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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Zauberlehrling durfte sich auf derlei Dinge nicht einlassen. Malachai war ein Meister seiner Zunft – und hatte einen hohen Preis für sein Geschöpf bezahlt. Er wandte sich wieder dem Manuskript zu. In dieser Nachtstunde wirkten verrückte Ideen wohl besonders verlockend.
    Nach einer Stunde lenkte ein Geräusch ihn ab. Er war es nicht gewöhnt, Gesellschaft zu haben. Nur wenige Zentimeter von seinen Hausschuhen entfernt saß Knolle, der Kater.
    Auch ein krallenloser Kater braucht aufs Mausen nicht zu verzichten. Der kleine braune Nager hatte sich gerade noch einmal aus den fest zupackenden Pfoten befreien können, da schnappten die scharfen weißen Zähne schon zu.
    Kleine Knochen knirschten, und die Maus stieß einen spitzen Schrei aus.
    Der Kater sah auf. Beängstigend, wie ähnlich in Farbe und Form seine Augen denen von Mallory waren.
    Charles griff nach der Maus, um ihr den Gnadentod zu geben. Der Kater knurrte leise und peitschte drohend mit dem Schwanz auf den Boden.
    Hau ab, sagte der grün leuchtende Katzenblick. Das ist mein Spielzeug!
    Angel Kipling zog, obgleich es warm im Zimmer war, fröstelnd den seidenen Morgenmantel fester.
    Sie saß vor dem Bildschirm und sah wie gebannt auf die Spalte mit den persönlichen Mitteilungen. Hinter den grünen Buchstaben spiegelte sich Harry, ihr Mann, auf der schwarzen Fläche. Jetzt kam er näher. Sie spürte die Wärme seines Körpers.
    »Was ist denn, Angel?«
    »Nichts, Harry. Eine Nachricht auf dem Schwarzen Brett. Für dich, nehme ich an.«
    Sie stand auf und ging ins Schlafzimmer mit dem breiten Bett, in dem sie nachts allein blieb. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. Er hatte sich vorgebeugt und las die Worte, die in einer Endlosschleife über den Bildschirm rollten: DU LÜGNER DU LÜGNER DU LÜGNER DU LÜGNER …
    Charles Butler wollte nur weg von da, wo der Kater schmatzend die Maus verzehrte. Er ging hinüber in sein Büro und drückte auf einen Schalter. Tiffanylampen verbreiteten vielfarbig warmes Licht, das Holz der schönen alten Möbel und die Rahmen der hohen Spitzbogenfenster glänzten. Dann betrat er Mallorys Büro und eine andere Welt. Computer starrten ihn aus toten grauen Bildschirmaugen an, gelbe Stahlschränke standen in Reih und Glied, über den elektronischen Geräten waren auf Regalbrettern Handbücher aufgereiht. Kein Stäubchen wagte sich in Mallorys Reich.
    Die Korktafel betonte noch diesen Kontrast zu einer versunkenen Zeit der Schönheit und Kultur. Wenn denn Mord Mallorys Religion war, so hatte man in der schaurigen Collage auf der Pinnwand einen Schrein für Amanda Bosch zu sehen, eine Madonna ohne Kind.
    Wann hatte Mallory das zustande gebracht? Schlief sie denn nie?
    Fotos von Amandas Wohnung, von Amanda selbst, Handschriftenproben. Trotz der nüchtern kühlen Präzision, mit der das alles angeordnet war, ließ sich hier etwas von Amandas sanftem, nachgiebigem Naturell erahnen. Das Bild der alten hölzernen Wiege, die sie für das ungeborene Kind gekauft hatte, traf Charles mitten ins Herz.
    Er warf einen kurzen Blick auf die Autopsiefotos und sah gleich wieder weg. Die Aufnahmen vom Tatort waren erträglicher. Doch die stummen Zeugen des Todes sprachen ihn jetzt alle ganz unmittelbar an, denn inzwischen kannte er diese Frau so genau, wie wohl nur wenige Menschen sie zu ihren Lebzeiten gekannt hatten.
    Das beste Foto von Amanda bildete den Mittelpunkt der Collage. Charles legte über das zerstörte Gesicht die Erinnerung an das einzige Bild, das Riker ihm von der Lebenden gezeigt hatte, ersetzte die Todesblässe durch rosig durchblutete Haut – und hatte plötzlich das beängstigende Gefühl, als habe die Frau auf dem Foto die Augen geöffnet.
    Und dann störte plötzlich wieder die blutige Kopfwunde das friedliche Bild. Der Gegensatz von Amandas wie lebendig wirkendem Gesichtsausdruck und dem geronnenen Blut ging ihm durch und durch.
    Sie lächelte. Das störte ihn. Es gelang ihm, das Lächeln in einen angemesseneren Ausdruck zu verwandeln, ohne dass die Erscheinung an Ähnlichkeit verlor. Jetzt sah sie ihn nur noch freundlich und ein wenig fragend an. Lange hielt er dieses neue Bild fest. So lange, dass er es auf Jahre hinaus nicht mehr vergessen sollte.
    Er überflog die Inventarliste. Auch ein Parfümflakon mit dem Markenzeichen einer renommierten alten Firma war darin aufgeführt, das er auf dem Foto vom Badezimmer wiederfand. Es war ein Parfüm mit Rosenduft. So ein Flakon musste sich noch irgendwo zwischen

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