Der Mann, der die Frauen belog - Roman
für Sie tun, Charles?«
»Coffey hat mir erzählt, dass es Ihre Idee war, Mallory den Fall zu geben. Darf ich fragen, warum?«
»Wegen Amanda Bosch. Wenn eine so junge Frau stirbt, muss man einfach ein Zeichen setzen. Und Mallory ist so mit das Schlimmste, was man dem Täter antun kann.«
»Aber es ist gefährlich.«
»Wenn ihre Theorie stimmt, braucht sie ihn nur aus dem Bau zu locken.«
»Machen Sie sich keine Sorgen um Mallory?«
»Nein«, schwindelte Riker, denn er hatte Charles ehrlich gern.
»Aber so wie sie es anpackt, könnte sie ebenso gut –«
»Ohne Beweise können wir niemanden einbuchten. Manchmal wissen wir, wer es war, können aber den Täter nicht festnageln. Manchmal müssen wir einen Mörder laufen lassen. Zum Glück nicht oft. Aber ich wette, Mallory schnappt sich den Dreckskerl. Ich hab hundert Mäuse auf das Mädel gesetzt.«
»Aber damit wird sie praktisch zur lebendigen Zielscheibe!«
»Jeder Cop ist eine Zielscheibe. Und jetzt lässt sie sowieso nicht mehr locker. Glauben Sie wirklich, bei Ihnen im zivilen Leben wäre sie sicherer? Der Fall ist eine Traumnummer für sie, Charles. Dagegen kommen Sie mit Ihrer zahmen Consultingfirma nicht an.«
»Ich weiß.« Charles sah auf seine Schuhspitzen. »Aber sie braucht Beweise, die vor Gericht Bestand haben, und sie arbeitet gern am Rand der Legalität.«
»Mallory wird sich, wenn es sein muss, über sämtliche Vorschriften hinwegsetzen, und ich bin inzwischen schon fast so weit wie Markowitz und finde das gut.«
»Und was wird aus ihrem Job, wenn man sie bei diesen Tricks erwischt?«
»Dazu muss man wissen, wie Markowitz sie eingesetzt hat. Sicher, der Alte hatte Sie gern, Charles, aber von dem, was im Dezernat lief, hat er bestimmt nicht viel rausgelassen. Wer sich hier stur an die Vorschriften hält, kommt nicht weit. Mallory hat ihm beschafft, was er brauchte, auch die unmöglichsten Dinge, und er hat nie gefragt, ob das, was sie gemacht hat, legal war oder nicht. Das, was sie auf illegale Art bekommen hat, war zwar vor Gericht nicht zu gebrauchen, eignete sich aber bestens dazu, einen Täter weichzukochen. Mallory weiß etwas über diesen Mörder. Sie hat ein Gespür für so was. Zum Schluss hat sie ihn so weit, dass er denkt, sie hätte ihm über die Schulter gesehen, als er Amanda Bosch fertiggemacht hat. Mallory kriegt ihn, davon bin ich fest überzeugt.«
»Sie ist genauso verwundbar wie andere Menschen auch.«
»Darauf sind wir zuerst auch alle reingefallen, Charles. Eine so schöne, junge Frau, ein Engelsgesicht … da regt sich natürlich der Beschützerinstinkt.«
Charles nickte so lange vor sich hin, dass Riker ihn sacht am Arm packte und schüttelte, um ihn in die wirkliche Welt zurückzuholen. In jene unheimliche Welt, in der Mallory sich bewegte.
»Sie hat unwahrscheinlich kalte Augen«, sagte Riker ziemlich laut. »Wer die sieht, kriegt das große Zittern, auch wenn er nicht an der Flasche hängt wie ich. Sie hat einen schweren Revolver und schießt phantastisch. Ich schätze, Sie könnten ohne Gebrauchsanweisung so eine Kanone nicht mal laden, Charles.«
Riker lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch, während Charles versuchte, logisches Denken und seine hoffnungslose Liebe zu Mallory auf einen Nenner zu bringen. Ob Mallory wusste, wie es um Charles stand? Anzunehmen, dachte Riker. Und das nutzt sie weidlich aus.
»Schön, dass Sie vorbeigekommen sind, Charles«, sagte er leise. »Hoffentlich sehen Sie jetzt ein bisschen klarer.«
Charles landete, als er bei Robin Duffy hielt, mit seinem Wagen fast auf dem Gehsteig, so sehr war ihm der Anblick der Menora und des Weihnachtsbaums im Haus gegenüber in die Glieder gefahren. Da drüben hatten Louis und Helen Markowitz gewohnt. Und die waren beide tot.
Robin stand im warmen Licht der geöffneten Haustür. Frisch gefallener Schnee knirschte unter Charles Butlers Sohlen, als er durch den Vorgarten ging.
Nachdem er Robin begrüßt hatte, warf er noch einen Blick zu dem Haus mit der Weihnachtsbeleuchtung hinüber.
Robin lächelte zufrieden. »Wie in alten Tagen … Kathy weigert sich strikt, das Haus zu verkaufen.«
»Sie dürfte die Einzige sein, die in der Upper West Side wohnt und sich ein Sommerhaus in Brooklyn leistet«, sagte Slope, der aufgestanden war und Charles einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter gab. »Sie hatte eben schon immer einen Dickschädel.«
»Aber sie benutzt das Haus doch gar nicht«, wandte Robin ein. »Sie
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