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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Bleistiftbehälter wieder auf. »Dass hier im Büro manchmal Gegenstände herumfliegen, ist nichts Besonderes, stimmt’s, Charles?«
    Ein Bleistift schoss aus dem Behälter direkt auf seine Kehle zu. Mallory fing ihn im Flug ab.
    Charles schluckte. »Nein. Wenn man sich erst dran gewöhnt hat …« Jetzt hatte Mallory also auch noch fliegende Bleistifte in ihrem privaten Waffenarsenal.
    »Kommt alle Tage vor.« Mallory beobachtete den Jungen scharf, aber der sah sie nur neugierig an. Sie trat hinter Charles Butlers Sessel. Ein zweiter Bleistift kam aus dem Behälter geflogen und landete in ihrer Hand. »Total normal.«
    Der Junge zeigte keine Wirkung mehr.
    »Es ist also tatsächlich ein Trick?« Der Blick, mit dem Riccalo seinen Sohn maß, verhieß nichts Gutes.
    »Nicht unbedingt«, sagte Charles. »Aber auf dem Gebiet der Psychokinese lassen sich viele Erscheinungen mit Hilfe von Tricks nachvollziehen. Deshalb ist es ja so schwierig, eindeutig festzustellen, ob wir es mit einer echten Gabe zu tun haben. Meine Partnerin wollte mit dieser Demonstration nur zum Ausdruck bringen, dass es noch eine Weile dauern kann.«
    Er sah Mallory an. Du könntest wenigstens nicken, signalisierte dieser Blick. Oder lächeln. Da kannst du lange warten, lautete das Antwortsignal. Er wandte sich wieder Riccalo zu. »Kommen Sie nach Weihnachten wieder, dann gehen wir den Fall detaillierter an.«
    Neue Termine wurden vereinbart, die Riccalos verabschiedet, und Charles wandte sich um. Mallory stand dicht hinter ihm, ohne dass er sie hatte kommen hören – ein Kniff, der ihn jedes Mal verunsicherte. Knolle tauchte wieder auf und ließ sich zu ihren Füßen nieder. Wenn er schnurrte, wusste man wenigstens, wo Mallory zu finden war.
    Sie setzte sich in den Queen-Anne-Lehnstuhl, ohne dem gleichmäßig laufenden kleinen Motor neben sich Beachtung zu schenken, und winkte Charles neben sich auf die Couch. »Willst du nicht wissen, wie ich dem Bleistift das Fliegen beigebracht habe?«
    »Nein, lass mich raten. Hin und wieder sehe ich immer noch Straßenhändler die Schwarze Witwe anbieten, eine Gummispinne an einem fast unsichtbaren Nylonfaden, den der Verkäufer so geschickt handhabt, dass das Vieh wie lebendig wirkt. Wenn er die Spinne einem der Umstehenden ins Gesicht springen lässt, gibt es ein großes Geschrei, und er wird zehn Stück auf einen Schlag los. So was hattest du wohl auch mal?«
    Mallory nickte. »Riker hat mir eine geschenkt, als ich klein war. Souvenir vom letzten Säuferwahn, hat er gesagt.«
    »Du hast einen Nylonfaden aus einem Strumpf gezogen und ihn an einer klebrigen Unterlage befestigt, einem mit Talkum bestäubten Streifen Heftpflaster vielleicht. Diesen Streifen hast du an einen Bleistift geklebt. Zieht man an dem Faden, fliegt der Bleistift durch die Luft, und das Heftpflaster löst sich. Die Richtung hast du bestimmt, indem du den Faden um meinen Stuhl gelegt hast.«
    »Stimmt. Jetzt wissen wir wenigstens, wie es gemacht wird. Ein Kinderspiel.«
    »Für die Erforschung paranormaler Phänomene wärst du nicht zu gebrauchen, Mallory. Als ich den Fall übernahm, habe ich mich von allen Voreingenommenheiten gelöst. Dass du es geschafft hast, einen Bleistift durch die Luft fliegen zu lassen, bedeutet noch nicht, dass es nur diese eine Methode gibt. Bei solchen Ermittlungen zählen nur Fakten und nicht vorgefasste Meinungen.«
    »Du würdest einen schlechten Cop abgeben, Charles. Während du dich noch mit deinen empirischen Beweismitteln beschäftigst, ist vielleicht schon irgendwo Alarmstufe rot.«
    »Genau das meine ich, Mallory. Du folgst deinem sechsten Sinn, kümmerst dich einen Dreck um die Beweislage und wehe dem, der dir deine Lösung nicht abnimmt.«
    Der Kater hatte sich in einem Sonnenfleck zu Mallorys Füßen zusammengerollt. »Mit einem allerdings hast du wohl recht: In dieser Familie herrscht ein ungesundes Klima. Ich weiß nur nicht genau, wer es erzeugt.«
    »Gestern flog der Bleistift auf die Stiefmutter zu.«
    »Es ist immer am einfachsten, den Bleistift auf sich selbst zufliegen zu lassen«, wandte Charles ein.
    »Ich schließe die Stiefmutter nicht von vornherein aus. Aber nachdem schon zwei Frauen auf der Strecke geblieben sind, sieht sie mir eher nach dem nächsten Opfer aus. Oder sie will den Jungen belasten.«
    »Aber weshalb? Ein schönes Schlamassel …«
    »Beklag dich nicht. Immerhin ist dein potentielles Opfer vorläufig noch gesund und munter, während ich mich mit dem Mord im Park

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