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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Schleudern geraten.
    »Wie viele Verdächtige hast du jetzt eigentlich? Vier?«
    »Möglicherweise auch nur drei. Mein Täter ist groß. Harry Kipling ist eins zweiundachtzig.«
    »Ich trau mich schon gar nicht mehr zu fragen, wie groß der Richter ist.«
    »Eins fünfundachtzig. Er ist nach wie vor im Rennen.«
    »Ich hoffe, du weißt, was auf dich zukommt, wenn du den Richter verprellst? Er kennt genug Leute, die ihm gern mal einen kleinen Gefallen tun. Was hast du gegen ihn in der Hand?«
    »Er prügelt seine Frau.«
    »Der vom Präsidenten persönlich ausgeguckte Streiter gegen weibliche Diskriminierung? Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Passt wie die Faust aufs Auge, nicht?«
    »Wenn ich auch etwas dazu sagen darf?« Dr. Hafner, Polizeipsychologe und Golfpartner des Bürgermeisters, war hereingekommen, ohne anzuklopfen oder sich für seine Verspätung zu entschuldigen, und hatte sein aufreizendes Klugscheißergrinsen mitgebracht. »Ein Frauenschinder passt besser zu unserem Fall, als Sie glauben.« Hafner knöpfte das Jackett auf und zog die Hosenbeine zurecht, um den teuren Anzug, der es in Qualität und Schnitt mit Mallorys Blazern und Mänteln durchaus aufnehmen konnte, nicht zu zerknittern.
    Er rückte die rutschende Brille gerade, zupfte unsichtbare Fussel von seinem Anzug und klopfte mit der Schuhspitze auf den Boden. Das machte er immer. Und wie immer widerstand Coffey heldenhaft der Versuchung, ihm für jede dieser Macken eine zu schmieren.
    Wie brachte er Hafner dazu, Mallory nicht gegen den Strich zu bürsten? Und wie brachte er Mallory dazu, sich anständig zu benehmen, solange der gute Freund des Bürgermeisters in seinem Büro saß?
    »Heart ist für den Obersten Gerichtshof nominiert«, sagte Coffey und lächelte liebenswürdig. »Ich lege gar keinen Wert darauf, dass er zu dem Fall passt.«
    Du miese, aufgeblasene Dumpfbacke.
    Hafner rückte die Brille zurecht. »Es wird Ihnen aufgefallen sein, dass Amanda Bosch keine Handtasche bei sich hatte. Ich habe mir die Inventarliste der Wohnung angesehen. Kreditkarten und Führerschein lagen lose in einer Schublade, sie besaß überhaupt keine Handtasche. Gewöhnlich haben Frauen mehrere, zur Kleidung passend, und –«
    »Kommen Sie zur Sache«, fuhr Mallory ihn an.
    Hafner schob die Brille hoch und lächelte ihr nachsichtig zu wie einem ungebärdigen Kind. »Aus dem Fehlen einer Handtasche ergeben sich interessante Folgerungen für die zwischenmenschliche Dynamik der Beziehung. Wer keine Ausweispapiere bei sich hat, dem fehlt es an Identität. Für eine Frau mit wenig Selbstbewusstsein dürfte ein Mann, der Frauen schlecht behandelt, eine besondere Anziehungskraft besitzen.«
    Mallory verpasste ihm die erste Ladung. »Nach Aussage von Mrs. Farrow ist Amanda Bosch vor drei Jahren auf der Straße überfallen und beraubt worden. Seitdem nimmt sie keine Handtasche mehr. Der Bericht über den Raubüberfall befindet sich in den Akten, aber die muss man natürlich lesen … Und es gibt viele Frauen, die ihr Zeug lieber in Jacken- oder Hosentaschen stecken.«
    In diesem Moment hatte Hafner offenbar registriert, dass auch Mallory keine Handtasche bei sich hatte, und musterte sie mit den glitzernden Augen eines Forschers, der soeben eine einzigartige Lebensform entdeckte.
    Coffey bemühte sich um Schadensbegrenzung. »Glauben Sie, dass er wieder töten wird, Dr. Hafner?«
    »Aber ja, ganz eindeutig. Er kann gar nicht anders. Möglicherweise hat er schon mehrere Morde begangen.«
    Quatsch mit Sauce, dachte Coffey und sah Mallory an, dass sie es bedeutend drastischer ausgedrückt hätte.
    »Bitte weiter, Dr. Hafner.«
    Du bist ein Hornochse, und daran ändert auch deine Freundschaft mit dem Bürgermeister nichts.
    »Die fleckenlos saubere Wohnung ist ein Zeichen für ritualistisch-zwanghaftes Verhalten. Obsessiv reinliche Menschen haben oft schwere Persönlichkeitsstörungen.«
    Coffey sah Mallory an. Sie hatte die Lippen halb geöffnet. Für sie, die allzeit Beherrschte, war das eine sehr emotionale Reaktion. Was würde Hafner zu Mallorys zwanghaft sauberem Umfeld sagen? Der Computerraum sah immer aus wie geleckt. Ein Mitarbeiter, der vor ihr zitterte, sorgte dafür, dass sich kein Stäubchen auf den kostbaren Geräten ablagerte.
    »Sie halten also unseren Mann für einen Serienkiller?«
    »Sehr wahrscheinlich. Mich würden die Entwicklungsjahre der Verdächtigen interessieren.« Hafner ließ Mallory nicht aus den Augen. »Gibt es da Kindheitstraumen? Sexuellen

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