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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kommt nie her. Deshalb ist es mir so wichtig, dass es bewohnt wirkt. Lou hat für Kathy immer einen Baum geschmückt. Ohne Weihnachtsbaum käme mir das Haus ganz fremd vor.«
    »Einen Chanukkabusch«, verbesserte Rabbi David Kaplan, der gerade alles, was man für ein zünftiges Sandwich brauchte, aus der Küche brachte. »Louis hat Stein und Bein geschworen, es wäre ein Chanukkabusch.«
    »Ich habe den Baumschmuck aufgehängt, den sie an ihrem ersten Weihnachten mit Kathy hatten«, sagte Robin.
    »War das der, den Kathy im Kaufhaus geklaut hatte?«, fragte Slope und mischte.
    »Streng juristisch betrachtet …« – Robin war nicht nur Louis Markowitz’ Freund, sondern auch sein Anwalt gewesen – »… ist die Sache, weil Helen ja dem Kaufhaus den Schaden ersetzt hat …«
    »Schwamm drüber«, sagte Edward. »Setzt euch doch. Erzähl mal, was du da drüben noch gemacht hast, Robin.«
    Sie saßen zu viert am Spieltisch, prüften ihr Blatt, tauschten Senf gegen Mayonnaise, reichten Aufschnitt und Gewürzgurken, Weißbrot und Graubrot herum. Kronenkorken kullerten über die Tischplatte, während Robin ihnen einen Vortrag über die Schwierigkeiten elektronischer Zeitschaltgeräte hielt.
    »Ich habe für alle Räume Zeitschaltuhren gekauft«, sagte er und legte eine Karte ab in der Hoffnung, eine bessere zu ergattern. »Die Küchenlampe habe ich so eingestellt, dass sie um Viertel vor acht ausgeht, da war Helen meist in der Küche mit allem fertig.«
    Slope gab Robin eine und dem Rabbi zwei Karten. »Robin ist richtig high, weil er endlich einen Timer gefunden hat, bei dem sogar er als Jurist die Gebrauchsanweisung versteht.«
    »Am besten finde ich die Lampe, die nach den Abendnachrichten in Louis’ Arbeitszimmer angeht. Dort im Giebelfenster.« Robin deutete mit der Bierflasche hinüber und schob die Karte in sein Blatt.
    Ob er damit seine Chancen verbessert hatte, konnte Charles ihm auch diesmal nicht ansehen, während umgekehrt für die anderen die Zusammensetzung seines Blattes stets ein offenes Geheimnis war. Mit einem Blick auf die Lichterkette, die über dem Vordach von Louis Markowitz’ Haus blinkte, sagte er: »Zuerst hab ich gedacht, das wäre Mallorys Werk.«
    »Eine gefühlvolle Regung, meinst du?« Edward musterte über seine Karten hinweg Charles mit einem ärztlich besorgten Blick.
    Als Charles nickte, verdrehte Edward die Augen. »Mit der sentimentalen Vorstellung von der Revolverheldin mit dem goldenen Herzen liegst du völlig falsch, mein Freund! Ich bin ja nun wirklich ein erfahrener Mediziner – aber ein schlagendes Herz habe ich bei Mallory noch nie wahrgenommen.«
    »Sie hat Helen geliebt«, wandte Rabbi Kaplan ein, der donnerstags das milde Lächeln meist hinter der Maske des ausgebufften Pokerspielers verschwinden ließ.
    »Zugegeben. Auf ihre Art hat sie sogar Louis geliebt.« Edward legte seine Karten hin.
    »Kann man das ohne Herz?« Der Rabbi legte seine Karten neben Robins aufgefächerte Hand und kassierte den ersten Pott des Abends. »Die elektrische Menora im Fenster war eine gute Idee, Robin.«
    Während Robin zur nächsten Runde gab, fragte Charles: »Ist sie mit beiden Religionen aufgewachsen?«
    »Kathy hat mit keiner Religion was am Hut. Wir glauben, dass sie für die Gegenseite arbeitet.«
    »Wie du redest …«, sagte der Rabbi. »Sie ist doch keine Kriminelle!«
    »Ach nein?« Edward knallte seine Karten auf den Tisch. »Jetzt mutet sie mir auch noch einen handfesten Diebstahl zu. Ich soll die persönlichen Notizen eines meiner Mitarbeiter an mich bringen und sie Charles übergeben. Bei der Polizei gibt es zu viele undichte Stellen, sagt sie. Dabei will sie nur Jack Coffey umgehen.«
    »Coffey sollte sich freuen, dass sie ihn nicht mit reinzieht«, sagte Robin. »Markowitz war immer heilfroh, wenn er nicht so genau wusste, was sie gerade am Laufen hatte.«
    Edward zog ein Bündel zusammengefalteter Blätter aus seiner Hüfttasche und schob sie Charles hin. »Hier hast du das Zeugs. Kein Mitarbeiter gibt so was gern aus der Hand, weil er sonst ganze Tage vor Gericht vertrödelt, um etwas zu vertreten, was im Grunde nur ins Unreine gesprochen war.«
    Charles hatte einen Straight Flush. Die anderen Spieler folgten Edwards Beispiel und legten die Karten hin. Woher wussten sie bloß immer so genau Bescheid? Gut möglich, dass die viermal fünfundzwanzig Cents, die im Pott lagen, sein einziger Gewinn bleiben würden. »War es denn was Interessantes?«
    »Sie wollte den Bericht

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