Der Mann, der die Frauen belog - Roman
über den Tod von Richter Hearts Mutter haben. Ich habe zu ihr gesagt, dass wir niemanden hinschicken, wenn der Hausarzt anwesend ist, aber es hat sich dann herausgestellt, dass in diesem Fall doch ein Mitarbeiter von mir da war. Muss der Fehler eines unerfahrenen Mannes in der Zentrale gewesen sein. Die alte Dame hatte innerhalb eines Jahres zwei Knochenbrüche, aber alte Knochen sind nun mal nicht so stabil wie junge. Über eine Exhumierung können wir erst dann reden, wenn sie handfeste Beweise vorlegt, das kannst du ihr ausrichten, Charles. Mit einem schönen Gruß von mir.«
Robin Duffy legte einen Umschlag neben Charles Butlers Karten. »Das sind die Unterlagen über Eric Franz, die sie haben wollte. Das Protokoll der Verhandlung über den Verkehrsunfall, bei dem seine Frau ums Leben kam. Er hatte Streit mit ihr, als es passierte. Aber wenn man den Zeugen glauben darf, war er bis zu dem Moment, als das Auto sie erwischt hat, mindestens einen Meter von ihr entfernt und hat sie nicht angerührt.«
»Hat sie sich nicht auch für den Unfall interessiert, durch den Franz erblindet ist?«, fragte Charles.
»Doch, natürlich«, bestätigte der Arzt. »Der liegt inzwischen drei Jahre zurück. Franz hat eine siebenstellige Abfindungssumme kassiert. Die Operation, mit der man versucht hat, ihm das Augenlicht zurückzugeben, war zunächst erfolglos. Ehe die zweite Nachuntersuchung fällig war, hat er den Arzt gewechselt, und von dem liegt kein Bericht vor.«
»Ist es denkbar, dass Franz später doch wieder sehen konnte?«
»Der Kollege, der ihn operiert hat, hat ihm eine höchstens zwanzigprozentige Chance gegeben.«
»Wozu hätte er den Blinden spielen sollen?«, wandte Robin ein. »Als das Gericht ihm die Entschädigung zusprach, war er eindeutig blind. Wäre er später wieder sehend geworden, hätte man ihn nicht dazu zwingen können, die Summe zurückzuzahlen. Und das Geld, das er nach dem Tod seiner Frau von der Versicherung bekommen hat, wurde für einen wohltätigen Zweck gespendet. Ich würde sagen, der Mann hat eine saubere Weste.«
»Warum holt sich Kathy ihr Zeug eigentlich nicht selber ab, Charles?«, fragte Edward.
»Sie wollte nicht mitkommen, weil sie von der Pokerrunde ausgeschlossen ist.«
»Soso …« Edward lächelte. »Ich will dir den wahren Grund verraten, Charles. Sie ist heute Abend nicht hier, weil sie direkten Kontakt mit diesen Unterlagen vermeiden will.«
»Kluges Kind«, sagte Robin mit fast väterlichem Stolz. »Diese Tricks hat sie von Markowitz. Keine lästigen Durchsuchungsbefehle, keine Spur, die der Anwalt der Gegenseite zurückverfolgen könnte.«
»Aber ist sie nun wirklich von der Pokerrunde ausgeschlossen?«
Die anderen drei sahen stur in ihre Karten und schwiegen sich aus.
»Warum?«
Robin hob den Kopf. »Wenn Helen abends mal wegging, hat Markowitz sie mitgebracht, und da hat sie immer so haushoch gewonnen, dass sie das Geld mit einer Schubkarre nach Hause schaffen musste.«
»Wenn’s hoch kam, hat sie mal dreißig Dollar bei einem Penny-Einsatz gewonnen«, verbesserte der Rabbi milde. »So entstehen Legenden.«
Charles mischte und gab Rabbi Kaplan die erste Karte. »Und was war der eigentliche Grund, Rabbi?«
»Du bist ein misstrauischer Mensch, Charles.«
Die zweite Karte bekam Slope.
»Da sieht man Mallorys schlechten Einfluss …«
Und die dritte der Anwalt.
»Das Mädel ist mit einem Pokergesicht zur Welt gekommen. Gegen so was haben gewöhnliche Sterbliche keine Chance.«
Charles wartete höflich lächelnd auf eine überzeugendere Antwort.
Robin gab sich einen Ruck. »Kathy ging auf eine piekfeine private Mädchenschule. Da hat sie ihren Mitschülerinnen das Pokern beigebracht.«
Charles teilte die zweite Runde Karten aus.
»Und als es dann so weit kam, dass sie pro Woche etliche Scheinchen kassierte, bestellte die Direktorin Helen und Lou zu sich«, sagte Edward.
Jetzt waren alle Karten verteilt.
»Wir waren unheimlich stolz auf unser Naturtalent, aber Helen war ziemlich unglücklich.«
»Das ist noch sehr vorsichtig formuliert«, ergänzte der Rabbi, der nur einen flüchtigen Blick auf seine Karten geworfen hatte.
Edward legte sein Blatt hin. »Weil Kathy nicht von der Schule fliegen sollte, hat Lou die Schuld auf sich genommen. Er hätte sich einen Spaß daraus gemacht, sagte er zu der Schulleiterin, Kathy das Pokern beizubringen, es sei unüberlegt gewesen, das habe er inzwischen begriffen, aber Kathy sei sich einfach nicht bewusst gewesen,
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