Der Mann, der die Frauen belog - Roman
Bosch empfehlen? Sie hätte es bei uns mit vertraulichem Material zu tun.«
»Mit ihren Infos über Prominente bin ich sehr zufrieden, aber wirklich heiße Sachen recherchiere ich selber.«
»Ich hatte den Eindruck, dass sie auch privat häufiger mit Ihnen zusammen ist.«
»Ist – oder vielmehr war sie auch. In den letzten Monaten ist sie ein bisschen kürzergetreten. Ich habe sie immer gern zu Partys mitgenommen. Wenn ich nach meinen jungen Männern fische, brauche ich einen guten Köder, und Amanda wirkte auf Männer fast so unwiderstehlich wie Sie.«
»Und zum Dank haben Sie Miss Bosch mit den richtigen Leuten bekanntgemacht?«
»Ja.«
»Ist heute Abend sonst noch jemand da, der sich für sie verbürgen könnte?«
Betty Hyde verzog spöttisch einen Mundwinkel. Tun wir mal so, als ob ich dir dieses Märchen abnehme, sollte das heißen. Mallory quittierte den stummen Kommentar mit einem liebenswürdigen Lächeln.
»Ich war mit Amanda hin und wieder auf einer Eigentümerversammlung hier im Haus, da hat sie natürlich auch ein paar Leute kennengelernt. Von wem sie dann konkrete Aufträge bekommen hat, weiß ich allerdings nicht. Kommen Sie, ich reiche Sie mal kurz rum. Wenn Sie Lust haben, können wir hinterher noch woandershin gehen.«
»Ist das nicht Richter Heart? Ich kenne ihn aus den Senatsanhörungen im Fernsehen.« Mallory nickte zu einem hochgewachsenen Mann mit grauen Schläfen im gut geschnittenen schwarzen Anzug hinüber, der am Büffet stand und neben dem die magere Frau mit dem braven graublonden Dutt besonders blass und unbedeutend wirkte. »Ja. Mit seiner Frau Pansy. Sehen Sie, wie er sie am Bändel hat? Mehr als einen Meter lässt er sie nicht von seiner Seite.«
Die Frau kam Mallory vor wie eine willenlose Marionette. Sobald der Richter etwas sagte, hob sie mit einem jähen Ruck den Kopf und lächelte mechanisch.
»Wenn Sie näher herankommen, sagen Sie mir doch bitte, ob unter dem Make-up tatsächlich ein Veilchen blüht«, sagte Betty Hyde leise.
»Na, hören Sie mal! Ich denke, er ist –«
»– wegen seiner Position in Sachen Gleichberechtigung der Frau für den Obersten Gerichtshof nominiert worden? Stimmt. Lustig, was? Ich würde einiges dafür geben, wenn ich ihm nachweisen könnte, dass er ein Frauenschinder ist. Sollten Sie was in der Richtung erfahren, Mallory, wäre mir das einiges wert. Die Hearts wohnen direkt über Ihnen. Falls Sie mal Schreie hören oder Geräusche, als wenn jemand mit einem Frauenkörper Fußball spielt – Anruf genügt!«
Während sie wartend zu Mallory hochsah, gefror ihr allmählich das Lächeln auf den Lippen. Für eine professionelle Klatschbase musste dieses beharrliche Schweigen so peinigend sein wie Sonnenschein für einen Vampir.
»Dass Ihre Wohnung nicht renoviert wird, dürfte wohl klar sein«, sagte sie schließlich. »Und Amanda Bosch bemüht sich nicht um neue Kunden. Ganz im Gegenteil. Es ist eine komplizierte Schwangerschaft, soviel ich weiß.«
Mallory verzog keine Miene, und Betty schaltete das Lächeln endgültig ab. Eine ganze Weile taxierten sich die beiden noch stumm, dann warf Betty Hyde das Handtuch.
»Lassen wir mal die Forschungsprojekte beiseite. Sie sind Privatdetektivin, stimmt’s? Ein logischer Schritt, wenn man früher bei der Polizei war …«
Mallory zuckte die Schultern, und Betty Hyde zeigte alle Zähne.
»Lassen Sie sich ruhig von einer erfahrenen Frau ein bisschen helfen, Kindchen.« Sie hakte sich bei Mallory ein und zog sie in eine geschützte Ecke, in der sich nur eine Gesellschaft von Topfpflanzen zusammengefunden hatte. »In Ihrer Branche passiert es leicht, dass man den Beruf mit ins Privatleben nimmt. Das merkt man Ihnen an. Sie stellen keine Fragen, Sie machen ein Verhör. Sie reden wie ein Cop. Lächeln Sie öfter mal. Die Leute hier sprechen gern von sich, wenn man sie lässt. Sie bearbeiten also einen Fall. Einen, der in Geldkreisen spielt. Hat Amanda Ihnen einen Tipp gegeben? Schon gut, Sie brauchen mir gar nichts zu sagen. Man will sich schließlich seine Informationsquellen nicht verschütten …«
»Ich denke, wir werden miteinander ins Geschäft kommen, Miss Hyde.«
»Nennen Sie mich Betty.«
»Ist das da drüben am Fahrstuhl nicht Moss White, der die neue Talkshow hat?«
»Ja, und die Sonnenbräune ist echt. Er war eine Woche zu Außenaufnahmen in Kalifornien.«
»Seit wann ist er wieder zurück?«
»Seit heute früh.«
Den können wir also streichen.
»Welcher ist Harry
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