaß. Gunnar und Lucy fuhren irgendwo mit ihren Harleys herum. Da erzählte mir Julian endlich seine Geschichte, als wäre es das Wichtigste, was er mir je anvertrauen würde. War es wohl auch.
    »Ich wusste, dass er ’ne große Nummer war, sobald er in den Laden kam. Du hast ihn ja gesehen. Du weißt, wovon ich rede. Ich meine, er ist nicht mal besonders groß, aber irgendwie nimmt er mehr Raum ein als alle anderen, verstehst du?«
    Ich nickte. Allerdings.
    »Es passierte vor ein paar Jahren, im September. Was er macht, ist offenbar, eine fette Jacht zu chartern, ein paar andere große Fische um sich herum zu versammeln und dann loszuschippern. Sie fangen oben in Oregon an, spielen ein bisschen Golf, fahren dann die Küste herunter und legen alle paar Tage in einem anderen Jachthafen an. Gehen ein Weilchen an Land, spielen wieder Golf, machen vielleicht einen Abstecher nach Vegas, wenn sie hier in L.A. sind. Klingt nach ’nem netten Törn, was? Eine hübsche kleine Vergnügungsfahrt.«
    Ich dachte an die beiden Male, die ich dem Mann begegnet war. Man konnte ihn sich schwerlich beim Golfen oder auf einem Bootsdeck vorstellen. Oder bei sonst einer normalen menschlichen Tätigkeit.
    »Das ist alles nur zum Warmlaufen. Sie legen hier ab und fahren runter nach Mexiko, und unterwegs fangen sie an, Poker zu spielen. No-Limit Hold’em. Sieben, acht Typen. Startgeld eine halbe Million Dollar. Kein Kredit, nur Cash. Also haben sie zusammen rund vier Millionen Dollar auf dem Kahn liegen, Mike. Kannst du dir vorstellen, was in mir vorging, als er mir das erzählte? Echt, der steht dort in meinem Geschäft und plaudert das aus wie irgendeine Kleinigkeit. Ein Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Jedenfalls, er sagt, er wäre gekommen, um seine Weinvorräte aufzustocken, aber ich denke so bei mir, das Universum ist heute Morgen aufgewacht und hat beschlossen, dass du viel zu viel Geld hast. Das ist der eigentliche Grund, warum du hier bist.«
    Ramona, die neben ihm saß, lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Ich war mir nicht sicher, wie ich die Sache angehen sollte«, sagte Julian. »Das Zeitfenster war sehr klein, verstehst du? Er war schon auf dem Weg zurück zum Boot. Sie würden am nächsten Tag ablegen. Das ganze schöne Geld unterwegs nach Mexiko. Ich dachte, verdammt, ich weiß nicht – was soll ich tun? Er wirkte so unheimlich offen und freimütig. Wenn ich ein bisschen mehr Zeit mit ihm verbringen könnte, würde ich vielleicht einen Ansatz sehen. Also sage ich ihm, ich würde etwas von meinem besten Wein zusammenstellen, ein paar wirklich feine Flaschen, und sie persönlich auf die Jacht bringen. Und er darauf: Das wäre sehr nett von Ihnen, kommen Sie gern, ich zeige Ihnen das Boot. Also voll die Einladung und total freundlich dabei, weißt du. Das hätte schon ein Warnsignal für mich sein müssen, aber ich war ja so blöd! Vier Millionen Dollar. Da kann man schon den Verstand verlieren.« Er räusperte sich.
    »Ich fahre also raus zum Jachthafen. Sein Boot ist das größte weit und breit, stellt alles andere in den Schatten. Nur dass es nicht ihm gehörte, wie gesagt, er chartert es immer nur für einen Monat, inklusive Besatzung, wette ich. Jedenfalls kommen

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