Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann aus dem Safe

Der Mann aus dem Safe

Titel: Der Mann aus dem Safe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
Vom Netzwerk:
passé, schätze ich. Kann nicht sagen, dass es mir das Herz bricht. Gut, seine Familie hat viel Geld und alles, aber er ist mir einfach ein bisschen zu merkwürdig. Und da er jetzt von der Bildfläche verschwunden ist … Also, ich weiß, dass Amelia immer gern jemanden um sich hat, wenn sie ihre Kunstsachen macht. Also habe ich mir überlegt … Merkst du, worauf ich hinauswill?«
    Nein, dachte ich, ich habe keinen Schimmer, worauf du hinauswillst. Denn das kann unmöglich sein, dass du mir ernsthaft diese Chance anbietest.
    »Amelia hat wirklich eine schwere Zeit hinter sich. Seit wir nur noch zu dritt sind, meine ich. Ach was, zu zweit, jetzt wo Adam auch weg ist. Sie ist viel zu oft allein. Ich weiß manchmal einfach nicht, wie ich an sie herankommen soll, verstehst du?«
    Unmöglich. Das kann nicht sein, dass du mich um so etwas bittest.
    »Also, was ich meine, ist, wenn du hierherkommen könntest und statt zu graben … Wenn du ihr ein bisschen Gesellschaft leisten könntest beim Zeichnen oder was ihr jungen Leute sonst so machen wollt. Es wäre mir eine große Beruhigung zu wissen, dass sie jemanden hat. Jemanden, mit dem sie reden kann. Ich wette, du bist ein guter Zuhörer, was?«
    Ja. Ja, das bin ich.
    »Und falls du dir Sorgen wegen deinem Bewährungshelfer machst …«
    Nein. Ich mache mir keine Sorgen wegen meinem Bewährungshelfer.
    »Ich sage ihm einfach, dass du andere Arbeiten für mich erledigst. Unten im Fitnesscenter. Ich werde das schon irgendwie regeln, will ich damit sagen. Dafür sorgen, dass du abgesichert bist. Nach allen Seiten abgesichert.«
    Jetzt kommt der Haken. Es muss einen Haken geben.
    »Heute veranstalte ich übrigens einen kleinen Grillabend. Meinst du, du könntest so lange bleiben? Es gibt da jemanden, den ich dir vorstellen möchte. Er heißt Mr. Slade. Er ist mein Partner, im Fitnesscenter und noch bei ein paar anderen Sachen. Wir haben viel am Laufen derzeit. Ich glaube, er würde dich wirklich gern kennenlernen. Was hältst du davon?«
    Das ist der Haken? Ich muss deinen Partner treffen?
    »Und eventuell … Mal sehen. Wenn wir zum Beispiel ein Problem haben, das du für uns lösen könntest? Denkst du, das wäre eine Möglichkeit? Dass du uns ab und zu mal unter die Arme greifst, meine ich?«
    Aha. So läuft der Hase.
    »Ist nur so ein Gedanke. Du hast viele Fähigkeiten, und ich wette, Mr. Slade wäre sehr daran interessiert, mal eine Kostprobe zu sehen. Glaubst du, du könntest ihm mal was vorführen? Vielleicht sogar heute Abend schon, nach dem Grillen?«
    In dem Moment hörte ich Schritte. Ich drehte mich um, und da stand sie, direkt an der Tür. Sie trug Jeans mit einem schlichten weißen Hemd darüber. Bunte Perlen um den Hals. Die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    »Weißt du was, denk einfach darüber nach«, sagte Mr. Marsh. »Denk darüber nach, und wir sprechen uns später.«
    »Worüber soll er nachdenken?«, fragte Amelia.
    »Nur eine kleine Anpassung unserer Arbeitsvereinbarung«, antwortete Mr. Marsh. »Ich glaube, damit werden alle sehr viel glücklicher sein, du eingeschlossen.«
    Sie blickte skeptisch drein, und ich sollte bald herausfinden, wie gut sie ihn kannte. Sosehr sie ihn liebte, schließlich hatte sie nur noch ihren Vater, wusste sie doch, dass er die meiste Zeit nur geballten Mist redete.
    »Dann mal los mit euch beiden«, sagte er. »Geht und macht ein bisschen Kunst oder so was.«
    »Er braucht heute nicht zu graben?«
    Er lächelte seine Tochter an und zwinkerte mir zu.
    »Nein, heute nicht.«
    Ich weiß nicht, ob mir das damals gleich klar war, aber damit hatte er mich. Noch bevor ich von meinem Stuhl hoch war. Ich ahnte nicht, was er von mir verlangen würde. Für wen ich etwas tun sollte. Das sollte sich alles erst später herausstellen.
    Erst mal aber … oh ja. Er hatte die Amelia-Karte ausgespielt, und das sehr geschickt.
    Er hatte mich in der Hand.

[home]
    Kapitel achtzehn
    Los Angeles und Monterey
Anfang 2000
    I ch war immer noch in L.A., als ich achtzehn wurde. Im Februar 2000 . Lucy hatte mich nach meinem Geburtstag gefragt, nur so aus Neugier, wie ich dachte, denn ich kam gar nicht auf die Idee, dass sie irgendetwas planen könnten. Als der Tag da war, verbanden mir Julian und die Gang die Augen und führten mich hinaus auf die Straße. Dann nahmen sie mir die Augenbinde ab, und da stand sie: eine Harley-Davidson Sportster mit einer großen roten Schleife um den Sitz. Das schönste Motorrad, das ich je gesehen

Weitere Kostenlose Bücher